Hagen. Wer die Welt retten will, muss auch über den Energieverbrauch nachdenken. Reporter Daniel Berg macht mit der Verbraucherzentrale den Selbsttest.
Ich vertraue Ihnen etwas an, auf das ich nicht sehr stolz bin, weil ich das Gefühl habe, dass das bald zwanghaft wird: Ich bin einer der Typen, die im Supermarkt die Deckel der Kühltruhen zuschieben, während ich denjenigen leise verfluche, der sie offengelassen hat.
Dabei habe ich durchaus auch Grund, mich selbst zu verfluchen. Denn während ich mich um die Ressourcen im Supermarkt kümmere, weiß ich doch wenig über mein Zuhause. Wo sitzen die Stromfresser? Was kann ich besser machen, um ressourcenschonend zu leben und unseren Planeten ein bisschen gesünder zu machen?
Was kostet der Strom?
Frau Blömer weiß es. Die Dame ist Diplom-Ingenieurin und arbeitet für die Verbraucherzentrale. Ihr Auftrag: Bei mir zu Hause Energie zu sparen, wo es möglich ist. Da ist sie.
Die erste Frage ist grundsätzlicher Art: Was kostet Ihr Strom?
Weiß ich natürlich nicht. Wir schauen in die Unterlagen.
„34 Cent pro Kilowattstunde“, sagt sie. „Das ist viel.“
Ist mir neu.
Sie lächelt. „Sie sind bei Ihrem Anbieter in der Grundversorgung und können den Vertrag innerhalb von zwei Wochen kündigen.“
Toll, denke ich.
„Aber diese Flexibilität lässt sich der Anbieter bezahlen.“
Macht Sinn.
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„Viele Kunden wissen gar nicht, dass sie in der Grundversorgung sind. Das ist der Klassiker.“
Tröstlich.
„Längere Laufzeiten sparen Geld“, sagt sie. 26 Cent wären derzeit ein normaler Wert.
Heißt: Ich möge doch bitte über einen Wechsel des Anbieters nachdenken. Wie man den richtigen Anbieter findet? Über Vergleichsportale im Internet, „verivox.de“ und „check24.de“ empfiehlt mir die Dame von der Verbraucherzentrale, die natürlich selbst auch Ansprechpartner ist. „Ökostrom ist oft günstiger als Standard- oder Grundversorgungstarife der lokalen Versorger“, sagt man mir: „Damit können Sie Geld sparen und einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.“
Auf Zertifizierung achten
Wichtig sei dabei, sagt man mir, darauf zu achten, dass die ökologische Produktion des Stroms beim jeweiligen Anbieter zertifiziert ist. Mit den Labels „ok-Power“ und „Grüner Strom“ sei ich auf der sicheren Seite.
Wir begeben uns in die Küche. Frau Blömer schaut sich um, führt ein Ipad mit sich, auf dem sie notiert, Zahlen in Masken eingibt – und aufschaut. Hmh, macht sie und murmelt: Kühlschrank nicht neben Wärmequelle, gut.
Aber was ist das? Eine zweite Kühlgefrierkombination? Ihr Blick fragt: Brauchen Sie den wirklich? Nun, was braucht man schon wirklich? So oder so, sagt Frau Blömer: „Achten Sie auf die Temperatur in den Geräten: sieben Grad im Kühlschrank und minus 18 in der Tiefkühltruhe sind kalt genug. Alles andere kostet nur unnötig Energie.“ Jedes Grad weniger bedeute sechs Prozent mehr Stromverbrauch, sagt die Fachfrau.
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Sie schaut auf die Stereoanlage. Gutes Ding, nur relativ alt, noch mit einem Fach für Kassetten. Rot leuchtet der Punkt, der darauf hinweist, dass sich das Gerät im Standby-Modus befindet. Heißt ja eigentlich: ausgeschaltet. Frau Blömer misst mit einem Gerät den Stromverbrauch: 7 Watt pro Stunde. Macht 61 Kilowattstunden im Jahr. Das sind bei meinem Tarif mehr als 20 Euro. Zusammen mit den anderen Geräten, die ich ausgeschaltet wähne, die aber trotzdem Strom ziehen wie Fernseher (0,6 Watt), Kaffeemaschine (0,6), Telefon (1), Spielkonsole (0,2), Mikrowelle (2,5), Drucker (1), Notebook (0,8) ergibt sich übers Jahr ein erstaunliches Einsparpotenzial von 47,38 Euro. Was ich dafür tun muss: Nach der Benutzung der Geräte den Stecker ziehen oder die Geräte an eine abschaltbare Steckdosenleiste anschließen.
