Ennepetal. Seit 30 Jahren setzt sich Karl-Heinz Henkel für das in seinen Augen wesentliche Zukunftsthema ein: den nachhaltigen Umgang mit Energie und ihrer Ressourcen.
Es war ein weltbewegendes Ereignis, das Karl-Heinz Henkels Blick auf das in seinen Augen wesentliche Zukunftsthema lenkte. „1986, durch den Super-GAU von Tschernobyl, ist mir ganz bewusst geworden, dass die Energieproblematik die entscheidende Frage für das Überleben der Menschheit sein wird“, sagt der 66-Jährige.
Seitdem setzt sich der Pensionär, der bis vor einem Jahr als Lehrer am Berufskolleg in Ennepetal unterrichtete, für umweltfreundliche Energien ein. Unter diesem Namen gründete er 1989 mit einigen Mitstreitern auch einen Verein. Bis heute versuchen die Mitglieder, ihre Mitmenschen von einem sparsamen und nachhaltigen Umgang mit den irdischen Ressourcen zu überzeugen. Doch das Brett vor manchem Kopf ist dick: „Es sieht verdächtig danach aus, dass die Menschen erst bereit sind, etwas zu tun, wenn die Katastrophen unmittelbar und massiv da sind“, meint Henkel. „Wir müssen Strukturen ändern, denn letztlich leben wir auf Kosten der Menschen und der Natur.“ Um dem zu begegnen, sei es notwendig, das, was bisher nur auf dem Idealismus und der Einsicht Einzelner beruhe, ökonomisch sinnvoll zu machen.
Stromverbrauch extrem reduziert
Idealismus ist für Karl-Heinz Henkel der Energielieferant für seine Vorreiterrolle, die er immer wieder eingenommen hat. Durch verschiedene Maßnahmen hat er den Stromverbrauch für sein fast 40 Jahre altes Reihenhaus in Homberge extrem reduziert. 170 Quadratmeter stehen ihm und seiner Frau Elke, die im Haus eine Heilpraktikerpraxis betreibt, zur Verfügung. Der Stromzähler weist gerade einmal 1400 Kilowattstunden Jahresverbrauch aus, hinzu kommen 1300 Kubikmeter Erdgas. Solarthermie nutzen die Henkels für den Warmwasserspeicher. Ein Warmluftkollektor heizt über Sonnenenergie Luft auf und drückt sie per Ventilator vom Dach ins Wohnzimmer. Der Rest des Daches ist mit einer Fotovoltaikanlage bedeckt, die deutlich mehr Strom produziert, als das Ehepaar verbraucht. Hinzu kommen eine gute Wärmedämmung und besonders energieeffiziente Elektrogeräte. Schon seit Jahren verwenden Karl-Heinz und Elke Henkel Energieparbirnen, die nun sukzessive durch LED-Leuchten ersetzt werden. Und auch der Wasserverbrauch sei atypisch gering, sagt Karl-Heinz Henkel. Zum Beispiel kommt ein Duschsparkopf zum Einsatz, und seine Frau und er fangen das Wasser für das Gemüsewaschen auf und gießen damit die Pflanzen im Garten. „Ich habe die Praxis entwickelt, das nicht als lästig anzusehen, sondern durch das Hin- und Herlaufen auch immer etwas für meine Gesundheit zu tun.“
Beim Thema Mobilität verbinden das Ehepaar Henkel das Angenehme mit dem Nützlichen. Während ihr Auto nur 6000 Kilometer im Jahr zurücklegen muss, fährt allein Karl-Heinz Henkel im Durchschnitt etwa 3000 Kilometer jährlich mit dem E-Bike.
Nachdenken über unseren Lebensstil
Natürlich könne nicht jeder so konsequent mit dem Thema Energie umgehen, meint Henkel. Doch er wünsche sich, dass sich in unserer demokratischen und freien Gesellschaft jeder etwas Wissen darüber aneignet, wie wir leben und welche Konsequenzen unser Lebensstil hat. Energie, Fleischverzehr, Zuckerverbrauch, Lebensrhythmus – der Einzelne sollte sich ein paar Dinge bewusst machen. Heute seien fünf oder zehn Prozent für solche Betrachtungen sensibilisiert. „Wenn der Anteil größer wird, sind andere, und nicht zuletzt die Politik, eher bereit, darauf zu achten und sich einer Bewegung anzuschließen“, so Henkel. Gerade die Politik müsse erkennen, was schief läuft. Doch die Begünstigung besonders umweltschädlicher Treibstoffe wie Schweröl für Kreuzfahrtschiffe oder Kerosin, Zuschüsse für die Landwirtschaft, die Fehlentwicklungen noch forcieren, die Befreiung von Großverbrauchern von der EEG-Umlage – all das mache ihn „skeptisch und wütend.“
Auch wenn das große Ziel in weiter Ferne scheint – Karl-Heinz Henkel wird weiterhin viel Energie dafür einsetzen, diesem in Zukunft wenigstens ein kleines Stückchen näher zu kommen.