Hagen. Kinder trifft die Krise hart. Sie müssen auf viel verzichten. Aber gehört werden sie selten. Wie geht es ihnen? Was denken sie? Wir fragten nach.

Vor einigen Tagen schlugen die Experten noch mal richtig Alarm: Die Kinder seien eigentlich die größten Verlierer der Corona-Krise
. Fürwahr: Für die Kleinen und etwas Größeren muss das alles furchtbar merkwürdig sein. Niemandem zu nahe kommen, nichts anfassen, am besten zu Hause bleiben, Freunde nicht treffen können, Oma und Opa nicht in den Arm nehmen dürfen, Absperrungen überall – und Menschen, die Masken tragen als wäre schon wieder Karneval. Die Kita ist zu, die Schule größtenteils auch.

Die Kommunion? Abgesagt.

Die Geburtstagsfeier? Abgesagt.

Das Fußball-Training, die Ballettstunde, der Gitarren-Unterricht? Abgesagt.

Die Reise ins Schullandheim zum Ende der Grundschule? Abgesagt.

Die Liste der Einschnitte ist lang

Die Liste der Einschnitte und Maßregelungen ist lang. Länger als es eigentlich aushaltbar ist. Oder? Wie sehen das eigentlich die Kinder? Wie blicken sie auf diese Krise? Was stört sie? Wen oder was vermissen sie besonders? Oder vielleicht auch: Was gefällt ihnen gerade gut? Was gibt ihnen Kraft und Zuversicht?

Wir haben die Kinder in der Region gefragt. Die Antworten – stehen hier.

Finja Hartung (8).
Finja Hartung (8). © Birgit Engel | Birgit Engel



Finja Hartung, 8 Jahre, Attendorn: Ich vermisse meine Freundin Valentina. Wir waren schon im Kindergarten Freundinnen und gehen jetzt zusammen in die zweite Klasse der Sonnenschule. Wir malen und basteln gerne und springen Trampolin. Jetzt schreiben wir uns und schicken Fotos. Das ist aber lange nicht so gut wie das Zusammensein.


Tom und Max Gissinger, 8 und 11 Jahre, Olpe: Wir vermissen unsere Oma Christiane und dann unsere Oma Monika, mit der wir gerne Mensch-ärgere-dich-nicht spielen und bei der wir auch manchmal schlafen. Es fehlen uns auch die Hunde Pluto und Hektor unserer Nachbarin Judith. Und der Bolzplatz und die Spielvereinigung Olpe, weil da unsere Freunde sind.


Hannah Koch, 14 Jahre, Olpe: Mir fehlen alle meine Schulkameraden und ganz besonders der Sportunterricht, weil es immer so lustig ist und wir alle zusammenhalten. Und dann vermisse ich, dass wir uns nicht treffen können, um gemeinsam zu chillen oder einfach nur rauszugehen und rumzulaufen.


Jano Deimel, 8 Jahre, Medebach-Oberschledorn: Ich vermisse das Fußballspielen mit der E- und F-Jugend, meine Freunde in der Schule und das Spielen nachmittags. Doof ist auch, dass meine Kommunion verschoben und der Kontakt zu meiner Familie eingeschränkt ist. Außerdem habe ich am 9. Mai Geburtstag und kann nicht feiern. Die Schule fehlt mir, ich beneide die Viertklässler, die bald wieder rein dürfen. Aber dafür kann ich lange ausschlafen. Ich bin froh, dass wir die Natur direkt vorm Haus haben und raus können.

Finja Pfläging (10)..  
Finja Pfläging (10)..   © Rita Maurer | Rita Maurer



Finja Pfläging, 10 Jahre, Winterberg-Langewiese: Mir gefällt es, dass wir mit unserer Familie gerade viel Zeit gemeinsam verbringen, was auch schon oft sehr lustig war, und dass es der Umwelt besser geht als sonst. Cool ist, dass ich nicht so früh aufstehen muss und mir die Aufgaben selber einteilen kann. Aber ich vermisse schon die Schule, die Lehrer und besonders meine Freunde! Video-Chats sind nicht wie richtiges Zusammensein. Ich vermisse auch meine Hobbys Tennis und Hornunterricht. Wir spielen immer sonntags bei „Musik am Fenster“ mit, das finde ich gut. Schade ist, dass jetzt so viele Feste ausfallen müssen.


Janne Tuss, 13 Jahre, Winterberg-Niedersfeld: Ich vermisse das Proben mit unserer Niedersfelder Blasmusik, meine Freunde und das gemeinsame Fußballtraining. Trotzdem finde ich es auch nicht schlecht, so lange frei zu haben und mir die Hausaufgaben selber einteilen zu können.


