Düsseldorf. Fußballer und ihre Frisuren - plötzlich ein ernstes Thema. Melih Benderlioglu zählt Profis zu seinen Kunden. Sein Appell im Lockdown.

„Deutscher Meister“ – Die Urkunde im Düsseldorfer Salon von Melih Benderlioglu stammt aus dem Jahr 2015 und weckt bereits Assoziationen. Friseurkunst und Fußball, das passt und gehört doch irgendwie seit vielen Jahren zusammen. Man denke nur an David Beckham oder Cristiano Ronaldo als Trendsetter in Sachen Haarschnitt. Außerdem zählt Benderlioglu, der in Attendorn geboren und in Meinerzhagen-Rinkscheid aufgewachsen ist, jede Menge Fußballprofis zu seinem Kundenstamm. Nicht nur die Kicker der Düsseldorfer Fortuna, auch Leverkusen-Torwart Lukas Hradecky war noch im Dezember zum Haareschneiden in der „Hairlounge by Melih“ – unter Wahrung aller Hygienebestimmungen, wie ein Instagramfoto beweist.

Doch in Zeiten des Corona-Lockdowns ist die Sache brisant geworden. Der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks hat seinen Unmut über frischfrisierte Fußballprofis jetzt in einem offenen Brief an den Deutschen Fußball-Bund geäußert. In dem an DFB-Präsident Fritz Keller gerichteten Schreiben heißt es wörtlich: „Mit großer Verwunderung mussten wir an den vergangenen Spieltagen feststellen, dass ein Großteil der Fußballprofis sich mit frischgeschnittenen Haaren auf dem Platz präsentierte: Einrasierte Scheitel, auf wenige Millimeter getrimmtes Nacken- und Schläfenhaar, saubere Konturen. Frisuren, die nur professionelle Friseurinnen und Friseure mit Profi-Equipment schneiden können.“

Verwunderte Fans am Fernseher

Damit sei eine ganze Branche unter Druck gesetzt geworden, beklagt der Verband. Benderlioglu kann das im Gespräch mit dieser Zeitung bestätigen, auch er hat Anfragen erhalten. So verwunderlich ist das nicht. Schließlich kann der gemeine Fußballfan, der seinen Lieblingssport schon lange nicht mehr im Stadion, sondern nur noch im Fernsehen verfolgen kann, ja leicht den Eindruck bekommen, dass für die Stars andere Regeln gelten. Dass die gut gekämmten Profis Privilegien genießen, während die Normalbürger mit immer wilderen Mähnen kämpfen müssen. Da könnte man durchaus in Versuchung geraten, mal beim eigenen Friseur vorfühlen, ob man da nicht vielleicht doch etwas machen kann. Obwohl die rund 80.000 Salons in Deutschland seit dem 16. Dezember 2020 im Zuge der Pandemiebekämpfung geschlossen sind. Obwohl auch Hausbesuche verboten wurden.

„So etwas unterstütze ich nicht. Ob Fußballer oder andere Kunden: Wer jetzt während des Lockdowns von mir frisiert werden möchte, soll sich bitte gedulden und gerne auf uns zukommen, sobald Besuche wieder erlaubt sind“, betont Benderlioglu, der sich erst im vergangenen Frühjahr den Lebenstraum vom eigenen Salon erfüllt hat. Jetzt kämpft der 33-Jährige jedoch um seine Existenz. „Deshalb habe ich gerade ganz andere Sorgen als die Frisuren der Fußballprofis. Mein Appell kann nur lauten: Unterstützt uns Friseure, sobald der Lockdown vorbei ist! Kommt zurück in die Salons, sobald es wieder möglich ist!“

Fußballlaufbahn begann im Kreis Olpe

Spekulieren, warum viele Bundesliga-Kicker auch mitten im Lockdown perfekt gestylt sind, möchte der Sauerländer nicht. Dass Fußballer aber durchaus eitel sein können, weiß Benderlioglu, der mit seiner Frau seit gut fünf Jahren in Düsseldorf lebt, nicht erst seitdem er ihnen das Haupthaar verschönert.

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Schließlich spielte er bis zuletzt selbst mit Leidenschaft. Angefangen hat er beim RSV Listertal, dann ging’s zum SC Plettenberg und den Sportfreunden Oestrich-Iserlohn. „Bis in die U19-Bundesliga“, berichtet er stolz. Im Kreis Olpe war er bei den Senioren noch für den SC Drolshagen aktiv, dann wurde eine andere Leidenschaft für Benderlioglu aber immer wichtiger: der Friseurberuf.

Seinem Traumjob würde er lieber heute als morgen wieder nachgehen. „Ich habe einige Pläne und möchte mein Netzwerk weiter ausbauen“, sagt Benderlioglu, der als Stylingexperte auch regelmäßig im TV auftritt. Ein Deutscher Meister ruht sich ja nicht auf seinen Lorbeeren aus. Das gilt für den Deutschen Meister der Friseure Benderlioglu genau wie für die Champions von Bayern München.