Hohenlimburg. . Er war die Kultstätte für Musiker weit über Hohenlimburg hinaus: der Rockpalast, in dem in den 80ern auch BAP oder Müller-Westernhagen gastierten

Der 13. Februar 1980 war ein bedeutsamer Tag in der Hohenlimburger Musikgeschichte. Möglicherweise der bedeutsamste. Nicht, weil die legendäre britische Musikgruppe „Pink Floyd“ mit dem Song mit dem Song „Another Brick in the Wall“, die Single-Charts anführte.

An diesem Tag fand vielmehr das erste Konzert im Oeger Rockpalast statt, in jenem Musiktempel somit, der für mehr als zwei Jahre zur Kultstätte für die heimische Musikszene wurde und in den folgenden Jahren bis heute im internationalen Musikgeschäft mitmischende Stars anlockte. Wie die „Extrabreiten“ um Rolf Möller oder Bubi Hönig.

Rückblende: Norbert Höhne und sein Kumpel Michael Arens hatten Ende der 70er Jahre als Jungunternehmer das ehemalige Lux-Kino gepachtet. Eigentümer war Familie Römer, die damals in Hohenlimburg eine Spedition betrieb.

Doch das Jung-Unternehmertum war nicht der einzige Grund. Höhne und Arens wollten dort auch selbst Musik machen und anderen Bands einen Auftritt ermöglichen. Denn Norbert Höhne spielte damals in der Letmather Band “Snow Fox“. Zusammen mit den Ur-Gesteinen Otto Flanz und Werner Kötteritz, mit Rudi Müllenbach und Harry Nickel. Manchmal half auch der Iserlohner Michael Tomczak aus.

Und weil sich die Letmather Musiker natürlich kannten, war die damalige Aufsteigerband der Region, „Zoff“, leicht zu begeistern, am 13. Februar 1980 ebenfalls an den Bahnschranke bei „Grote“ aufzutreten.

400 Besucher zum Auftakt

„Ich habe überall schwarz-weiße Handzettel geklebt“, erinnert sich Norbert Höhne, um Werbung für unser Premieren-Konzert zu machen. Und das trug Früchte. Mehr als 400 Musikfreunde aus der Region, ein Großteil kam aus Letmathe, machten den Rockpalast rappelvoll. „Wir haben ja auch nur eine Mark Eintritt genommen“, erinnert sich Norbert Höhne schmunzelnd. „Snow-Fox“ legte vor und dann folgte „Zoff“ um Reiner Hänsch. Der erinnert sich im Gespräch mit dieser Zeitung noch genau. „Wir haben den Rockpalast mehrere Male voll gemacht. Da haben wir gerne gespielt. Das war der heißeste Laden in der ganzen Gegend.“

Doch was hatte Norbert Höhne und Michael Arens bewogen, die von den Kinosesseln befreite Produktionshalle für die Musik freizuräumen. „Wir waren Monate zuvor nach Hamburg gefahren und haben uns die dortige Musikszene angeschaut. Die hat uns so beeindruckt, dass wir uns entschlossen haben, so etwas auch in Hohenlimburg anzubieten. Die räumlichen Möglichkeiten hatten wir dazu ja.“

Nach diesem Erfolg ging es steil bergauf. Die Iserlohner Pee-Wee-Bluesgang rockte ebenso den Rockpalast wie Marius Müller-Westernhagen oder BAP. „Als die in Oege aufgetreten sind, kannte sie hier in Hagen niemand. Im Gegensatz zu Köln. Norbert Höhne: „Zwanzig Zuschauer kamen aus Hohenlimburg, mehr als 300 aus dem Rheinland. Doch die waren friedlich und freundlich.“

Im Gegensatz zu den Fans der britischen Punkgruppe „Exploited“, die wenige Tage vor dem BAP-Auftritt eine Spur der Verwüstung durch Hohenlimburg gezogen hatten. „Der Saal war mit 600 Punks rappelvoll.“

Angesichts der Ausschreitungen kam die Polizei mit einer Hundertschaft vorgefahren. „Sie müssen das Konzert abbrechen“, fordert der Einsatzleiter Norbert Höhne auf. Doch dazu kam es dann aus Sicherheitsgründen nicht. Höhne: „Ein Abbruch wäre aufgrund der Stimmung unmöglich gewesen.“

Rocky-Horror-Picture-Show

Es war aber nicht nur die Musik, die den Rockpalast prägte. Auch die (alternativen) Filmfreunde kamen hier auf ihre Kosten. Alte Schwarz-weiß-Filme wie Alexis Sorbas oder Klassiker wie die Rocky-Horror-Picture-Show liefen hier. „Wir hatten auch kein Problem damit, dass die Fans Reis und Mehl verpulverten. Das war egal. Wir haben am nächsten Tag durchgefegt.“

Ein besonderes Highlight war für Norbert Höhne die Vorführung von „Das Boot“. „Dazu kamen merkwürdige Gestalten. Alte U-Boot-Fahrer, die sich bei uns diesen Film angucken wollten.“

Irgendwann wuchs Norbert Höhne und Michael Arens die Rockpalast-Aufgabe über den Kopf. Auch finanziell. Norbert Höhne scherzhaft: „Wir wussten damals nicht, dass man mit Kultur kein Geld verdienen kann und hatten schlichtweg die Schnauze voll.“ So endete mit dem Auftritt von Ina Deter („Neue Männer braucht das Land“) die Rockpalast-Ära. Zumindest für die Gründerväter.

Zwar versuchten Peter Vorwerk und Andreas König diese noch einmal wieder aufleben zu lassen. Letztlich aber ohne Erfolg.

Mitte der 80er Jahre wurde der Rockpalast von der „Ditib“-Gemeinde zur Moschee umgebaut. Für 30 Jahre, denn im Jahr 2015 zog die Gemeinde in die neue Moschee am Kronenburgplatz um. Gegenwärtig wird die nun ehemalige Moschee an zu Wohnungen umfunktioniert.