Hagen.. Die Stadt Hagen hat sich mit dem A 45-Superblitzer, der stationären Radaranlage vor der Lennetalbrücke, den roten Teppich ausgelegt. 178 000 Pkw, Lkw und Motorräder begaben sich seit dem Start vor einem Jahr unfreiwillig in ein Blitzlichtgewitter. In die klamme Kasse der Kommune wurde in den zwölf Monaten mehr als 5,2 Millionen Euro gespült.

Die Stadt Hagen hat sich mit dem A 45-Superblitzer, der stationären Radaranlage vor der Lennetalbrücke, den roten Teppich ausgelegt. 178 000 Pkw, Lkw und Motorräder begaben sich seit dem Start vor einem Jahr unfreiwillig in ein Blitzlichtgewitter. In die klamme Kasse der Kommune wurde in den zwölf Monaten mehr als 5,2 Millionen Euro gespült.

Die Verantwortlichen der Stadt wollen zum Einjährigen keinesfalls die Sektkorken knallen lassen. „Die hohen Fallzahlen zu Beginn der Inbetriebnahme“, sagt Stadtsprecher Karsten-Thilo Raab, „haben gezeigt, dass eine Überwachung zwingend geboten war, um die Verkehrssicherheit vor der Großbaustelle zu gewährleisten.“ In der ersten Zeit seien zum Teil mehr als 1000 Tempoverstöße pro Tag gemessen worden.

Vor Baustellen zu schnell unterwegs

Der mittlerweile deutliche Rückgang der Fälle belegt Raab zufolge, dass der erhoffte Effekt eingetreten sei: „Wir haben erreicht, die Verkehrsteilnehmer zu einer angemessenen Fahrweise anzuhalten. Damit konnte die Verkehrssicherheit in diesem Bereich erhöht werden.“

Unterstützung erhält Raab von Peter Meintz, Sprecher des ADAC Westfalen. Der ADAC gilt nicht als glühender Verfechter von Radaranlagen, den Blitzer an der Sauerlandlinie bei Hagen hält Meintz aber für vertretbar: „Im Baustellenzulauf wird häufig zu schnell gefahren. Die daraus resultierenden Massenbremsungen erhöhen die Unfallgefahr deutlich.“ Um eben solche Unfälle zu verhindern, müsse man den Verkehr verlangsamen.

Meintz weiß auch, dass die Einnahmen aus dem Superblitzer der hoch verschuldeten Stadt Hagen gut tun. „Dadurch kann sie aber auch an Stellen wie zum Beispiel vor Kindergärten blitzen, wo es eigentlich unwirtschaftlich ist.“

Der ADAC-Sprecher wundert sich angesichts der drei Hinweisschilder „Radar“ im Vorfeld der Großbaustelle und angesichts der hohen Zahl an Pendlern und Berufskraftfahrern auf der Sauerlandlinie („die müssten eigentlich wissen, dass dort geblitzt wird“) über den anhaltenden „Erfolg“ des Superblitzers. Andererseits dokumentiert seit Jahren die bundesweit bekannte A 2-Goldgrube am Bielefelder Berg, dass Wissen nicht vor Temposünden schützt. „Gedankenlosigkeit und Gewohnheit spielen bei Autofahrern eine große Rolle“, so Meintz.

Für Karl-Friedrich Voss, Vorsitzender des Bundesverbandes Niedergelassener Verkehrspsychologen, hat Autofahren „viel mit Aufmerksamkeit zu tun“. Wer während der Fahrt telefoniere, sich unterhalte oder sich mit anderen Dingen ablenke, übersehe schnell Tempo-Schilder. Für den Psychologen ist das A und O einer erzieherischen Wirkung einer Radaranlage, dass die Verkehrsteilnehmer verstehen, warum an dieser Stelle geblitzt wird. „Das ist wichtig, weil die Einsichtsfähigkeit von Pkw-Fahrern nicht sehr ausgeprägt ist.“

Daher sei es alles andere als hilfreich, wenn Verkehrsteilnehmer das Aufstellen eines Blitzgerätes lediglich als moderne Form der Wegelagerei auffassen. Dass sie sich als Melkkuh einer Kommune oder eines Kreises fühlen. „Ich bin dafür“, sagt Voss, „dass das Haushaltsrecht geändert wird: Die Kommunen dürfen nicht nur abkassieren, die Einnahmen aus Bußgeldbescheiden sollten zielgerichtet in die Verkehrssicherheit investiert werden.“ Das fördere das Verständnis und den Lerneffekt.

Erlass des NRW-Innenministeriums

Für ADAC-Sprecher Meintz kann eine Verkehrsüberwachung nur Wirkung zeigen, wenn Pkw-, Lkw- und Motorradfahrer überall im Land befürchten müssen, geblitzt zu werden. „Dieses pädagogische Ziel kommt aber zu kurz, weil eine flächendeckende Überwachung nicht zu leisten ist.“ Meintz kann durchaus nachvollziehen, dass das NRW-Innenministerium unlängst per Erlass zur Erhöhung des Kontrolldrucks verfügt hat, dass Blitzgeräte nicht mehr nur an Unfallschwerpunkten und Gefahrenstellen aufgestellt werden müssen.

80 Stundenkilometer sind an der Stelle des Superblitzers erlaubt. Die fünf schnellsten Temposünden im ersten Jahr waren zwischen 178 und 201 km/h unterwegs. Sie mussten mit einer Geldbuße in Höhe von 600 Euro, zwei Punkten und einem dreimonatigen Fahrverbot leben. Sie hatten den Ratschlag von ADAC-Sprecher Meintz nicht befolgt: „Wer sich an die Regeln hält, hat nichts zu befürchten.“