Kirchhundem-Benolpe. . Marianne Sondermann ist das Bindeglied zwischen Pfarrer und der Gemeinde und ist überzeugt: Nur mit neuem Vertrauen kann die Kirche überleben.
Ohne Marianne Sondermann blieben die Gläubigen vor verschlossenen Türen stehen. Der Kelch, Weihwasser- und Hostienschale blieben leer. Die 68-Jährige ist Küsterin mit Leib und Seele in der St. Elisabeth-Kirche in Benolpe. Aber wenn sie an die Zukunft denkt, wird sie nachdenklich: Denn der Rückgang der Kirchenbesucher ist ihr nicht entgangen.
„Solange die Kinder noch involviert sind, beispielsweise durch die Kommunionvorbereitung gehen die Eltern noch mit. Nach der Kommunion oftmals nicht mehr.“ Die Gründe dafür seien auch in den Negativ-Schlagzeilen über die Kirche zu suchen. Sie befürchtet: „Wenn die Älteren sterben, wird es ganz mau.“
Die Küsterin sorgt dafür, dass die Gottesdienste überhaupt möglich sind
Zwischen den Messterminen kümmert sich die Benolperin um saubere Altarwäsche, Messdienergewänder, den passenden Talar und die Stola des Pfarrers. Sie stellt die Kerzen auf und zündet sie an. 45 Minuten vor Beginn der Messe läutet Marianne Sondermann die Glocken. „Früher mussten die Glocken von Hand geläutet werden. Heute reicht ein Knopfdruck“, erklärt die 68-Jährige. Marianne Sondermann ist immer zur Stelle.
Herz am richtigen Fleck
Bei Sterbefällen läutet sie die Glocken morgens um 11 Uhr, auf Wunsch der Hinterbliebenen auch zu anderen Uhrzeiten. Auch vor Beerdigungen hat die Küsterin mit dem Herz am richtigen Fleck ihre Aufgaben: Beim Totengebet legt sie die Zettel aus. „In diesem Jahr ist in Benolpe erst ein Gemeindemitglied verstorben. Da hatten wir mehr Taufen als Beerdigungen“, erzählt Marianne Sondermann.
Die Benolperin, die aus voller Überzeugung hinter ihrer Aufgabe steht, ist die rechte Hand des Pfarrers und guter Geist der Gemeinde. Sie gibt Auskunft, übermittelt Informationen und stimmt organisatorische Angelegenheiten ab. Sie beantwortet Fragen und ist sozusagen das Bindeglied zwischen den Gemeindegliedern, der Gemeindeleitung und dem Pfarrer. Durch ihre Präsenz im Gotteshaus und auf dem Kirchplatz ist die Küsterin Ansprechpartnerin für alle Besucher, Gäste und die Gemeindemitglieder.
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Küsterin ist ein Minijob
Marianne Sondermann weiß aus ihrer siebenjährigen Erfahrung als Küsterin: „Man muss schon immer da sein.“ Und sie mache es gerne, aus Überzeugung und aus ihrem christlichen Glauben heraus: „Während der Messen bleibe ich in der Kirche. Das verlangt mein christlicher Glaube“, verrät die sympathische End-Sechzigerin. Wie ist sie an den Job als Küsterin ran gekommen? „Vor mir war Gertrud Hatzfeld 20 Jahre Küsterin. Sie lernte mich an und bei Fragen half sie mir. So habe ich mich eingearbeitet“, blickt sie zurück.
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Küsterin ist ein Minijob. Doch vieles, was nebenbei erledigt wird, machen Marianne Sondermann und ihr Mann Gerd, der sich seit 35 Jahren im Kirchenvorstand engagiert, ehrenamtlich. „Ist es eine Ehre Küsterin zu sein?“ „Das kann ich nicht sagen. Mir macht es Freude und solange meine Gesundheit mitspielt, mache ich weiter.“ Für das gläubige Ehepaar Sondermann ist die Kirche kein Pflichtbesuch. „Wir glauben an Gott und es bringt uns was“, sagt Gerd Sondermann. Er und seine Frau hoffen, dass die Krise der Kirche irgendwann vorbeigeht und die Besucherzahlen der Gottesdienste wieder steigen werden. Die Voraussetzung dafür ist klar: „Die Kirche muss das Vertrauen wieder aufbauen“, so Gerd Sondermann.