Warstein.. Polly und Tom sind die Attraktion der 24. Warsteiner Internationalen Montgolfiade – so heißen die beiden Känguru-Sonderformen, die nicht nur Kinderaugen leuchten lassen. Und Pilot Filipe Tostes aus Brasilien kündigt für das kommende Jahr bereits noch attraktivere Ballone an. Wir trafen den symphatischen Piloten.

Kängurus sind das Markenzeichen Australiens – eigentlich. Dass die Beuteltiere aber auch aus Brasilien stammen können, beweisen dieser Tage Filipe Tostes und Mauro Chemin. Die beiden Südamerikaner sind die Piloten der Känguru-Familie, die auf der Warsteiner Internationalen Montgolfiade (WIM 2014) nicht nur Kinderaugen leuchten lässt.

Mit einem Volumen von jeweils 3600 Kubikmetern gehören die beiden Kängurus Tom und Polly zu den größten Sonderformen auf der WIM. „Damit sind wir auf jedem Ballonfestival die Hauptattraktion“, sagt Filipe Tostes, der Pilot einer der beiden Ballone, „viele schauen mit großen Augen zum Himmel, wenn wir vorbei fahren.“ In Europa gebe es nicht viele neue Sonderformen. „Da sind wir oft die einzigen, die die Zuschauer noch nicht gesehen haben.“

Ballonhüllen vor vier Jahren gebaut

Das Känguru-Paar Tom und Polly, die noch dazu zwei Babys im Beutel trägt, soll den Familiengedanken symbolisieren, sagt Filipe Tostes. „Früher gab es auch noch einen kleinen Modellballon, der die Familie komplettierte.“ Das Unternehmen Victoria Balloons von Mauro Chemin, der zugleich Pilot von Polly ist, hat die Ballonhüllen vor vier Jahren gebaut. Mit der Sonderform „Woody Woodpecker“ waren sie 2012 bereits auf der WIM zu Gast, im vergangenen Jahr war eigentlich ein Besuch mit der Wespe „Yellow Jacket“ geplant, die in diesem Jahr vom befreundeten Piloten Francisco Naccarato gefahren wird .

Immer größer wird die Hülle von Känguru Polly beim Einheizen auf dem Startplatz.
Immer größer wird die Hülle von Känguru Polly beim Einheizen auf dem Startplatz. © Hartwig Sellmann/FD | Hartwig Sellmann/FD

Beim Abendstart am Dienstag gingen die beiden Kängurus nun zum ersten Mal in die Luft. „Das war wirklich toll, weil viele Leute am Startplatz standen“, schwärmt Filipe Tostes, „wir sind über viel Wald gefahren und dann nur zehn Meter voneinander entfernt gelandet.“ Auf Anhieb seien viele Kinder zum Landeplatz gelaufen und haben beim Einpacken der 290 Kilogramm schweren Hülle geholfen. „Solche Momente sind es wert, den großen Aufwand zu betreiben“, ist der 33 Jahre alte Ballonpilot überzeugt.

Equipment von Brasilien nach Europa transportiert

Das gesamte Equipment von Brasilien nach Europa zu transportieren sei „nicht leicht und nicht günstig“, sagt Tostes, „aber wir bekommen viel Hilfe von Freunden.“ Das Geld, das die Brasilianer für manche Festivalbesuche erhalten, sei komplett in neues Material investiert worden, das nun in Europa gelagert wird. Alternativ sind Bekannte aus der Ballon-Szene gerne bereit, das Team zu unterstützen. „Manchmal leihen wir uns das Equipment“, sagt Tostes.

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Ballonpiloten aus Brasilien steigen gerne in den Himmel

Der brasilianische Ballonpilot Mauro Chemin macht seine Sonderform
Der brasilianische Ballonpilot Mauro Chemin macht seine Sonderform "Polly" startklar bei der WIM. © Hartwig Sellmann/FD | Hartwig Sellmann/FD

Am vergangenen Mittwoch lieh sich der 33-Jährige gleich einen ganzen Ballon – für den Außenstart am Flughafen Paderborn/Lippstadt. „Ich bin noch nie von einem internationalen Flughafen gestartet“, erzählt Tostes. Kurz zuvor seien dort noch große Maschinen abgehoben „und dann wurde der gesamte Flugbetrieb für eine halbe Stunde gestoppt – nur für uns.“

Sonderformen startet auch bei mäßigem Wetter

Abends rüsteten Filipe Tostes und Mauro Chemin ihre Ballone zwar auf, aber das Wetter verhinderte einen Start. „Dabei sind wir meistens die einzigen Sonderformen, die abheben, auch wenn das Wetter nicht perfekt ist“, sagt er, „weil wir einfach zu gerne Ballon fahren – wir tun das aus vollem Herzen.“

Der plötzliche Regen überraschte die Ballonfahrer am Mittwochabend. „Danach mussten wir die Hülle drei Stunden lang trocknen.“ Aber als Beschwerde will Tostes das nicht verstanden wissen. „Dadurch sind wir vielen Ballönern noch ein bisschen näher gekommen“, sagt er, „und diese Gemeinschaft ist es doch, die das Ballonfahren ausmacht.“

2015 kommt die Crew wieder nach Warstein

Gerne würde Tostes den Warsteinern die Hüllen noch einmal vom Himmel aus präsentieren. „Wir warten auf besseres Wetter, vielleicht ja am Samstagabend.“ Die brasilianische Ballon-Crew wird in jedem Fall auch im kommenden Jahr wieder in Warstein gastieren, verrät Filipe Tostes – mit neuen Sonderformen. „Nicht so groß wie die Kängurus“, kündigt er bereits an, „aber wir werden sie damit trotzdem übertrumpfen.“

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