Bestwig.

Nach dem turbulentesten Jahresbeginn in der 40-jährigen Geschichte des Freizeitparks sieht die Mannschaft des Fort Fun Abenteuerlandes in Bestwig-Wasserfall der Saisoneröffnung am Karfreitag (6. April) mit großer Freude entgegen.

„Der Start ins Jahr war ein bisschen holprig“, sagt Marketingchefin Christine Schütte in schönster Untertreibung, und ihr gequältes Lächeln lässt zunächst nur erahnen, welche Spuren die sechs Wochen dauernde „Ära“ des mutmaßlichen Fort-Fun-Betrügers Matthäus Ziegler hinterlassen hat. Wenig später beschreibt sie die wahre Gefühlslage: „Wir waren in einem tiefen Loch. Aus dem wir aber wieder herausgekommen sind.“

Was sich im folgenden wie aus dem Lehrbuch eines fernöstlichen Alles-wird-gut-Meisters klingt, ist mehr als Zweckoptimismus. „Wenn man so etwas als Team durchlebt, macht das stark“, sagt die Marketingleiterin und verspricht, dass die Mitarbeiter das Erlebte in positive Energie umwandeln und ab jetzt nur noch nach vorne schauen. Zum Beispiel aus dem Saloon (in dem passend zur jüngeren Geschichte am 28. April drei Lesungen im Rahmen der „Criminale“ stattfinden) auf das blaue Gebäude direkt gegenüber - aus dem Souvenirshop wird ein Service-Punkt für die Parkbesucher. Eine Idee von Matthäus Ziegler. Ebenso wie der neue Zugang zum Rio Grande. „Wir haben einige sinnvolle Entscheidungen übernommen“, sagt der alte und neue Geschäftsführer Jan Reuvers, der seinem Kurzzeit-„Vorgänger“ („ein Träumer und Betrüger“) durchaus Ideen attestiert.

Die Familie Ziegler ist noch immer präsent in dem Park. So als müsse man beweisen, dass man die Geister, die man rief, tatsächlich los geworden ist, werden die Teilnehmer der Pressekonferenz in die Geisterbahn gelotst - die Ziegler abbauen ließ. Die Schienen sind bereits wieder verlegt, neue Projektionen sollen den Gruselfaktor unterstreichen. „Man wird nicht merken, was echt ist und was Fassade“, so Christine Schütte.

Ein Satz, den Beobachter auch auf den französischen Konzern Compagnie des Alpes übertragen könnten, der Fort Fun vermeintlich an Ziegler verkauft hatte. Jan Reuvers übt Selbstkritik. „Der Entscheidungszeitraum zwischen Weihnachten und Neujahr war zu kurz“, sagt der Niederländer und schickt noch ein Lob an die Nachbarn: „Eigentlich steht das Geschäftsleben in Deutschland für Seriosität und Realität.“

Mit der Rückübernahme von Fort Fun ist die vor zwei Jahren getroffene Grundsatzentscheidung, alle kleinen Parks abzustoßen nicht vom Tisch, sagt Reuvers, der sich keinen Illusionen hingibt: Die 6 Millionen Euro, die Ziegler geboten hat, sind nur schwer zu wiederholen. „Aber es gibt immer Menschen, die etwas kaufen.“ Grundsätzlich sei es für den Park am besten, wenn es in Familienbesitz gehe.

Bis dahin will man den Park zu neuem Schwung verhelfen. Das symbolisieren die 900 000 Euro, die vor dem Saisonstart investiert wurden. Unter anderem für die Auffrischung der Geisterbahn und Neuheiten wie eine Schürfanlage und einen Grill-Platz mit Minigolfanlage. Parkleiter Gordon Kosa ist optimistisch, dass die „sehr gute Zuschauerzahl des Vorjahres“ (knapp unter 300 000) erreicht wird.

Am 2. und 3. Mai haben die Bürger von Bestwig und Olsberg freien Eintritt. Matthäus Ziegler hatte ihnen eine Jahres-Freikarte versprochen. „Die zweitägige Aktion ist unser Dankeschön an die Region für die Unterstützung in einer schwierigen Zeit“, sagt Christine Schütte. Eine nette Geste. Da wollen wir verschmerzen, dass die „Sauerlandhalle“ nur noch als Zentrallager genutzt wird.