Werl/Düsseldorf. Er zeigt sich im Gespräch richtig erbost: Wie sich Joe Bausch, TV-Star im Tatort und lange Gefängnisarzt, gegen die Mietbetrug-Anklage wehrt.
In seinen 32 Dienstjahren in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Werl mussten sich Staatsanwälte mit 250 Beschwerden und Anzeigen von Strafgefangenen gegen ihn befassen. Es kam nie zu einer Anklage gegen Joe Bausch. Jetzt, drei Jahre nachdem Deutschlands einst bekanntester Gefängnisarzt in den Ruhestand getreten ist, hat ihn die Staatsanwaltschaft angeklagt. Wegen Betruges aus einer Sache aus seiner Dienstzeit. „Ich muss mich zum ersten Mal in meinem Leben vor Gericht verantworten“, so der 68-Jährige. Der für Dienstag geplante Prozess vor dem Amtsgericht Düsseldorf wurde allerdings wegen Erkrankung der Richterin kurzfristig abgesagt: „Sehr zu meinem Leidwesen. So glüht das Ganze noch länger.“
Es gehe um seinen guten Ruf, sagt der Mediziner im wahren Leben und im Kölner „Tatort“ – als Pathologe: „Ich habe mir in 32 Jahren im Gefängnis nichts zu Schulden kommen lassen“, sagt er erbost am Telefon, „ich lasse mich nicht für Fehler anderer haftbar machen.“
Unbezahlter Urlaub wegen „Knast“-Lesetour führt zu Verwicklungen
Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, dass er in den sechs Jahren vor seiner Pensionierung (30. November 2018) die Miete (Vergütung) für seine Dienstwohnung nicht bezahlt habe. Er habe 2012/Anfang 2013 für 20 Arbeitstage unbezahlten Urlaub genommen, so Bausch. Um auf Lesetour für sein Buch „Knast“ zu gehen und in Talkshows aufzutreten.
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Von der JVA sei dem zuständigen Landesamt für Besoldung mitgeteilt worden, dass die 801 Euro Monatsmiete für die Zeit der Beurlaubung nicht von seinen Bezügen abzuziehen seien. Als er seine Tätigkeit in der JVA wieder aufgenommen habe, so Bausch, habe sein Dienstherr versäumt, das Landesamt darüber zu informieren.
Tatort-Star beteuert: „Es ist mir nicht aufgefallen“
Hat er denn selbst nicht bemerkt, dass ihm die 801 Euro fortan nicht abgezogen wurden? „Es ist mir nicht aufgefallen“, sagt er, „ich war rund um die Buchveröffentlichung viel unterwegs.“
Die Sache kam durch Bausch selbst ins Rollen. Weil er noch einige Zeit über seine Pensionierung hinaus in der 180-Quadratmeter-Wohnung in unmittelbarer Nähe zur JVA bleiben wollte, bat er darum, dass die Miete von seinem Ruhegeld abgezogen wird. Der Fehler fiel auf, nach und nach zahlte er Geld zurück – der Staatsanwaltschaft zufolge geht es um eine Summe von fast 58.000 Euro.
Seit seinem Auszug steht die Wohnung leer
„Ich bin aus allen Wolken gefallen“, klagt Bausch, „als plötzlich vor einem Jahr nach einer Anzeige gegen mich straf-, disziplinar- und steuerrechtlich ermittelt wurde.“ Vorwurf: Er hätte den Fehler bei der Abrechnung bemerken und dies melden müssen. Das habe er vorsätzlich nicht gemacht. Der 68-Jährige, der mittlerweile in der Nähe von Werl wohnt: „Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich ein rechtschaffener Mensch bin.“
Joe Bauschs Dienstwohnung befand sich in einem 110 Jahre alten Haus. Unter ihm lebte der Gefängnisseelsorger. Die Räumlichkeiten stehen übrigens seit dem Auszug des Arztes leer.