Unsere Redaktionen sind längst leer, Home-Office ist seitdem angesagt. Ein Privileg, gewiss. Aber eines, das merkwürdige Blüten treibt.
Die Redaktionsräume sind sicherheitshalber längst leer. Unsere Redakteure arbeiten seitdem für unbestimmte Zeit im Home-Office. Das Büro im Wohnzimmer ist ein Privileg. Es kann nerven kosten, aber auch eine Chance sein. Begleiten Sie uns durch die kommenden Wochen.
Heute für Sie im Dienst: Reporter Daniel Berg.
In der ersten Episode dieser Kolumne berichtete ich Ihnen, das man viel lernt über die Menschen, die sich mit einem im Home-Office befinden. Und über sich. Und dass das nicht immer erfreulich ist. Eigentlich ungern gehe ich ins Detail, weil all das kein gutes Licht auf mich wirft. Auf meine Fähigkeit, mich zu organisieren, zu strukturieren, zu disziplinieren.
Aber nennen wir das Kind beim Namen: Home-Office bedeutete für mich vor allem in den ersten Tagen ein beträchtliches, nicht gekanntes Maß an Verwahrlosung. Es gelingt mir schlicht nicht, mir etwas anzuziehen, das nicht vornehmlich gemütlich ist. Und wenn ich doch schon etwas habe, das gemütlich ist, warum sollte man das dann vom einen auf den anderen Tag wechseln? Die Gattin begrüßt mich derzeit gern mit den Worten: „Schöner Pulli. Ist heut' schon wieder gestern?“
Brad Pitt oder David Beckham? Weder noch!
Gemeine Frage, weil man ja mit den Tagen sowieso durcheinander kommt. Also: Ist heute schon wieder gestern? Ist morgen wieder vorgestern? Und überhaupt: Was die Zukunft wohl bringt? Weiß keiner. Was man weiß: ein Frisörbesuch wird‘s eher nicht sein, haben ja alle geschlossen. Also selber machen. Radikale Lösung mit dem Rasierer. Insgeheim hoffte ich ja warum auch immer, nach der Eigenbehandlung auszusehen wie David Beckham oder Brad Pitt ohne Haare. Nun, nein, tu‘ ich nicht. In einer Zeit mit vielen Fragen ohne Antworten ist das zumindest ein kleines Stückchen Gewissheit.