Hagen. Wird es zu einer Welle von Absagen kommen? Die Konfusion in den NRW-Städten ist groß. Deren Verband rät: Auch kleinere Events kritisch prüfen.
Die Städte und Kreise in der Region stehen noch ratlos der Ankündigung von Ministerpräsident Armin Laschet gegenüber, dass Nordrhein-Westfalen der Empfehlung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) folgen werde. Der hatte am Wochenende geraten, alle Veranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern wegen des Coronavirus’ abzusagen.
Vollziehen müssten solch einen Schritt die Kommunen vor Ort. Doch denen fehlt noch eine tragfähig Aussage der Landesregierung, wie sie vorgehen sollen. „Das NRW-Gesundheitsministerium prüft gerade im Dialog mit allen Beteiligten, wie das effektiv und angemessen gelingt“, so dessen Sprecherin Miriam Skroblies gegenüber unserer Zeitung. Wann das soweit sein wird, ist unklar.
NRW-Städte können wohl nicht in Regress genommen werden
Und deshalb rät der Städte- und Gemeindebund Nordrhein-Westfalen, der Empfehlung Spahns schon jetzt zu folgen. „In Absprache mit den zuständigen Gesundheitsämtern der Kreise sollten Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern abgesagt werden“, so Andreas Wohlland, Beigeordneter bei dem Spitzenverband der NRW-Städte und Gemeinden. Und auch Veranstaltungen mit geringeren Teilnehmerzahlen sollten kritisch geprüft werden. Auch nach dem Kriterium, wie groß die Besucherdichte sei.
Bei der Landesregierung hat der Städte- und Gemeindebund eine verbindliche Aussage angefragt, ob die Kommunen bei Absagen Regressansprüche von Veranstaltern zu befürchten haben. Noch fehlt die Antwort, die vorläufige Einschätzung lautet aber: Es spreche viel dafür, dass die Kommunen nicht in Regress genommen werden könnten.
Siegen sagt Sportlerehrung ab, der EN-Kreis zieht sie durch
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Noch wird in den Städten und Kreisen höchst unterschiedlich verfahren. Während die Stadt Siegen gestern Nachmittag die für Dienstag geplante Sportlerehrung abgesagt hat, zieht sie der Ennepe-Ruhr-Kreis am gleichen Tag durch. Der Krisenstab habe keinen Grund gesehen, die Veranstaltung abzusagen. Um für den Fall vorbereitet zu sein, dass einer der gut 250 Gäste zu einem bestätigten Coronapatienten wird und es gilt Kontaktpersonen zu ermitteln, werden alle Teilnehmer gebeten, Namen, Wohnort und Telefonnummer schriftlich zu hinterlassen und in eine Box zu werfen.
„Geöffnet wird sie nur, wenn wir die Daten tatsächlich benötigen“, erläutert Michael Schäfer, Leiter des Krisenstabs. Den Schritt rät der EN-Kreis auch allen anderen Veranstaltern. „Zu Absagen gibt es aktuell keine verbindliche Anweisung, die Kommunen und Organisationen einheitlich vorgibt, wie zu handeln ist“, skizziert Schäfer.
Hoffnung bei Hansetag und Karl-May-Festspielen
Und so interpretiert bislang jeder die Worte von Spahn und Laschet zumindest leicht unterschiedlich: Der Märkische Kreis sieht die Empfehlung, „nicht als Weisung des Landes“, so Sprecher Hendrik Klein. Weiterhin gelte, dass jeder Veranstalter für sich selbst entscheide.
In Brilon hoffen die Organisatoren des großen 40. Hansetages mit erwarteten Tausenden Gästen aus vielen Ländern auf den Zeitfaktor: Bis Juni gebe es hoffentlich eine andere Lage. Ähnlich auch bei den Karl-May-Festspielen in Lennestadt-Elspe: „Wir machen uns im Moment keine Sorgen wegen des Coronavirus’, behalten die Entwicklung aber natürlich im Auge“, sagt Ingrid Mause aus der Geschäftsleitung. Premiere der neuen Inszenierung „Der Ölprinz“ ist am 20. Juni.
Jörn Raith, Chef der Stadthalle Hagen, in der viele Großveranstaltungen, Kongresse und Messen stattfinden, wartet auf eine ganz konkrete Ansage der Stadt, ab wann welche Veranstaltungen abgesagt werden müssen. Es gebe Notfallpläne. „Wir sind vorbereitet“, sagt er. Freitag kommt Kabarettist Dieter Nuhr nach Hagen, ausverkauft, 1650 Leute. Was daraus wird? Weiß noch keiner. Manche Veranstalter rufen schon bei ihm an. „Die brauchen ja auch Planungssicherheit.“