Brilon/Berlin. Der CDU-Abgeordnete Patrick Sensburg denkt nicht im Traum daran, zugunsten von Friedrich Merz auf sein Bundestagsmandat zu verzichten.

Jetzt blickt die Bundespolitik auf das Hochsauerland: Vor einer Woche kündigte Friedrich Merz, unterlegener Bewerber um den CDU-Bundesvorsitz, exklusiv in dieser Zeitung an, dass er im Hochsauerland für den Bundestag kandidieren will. Im HSK gibt es allerdings schon einen CDU-Abgeordneten: Patrick Sensburg. Mit ihm haben wir gesprochen.

Sind Sie sauer auf Friedrich Merz? Schließlich will er Ihren Job.

Eher verwundert, dass er seine Kandidatur erklärt hat. Denn ich bin davon ausgegangen, dass er nicht mehr in einem Wahlkreis antreten will. Aber zur Demokratie gehören mehrere Bewerber, und das ist auch gut so.

Anfang des Jahres haben Sie Merz unterstützt, als er Bundesvorsitzender werden wollte. Und Merz hat Sie unterstützt, als Sie Ihre Kandidatur bekanntgegeben haben. Jetzt sind Sie Gegner. Schlechter Stil oder einfach Realpolitik?

Friedrich Merz ist ein besonderer Mitbewerber, weil er natürlich von früher hohe Sympathiewerte hat. Von daher ist das für den CDU-Kreisverband jetzt eine außergewöhnliche Situation. Gleichzeitig habe ich in den vergangenen zwölf Jahren gute Arbeit im Hochsauerlandkreis und in Berlin gemacht. Die Delegierten haben nun die Wahl, und ihnen kann man heute keine Vorgaben mehr von oben machen, sondern sie treffen ihre Entscheidung selbst.

Ich gebe mein Bestes für den Hochsauerlandkreis

Schmerzt Sie die Kritik aus den eigenen Reihen, Sie seien im Wahlkreis nicht präsent?

Ich sehe dies nicht so und ich gebe mein Bestes für den Hochsauerlandkreis und die Menschen unserer Region. Wäre es so, wäre solche Kritik ja auch schon vor meiner erneuten Kandidatur geäußert worden. Im Gegenteil: Gerade etwas für die Heimat bewegen zu können und den Hochsauerlandkreis gut da stehen zu lassen, macht ja die Freude an der Arbeit aus.

Hand aufs Herz: Könnte an diesen Vorwürfen Ihrer Gegner etwas dran sein?

Nein, da ist nichts dran. Ich bin auch der Überzeugung, dass man über andere Kandidaten nicht negativ sprechen sollte. Das kommt bei den Bürgerinnen und Bürgern nicht gut an.

In den sozialen Netzwerken zeigen Sie sich sehr häufig in Uniform als Präsident des Reservistenverbandes, zudem sind Sie Mitglied im Verteidigungsausschuss, im Rechtsausschuss sowie im Ältestenrat und Vorsitzender des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung – des sogenannten 1. Ausschusses. Ist das nicht ein bisschen viel?

Nein. Zum einen beweist es, dass ich in Berlin inzwischen ein erhebliches Wort mitreden kann, was sich auch positiv auf den Wahlkreis auswirkt. Zum anderen stehe ich natürlich zur Bundeswehr und unseren Soldatinnen und Soldaten und das muss man insbesondere als Mitglied des Verteidigungsausschusses auch nicht verstecken.

Wie wirken Sie für den HSK. Beispiele bitte.

Etwa durch zusätzliche Millionen für den Weiterbau der A46, die Denkmalförderung, den Digitalausbau und die Förderung der Kommunen, wie z.B. zuletzt, dass der Bund 90 Prozent der Sanierungskosten des Freibades in Meschede übernimmt. Ich könnte jetzt noch viele weitere Beispiele nennen.

In Berlin „ganz bestimmt nicht isoliert“

Also zielt der Vorwurf, Sie seien in Berlin isoliert, allein darauf, Ihren Ruf zu schädigen?

