Hagen.. Trotz Waldbrandgefahr und Ernteausfällen: Warum der heiße, trockene Sommer für Südwestfalen viel Gutes hat.

Waldbrände, Ernteausfälle, Kreislaufprobleme. Das alles ist bereits Thema gewesen. Da mag man kaum zugeben, den wunderbaren Sommer in diesem Jahr zu genießen und nicht nur im Urlaub, sondern auch bei der Arbeit in mediterran guter Stimmung zu sein. Deshalb hier ein paar gute Argumente, warum man sich über Sommer und Hitze freuen kann.

Für die Psyche

Die Arbeit wird leicht für Manush Bloutian. „Viele depressiv erkrankte Jugendliche verbringen einen Großteil ihrer Freizeit isoliert und in ihrem Zimmer“, sagt die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin aus Wetter. „Die Sonne lockt sie nun heraus – ins Freibad zum Beispiel. Einige haben sich sogar eine Saisonkarte geholt“, erzählt Manush Bloutian zufrieden. „Dort treffen sie andere Jugendliche, machen positive Erfahrungen.“

Mit steigender Tageslicht-Dosis erhöhe sich der Vitamin-D-Spiegel, so Manush Bloutian. Eine Ursache von depressiven Symptomen könne nämlich auch ein Mangel an Vitamin D sein, erklärt die Therapeutin. „Eine zu geringe Vitamin-D-Konzentration kann mit dem so genannten Winterblues einhergehen. Denn Vitamin D ist an der Synthese des Glückshormons Serotonin beteiligt. Immunsystem und Psyche werden durch die Sonne unterstützt. Der Supersommer tut vielen meiner Patienten gut und unterstützt den Genesungsprozess.“

Für die Pendler

Ferienzeit, weniger Pendler, freie Autobahnen. Eine Rechnung, die in den vergangenen Jahren selten aufgegangen ist. Denn wenn es regnet und zugleich der Grünschnitt ansteht, geht es doch wieder nicht voran. In diesem trockenen Sommer aber wachsen Gräser, Sträucher und Unkraut weniger schnell. „Wir müssen seltener mähen“, sagt eine Sprecherin von Straßen NRW in Gelsenkirchen.

Vor Schildern, in Kurven oder an Einmündungen, wo die Sicht frei sein muss, wird „nach Augenschein“ geschnitten. Das sei ist in diesem Jahr deutlich seltener nötig als in anderen. Es bleiben aber viele Baustellen.

Für die Bauern

„Die Ernte ist in diesem Jahr ein Kinderspiel“, kann selbst Friedrich Frens, Landwirt aus Fröndenberg, dem Sommer noch etwas Gutes abgewinnen. Getreide, das durch zu viel Regen und Wind zu Boden gegangen ist – das gebe es in diesem Jahr nicht. „Es steht gut“, sagt Friedrich Frens zufrieden.

Nachtrocknen muss der Landwirt auch nicht. Im vergangenen Jahr hingegen holte er das Getreide zwischen Regenschauern vom Feld.

Für die Solarzellen

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. © Unbekannt | Unbekannt

Strom erzeugt Friedrich Frens selbst über seine Photovoltaikanlagen. Im vergangenen Jahr sei der Ertrag eher unterdurchschnittlich gewesen, „in diesem Jahr läuft es ziemlich gut“. Eine 30-Kilowattstunden-Anlage habe allein im Monat Mai gut 1000 Kilowattstunden mehr produziert als im Mai des Vorjahres, rechnet Carl-Georg Buquoy von der Energieagentur NRW vor. Zur Einordnung: Eine Familie verbrauche pro Jahr etwa 4000 Megawattstunden.

Für die Freibäder

Nirgends dürfte die Stimmung derzeit so gut sein, wie in den Freibädern. 20 000 Gäste etwa hat Lucas Mitschke im Waldfreibad Brilon-Gudenhagen in diesem Sommer bereits gezählt. In einem gewöhnlichem Sommer seien es zu diesem Zeitpunkt gerade einmal halb so viele, schätzt er zufrieden.

Ein Trend, den Dirk Haupt, Badeleiter im Schmallenberger Wellen-Freibad bestätigt. 11 000 Gäste hat er bereits gezählt – so viele wie in der kompletten Saison des Vorjahres. Das Schmallenberger Wellenfreibad ist nur bei gutem Wetter geöffnet – in diesem Sommer schon an 42 Tagen. 2017 dagegen gab es insgesamt nur 38 Öffnungstage. Und fast fünf Wochen Sommerferien liegen noch vor den Freibädern.

Für die Gastronomie

Der Rekord ist geknackt: 16 000 Eisschalen hat das Dortmunder Franchise-Unternehmen Kuhbar, mit Standorten in Hagen, Menden, Iserlohn, Herdecke, Gevelsberg und Schwelm allein im Juli produziert. Im vergangenen Jahr lag der Jahresrekord bei 11 000 Eisschalen im Monat, also Bottichen, aus denen die Kugeln mit dem Portionierer geholt werden. „Das ist ein sehr gutes Geschäftsjahr für die Außengastronomie“, sagt Lars Martin von Hotel und Gaststättenverband Dehoga in Hagen. Weniger in der heißen Mittagszeit, aber doch in den Biergärten, die auch am Abend geöffnet sind. Natürlich verzeichne man ein Umsatzplus, bestätigt Jürgen Laarman vom „See:Sicht“ am Biggesee in Olpe-Sondern.

Das allerdings ist für ihn nicht einmal das Beste an diesem schönen Sommer. „Die Atmosphäre ist besser als in verregneten Jahren“, sagt er. Dann hätten die Gäste selbst im Urlaub wenig Geduld und Zeit. „Jetzt haben sie gute Laune, sind locker. Da macht es Spaß.“