Hagen.. Die Kosten für Trinkwasser driften in NRW weit auseinander – zwischen Burbach und Eslohe liegen Welten. Tabelle: Das kostet Wasser in der Region.
1000 Liter (ein Kubikmeter) Trinkwasser kosten im Durchschnitt in Nordrhein-Westfalen 1,67 Euro. Eine Menge, die lange reicht? Falsch. Jeder verbraucht im Schnitt am Tag 133,4 Liter.
Mindestens 80 Liter davon werden für Duschen, Baden und Toilettenspülung verbraucht, 5 Liter für Essen und Trinken. Die Zahlen hat das Statistische Landesamt für 2016, Stand Januar, ermittelt. Die Kosten sind danach seit Anfang 2014 nur um einen Cent gestiegen. Abwasser ist teurer. Hier kosten 1000 Liter im Schnitt 2,67 Euro. Das sind sechs Cent mehr als 2014.
Zum besseren Verständnis: Nicht mit eingerechnet sind in diesem Zahlenwerk die Gebühren der Grundstückseigentümer für Niederschläge sowie die nicht vom Verbrauch abhängigen Grundgebühren für den Zähler.
Die Preisspanne
Wer vermutet, Trinkwasser kostet überall im Land den selben Preis, der liegt falsch. Die Spanne der Kosten je Kubikmeter ist überraschend groß. Sie reicht von 0,79 Euro in Hövelhof (Kreis Paderborn) bis zu 2,66 Euro in Solingen.
Die Günstigen
In Südwestfalen sind die Kosten für Trinkwasser im Hochsauerlandkreis am niedrigsten. Eslohe mit 0,89 Euro vor Brilon und Schmallenberg mit jeweils 1,10 Euro und Winterberg mit 1,13 Euro bilden das Spitzenquartett der Kommunen. Bestwig, Olsberg und Meschede mit jeweils 1,34 Euro fallen deutlich ab. Dazwischen mogeln sich Warstein mit 1,12 Euro und Rüthen mit 1,23 Euro aus dem Kreis Soest. Hier hält Wenden im Kreis Olpe mit 1,24 Euro noch mit. Zur besseren Einschätzung ein Blick auf die Großstädte: Dortmund liegt bei 1,68 Euro, Hagen bei 1,94 Euro, die Landeshauptstadt Düsseldorf bei 1,89 Euro.
Die Teuren
Zu den Preishochburgen gehören Burbach mit 2,21 Euro, Freudenberg mit 2,09 und Wilnsdorf mit 2,04 Euro im Kreis Siegen-Wittgenstein mit 2,20 Euro, Altena mit 2,09 Euro und Kierspe mit 2,01 Euro im Märkischen Kreis stehen dem nicht viel nach.
Das Abwasser
An der Stelle dürfen drei Zahlen zum Abwasser nicht fehlen. Mit 4,58 Euro pro Kubikmeter nimmt Erndtebrück nicht nur im Kreis Siegen-Wittgestein sondern landesweit eine Spitzenposition ein. Zum Vergleich: Reken (Kreis Borken) im Münsterland kassiert 1,07 Euro. Unangefochtener Spitzenreiter ist Monschau in der Eifel mit 5,55 Euro. Einen Sprung von 20,5 Prozent innerhalb von zwei Jahren, von 2,39 Euro auf 2,88 Euro, hat Bad Berleburg gemacht. Warum? Weil die Kläranlage umfangreich umgebaut worden ist, so die Antwort der Stadtwerke.
Die Bewertung
Der Bund der Steuerzahler NRW ist von der Aussagekraft dieser statistischen Erfassung der Wasserpreise nicht überzeugt. „Es gibt zahlreiche methodische Mängel“, sagt Harald Schledorn. Der Gebührenreferent beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren damit. „Den Kommunen wird damit für die Preise ein Persilschein ausgestellt.“ Der 56-Jährige kritisiert die Vereinfachung. Nicht alles sei bei der Preiskalkulation der Topographie und der Infrastruktur, die überall unterschiedlich ausfalle, geschuldet. „Die Kommunen haben einen Ermessungsspielraum bei der Kalkulation der Kapitalkosten, die nirgendwo auftauchen. Ich denke da an den sogenannten Nominalmischzinssatz.“ In Hagen liege er bei 6,4 Prozent, in Hemer gar bei 7,00 Prozent. „Anderswo sind es, Beispiel Olpe, nur 3,5 Prozent.“
Das Fazit
Auch wenn Gemeinden nach dem Kommunalabgabengesetz keine Gewinne mit den Wasser- und Abwassergebühren erzielen dürfen, gibt es offenbar Stellschrauben, an denen sie zu Gunsten ihrer Einnahmen drehen können.