Hagen. Die Kirche soll sich ihrer neuen Aufgaben bewusst sein und muss dabei nah an der Gesellschaft bleiben.
Sie ist längst kein Teil der Mächtigen mehr, keine Instanz, die über Jahrhunderte oft mit drohenden Gesten versuchte, die Menschheit auf den Weg der Tugend zu führen. Kirche versteht sich stattdessen zunehmend als konstruktiver Begleiter, der vor allem eine Wertetradition vermittelt, die bis heute eine respektvolle Kultur des Miteinanders prägt – obwohl die Fundamente der Botschaft schon zwei Jahrtausende auf dem Buckel haben.
Daher muss man sich auch um die Zukunftsfähigkeit der Kirche keine grundsätzlichen Gedanken machen. Das Produkt ist gut. Allerdings muss die Institution, die sich mit der Trägheit eines Tankers durch die Strudel einer schnelllebigen Zeit bewegt, flexibler auf gesellschaftliche Strömungen und Veränderungen reagieren, ohne bedingungslos dem Zeitgeist oder gar Populisten hinterherhecheln zu wollen. Ein zwar vorhandenes, aber kaum mehr wahrgenommenes Grundrauschen des Glaubens im tiefen Hintergrund reicht dennoch auf Dauer kaum aus.
In einer gerade erst heraufziehenden Zeit, in der globale Bevölkerungsbewegungen – sei es aus wirtschaftlichen, klimatischen oder auch kriegerischen Gründen – zunehmend das Miteinander der Völker und Religionen prägen werden, kommt den Kirchen und ihren so elementaren Thesen eine zunehmende Bedeutung zu. Kirche wird sich zunehmend abseits der Gottesdienstordnungen einmischen, Positionen besetzen und durch Argumente und Engagement faszinieren müssen, um die Menschen in den Gemeinden zu erreichen. Das ist mühsam, bietet Angriffsflächen und sorgt sicherlich auch für Diskussionen. Aber die Gottesbotschaft braucht angesichts ihrer Überzeugungskraft diese Herausforderung nicht zu scheuen, solange die Kirche dicht an der Gesellschaft bleibt und sich nicht in institutionalisierten, klerikalen Elfenbeintürmen verschanzt.