Alanur Alanurova, 11 Jahre, Hallenberg-Hesborn: Was ich doof an Corona finde, ist, dass die Schulen geschlossen sind und ich mich nicht verabreden kann. Oder in einen Freizeitpark oder auf einen Spielplatz gehen darf. Gut finde ich, dass ich jetzt viel mehr Zeit habe und unsere Familie viel mehr zusammen ist als sonst.


Aylina Kordes, 10 Jahre, Menden: Ich habe mir gerade am Anfang viele Sorgen gemacht, dass wir das Virus bekommen, weil wir Asthmatiker in der Familie haben. Für die ist das gefährlich.

Nevio Onnis (7)
Nevio Onnis (7) © Daniel Berg | Daniel Berg



Nevio Onnis, 7 Jahre, Menden: Ich finde toll, dass ich meine Hausaufgaben immer mit meinem großen Bruder zusammen machen konnte. Er hat mir auch nicht viel vorgesagt.


Tabitha Stoffers, 9 Jahre, Siegen: Ich finde es doof, dass man seine Freunde nicht besuchen kann. Die Gemeinschaft fehlt mir doch sehr. Toll finde ich, dass ich mir aussuchen kann, wann ich meine Schularbeiten mache. Super gerne spiele ich in der Natur und bin da mit meinen Brüdern unterwegs.


Janina Christen, 13 Jahre, Kreuztal: Ich finde die ganze Corona-Zeit nicht gut, sie ist echt stressig. Die Leute machen Panik und hetzen einen. Zum Beispiel heißt es im Fernsehen oft, es gibt ein Impfmittel und Heilung und dann doch nicht. Die Leute werden dadurch in Panik versetzt. Man bekommt dadurch auch selber Angst. Ich selber habe Angst mich anstecken zu können und dann zu ältere Leute – zum Beispiel meinen Vater – wiederum gefährden zu können. Das einzig schöne an der Corona-Zeit ist, dass wir länger ausschlafen und länger aufbleiben dürfen.


Fabienne Grote, 11 Jahre, Hilchenbach-Müsen: Für mich ist die Corona-Zeit doof, weil man seine Freunde nicht treffen kann und Zuhause mit den Aufgaben ist das viel anstrengender als in der Schule. Was ich aber gut finde ist, dass man morgens länger schlafen kann. Auch wenn wir jetzt mehr Freizeit haben, könnte ich mich irgendwie doch nicht daran gewöhnen das Corona noch länger ist. Das Lernen in der Schule ist einfacher als Zuhause. Da bekommt man die Aufgaben besser erklärt. Das gute Wetter hat mir Kraft gegeben die Corona-Zeit gut zu überstehen.

Inga Fuhrmann (10).   
Inga Fuhrmann (10).   © Kai Osthoff | Kai Osthoff



Inga Fuhrmann, 10 Jahre, Hilchenbach: Am Anfang war das mit Corona noch alles neu. Dann hat man sich mit abgefunden. Jetzt, nach sechs Wochen ist es aber dann auch langweilig, weil man nichts mehr machen kann. Dass jetzt die Spielplätze wieder geöffnet sind, ist jedenfalls schon einmal eine gute Veränderung. So langsam freue ich mich auch wieder auf die Schule. Denn auch wenn ich während der Schulzeit manchmal keine Lust dahin habe, denke ich: Schule gehört aber irgendwie auch mit dazu. Meine Mutter hat mir in den letzten Wochen Kraft gegeben, da sie immer wieder gesagt hat, dass es bald vorbei ist mit Corona.


Luisa Poralla, 5 Jahre, Hagen: In der Woche war Papa immer weit weg arbeiten. Jetzt war er die ganze Zeit da und wir konnten abends zusammen verstecken spielen. Das war schön. Aber ich kann mich besser verstecken als er.


Nick Kania, 5 Jahre, Hagen: Wir haben vor ein paar Tagen Verwandte besucht, da musste auch ich eine Maske tragen. Ich habe mich damit gefühlt wie ein Doktor.


Ashley (12) und Kacey Deckert (11), Hagen: Wir vermissen unsere Freunde in der Schule. Mehr Zeit mit der Familie ist zwar schön, aber meine Schwester und ich gehen uns gegenseitig schon manchmal auf die Nerven. Es gibt Tage, da streiten wir wegen jeder Kleinigkeit. Wenn wir in die Schule gehen, ist das weniger der Fall.