Akkuladekabel in der Steckdose belassen kostet auch Geld
Apropos Stecker ziehen: Ein Kabel, das aus einer Steckdose wuchert, ohne in ein Gerät zu münden, erweckt die Aufmerksamkeit von Frau Blömer. Akku-Ladekabel, fürs Handy. Hängt immer da. Hängt da aber bald nicht mehr. Denn auch das kostet Strom, ein Watt pro Stunde, drei Euro im Jahr. Würde jeder der rund 50 Millionen Handybesitzer in Deutschland das Kabel für einige Stunden am Tag in der Steckdose belassen, dann wären das – so errechnet es der Energieriese Vattenfall – 6,5 Millionen Kilowattstunden völlig verlorener Strom pro Jahr. Damit ließen sich 2.100 durchschnittliche Zweipersonenhaushalte ein Jahr lang versorgen.
Waschmaschine schön voll machen
Nächster Halt: Wäscheraum. Drei Dinge sind wichtig, sagt Frau Blömer. Erstens: Waschmaschine voll machen. „Ruhig mal die Wäsche wiegen, um ein Gefühl für die mögliche Füllmenge zu erhalten.“ Auch die Temperatur – zweitens – spielt eine Rolle: je höher, desto mehr Energie wird gebraucht. Maximal 60 Grad, alles darüber hinaus nützt meist wenig, kostet aber mehr Strom. Drittens: „Den Schleudergang so hoch wie möglich wählen, damit der Trockner – falls vorhanden – weniger Arbeit hat."
Immerhin: Das Fazit von Frau Blömer bei mir zu Hause fällt dann doch gut aus. Kein Wunder: Auf die schlimmsten Stromfresser verzichte ich ja auch. Diese seien: Klimaanlage, Wasserbetten und Aquarien.
Weitere Tipps zum Energie und/oder Geld sparen:
1. Schaffen Sie sich Durchflussbegrenzer an! Die kleinen Aufsätze gibt es für bis zu zehn Euro zum Beispiel im Baumarkt. Die speziellen Düsen werden auf den Wasserhahn oder auch vor den Duschkopf montiert und mischen dem Wasser Luft bei, so dass die Durchflussmenge konstant auf – je nach Modell – sieben Liter pro Minute begrenzt wird, ohne dass das bei der herkömmlichen Benutzung deutlich merkbar wäre. Damit lassen sich rund 50 Prozent des verbrauchten Wassers einsparen.
2. Sparen Sie einen Teil der Abwassergebühren! Besonders interessant für alle Haus- und Gartenbesitzer. Denn sie zahlen für jeden verbrauchten Liter Wasser auch eine Abwassergebühr an die Stadt. Doch Wasser, das im Sommer im Garten verbraucht wird, versickert und gilt daher nicht als Abwasser. Mit einem Gartenwasserzähler lässt sich die dort verbrauchte Menge von der Trinkwassermenge in Abzug bringen. Und damit: bares Geld sparen. Wichtig: Nutzung, Anbringung und Wartung vorher mit dem lokalen Anbieter besprechen.
3. Wechseln Sie zur LED-Lampe! Nicht ganz neu, trotzdem wahnsinnig effektiv. Denn mit LED-Leuchten lassen sich 90 Prozent des Energieverbrauchs für Licht einsparen. Und das Beste: Die Dinger halten auch noch länger als die Birnen.
4. Lüften Sie regelmäßig und richtig! Dreimal täglich stoßlüften tauscht die Luft im Wohnraum aus. Das hilft, Energie zu sparen. Denn trockenere Luft erwärmt sich schneller als feuchte und abgestandene.