Wer Mitglied im Ältestenrat ist, wer Vorsitzender des 1. Ausschusses ist und wer gerade mit breiter Unterstützung in den Verteidigungsausschuss gewählt wurde, der ist ganz bestimmt nicht isoliert. Im Gegenteil: Viele, die 2009 in den Bundestag gekommen sind – so wie zum Beispiel der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Carsten Linnemann und ich – haben ihre beste Zeit noch vor sich. Wir alle haben die vergangenen Jahre genutzt, um Erfahrungen zu sammeln und uns zu vernetzen. Meine Fraktion unterstützt mich und baut mich auf.

Würde denn Friedrich Merz den Wahlkreis gut vertreten oder eher bundespolitische Akzente setzen wollen?

Ich glaube, dass alle Kandidaten gut geeignet sind. Wo jeder seine Schwerpunkte setzt, muss jeder für sich selbst sagen.

Aber in die hinteren Reihen des Parlaments würde sich Merz wohl nicht setzen, oder?

Niemand kann alleine bestimmen, welche Aufgaben er in einer Bundestagsfraktion oder einer Regierung wahrnimmt. Das Entscheidende ist doch, dass man Teamplayer ist. Und von daher werden bei solchen Fragen sicherlich viele mitzureden haben.

Wie entscheidend ist der Faktor Prominenz?

Es wird immer gesagt, dass die Währung der Politik Vertrauen und Verlässlichkeit ist. Das glaube ich auch, denn Delegierte oder Wählerinnen und Wähler treffen eine Entscheidung für die Zukunft und verleihen nicht eine Medaille für das, was man bisher gemacht hat.

Und die Sehnsucht nach den guten, alten Zeiten?

Es geht darum unsere Zukunft im Hochsauerlandkreis zu gestalten und dies in einer Welt, die globalisiert, vernetzt und vielfältig ist. Das Sauerland ist eine der stärksten Regionen, nicht nur in Deutschland. Es geht darum, sich zu behaupten und nach Corona noch besser aufzustellen. Da werden wir noch viel zu diskutieren haben.

Ausgleichsangebot denkbar? Nein!

Sehen Sie irgendeine Konstellation, die Sie dazu bringen könnte, auf Ihre Kandidatur zu verzichten?

Mir macht die Arbeit für den Hochsauerlandkreis seit bald zwölf Jahren große Freude. Und ich bin sicher, dass ich in der Zusammenarbeit mit vielen eine Menge für unsere Region erreicht habe. Darum habe ich frühzeitig erklärt, erneut anzutreten. Mir geht es nicht um Funktionen oder Positionen, mir geht es um das Engagement für meine Heimat, denn ich fühle mich mit ihr sehr verbunden.

Also nein?

Nein.

Auch nicht, wenn man Ihnen eine wichtige andere Aufgabe anbieten würde?

Das könnte ja nur der zukünftige Regierungschef oder die zukünftige Fraktion in Berlin nach der Bundestagswahl. Für mich ist aber sowieso vorrangig, dass ich mich für das Sauerland einsetzen kann. Das ist mir in den letzten Jahren mit ganz unterschiedlichen Funktionen in Berlin auch gut gelungen. Denken Sie nur an den Vorsitz im viel beachteten NSA-Untersuchungsausschuss.

Kann eine Kampfkandidatur einen der Kandidaten beschädigen?

Wenn ein Nominierungsverfahren sauber und fair durchgeführt wird, halte ich es eher für eine Bereicherung; das bringt viel Leben in eine Partei. Bei uns in der CDU hat es auf allen Ebenen echte Auswahl und faire Wahlen auf Parteitagen gegeben. Da können sich andere Parteien eine Scheibe von abschneiden.

Die Delegierten im HSK entscheiden in einer Veranstaltung in einem Stadion in Arnsberg. Vorteil Merz, weil er der beste Redner unter den Kandidaten ist?

Friedrich Merz ist wirklich ein herausragender Redner, aber ich bin mir sicher, dass es auf ganz viele Faktoren ankommt.