Iserlohn. Mit 34 Jahren wagt Jens Baxmann bei den Iserlohn Roosters einen Neuanfang. Welche Rolle ein Weihnachtsmarkt spielte und wer keine Holzhand ist.

Für die einen waren und sind es Testspiele, lediglich weitere Testspiele. Die ersten beiden während dieser Vorbereitung auf die neue Saison in der Deutschen Eishockey Liga bestritten die Iserlohn Roosters bereits gegen die Düsseldorfer EG (mit einer Niederlage und einem Sieg), nun folgen am Samstag und Sonntag beim Thialf-Cup in Heerenveen/Niederlande zwei weitere. Doch für ihn ist all das mehr.

Es ist: Sein endgültiger Start in ein neues Eishockey-Leben, obwohl er einer der erfahrensten Verteidiger der DEL ist. Nach 18 Jahren im Dress der Eisbären Berlin streift Jens Baxmann ein anderes Trikot über – das der Roosters.

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„Ich bin ein recht offener Typ und scheue mich nicht, neue Leute kennenzulernen“, sagt Baxmann, 34-jähriger Familienvater, in „Overtime – der Eishockey-Podcast rund um die Iserlohn Roosters“ dieser Zeitung. Der Umzug aus der Millionen-Metropole Berlin ins beschauliche Iserlohn stelle für ihn auch aus einem anderen Grund kein Problem dar: „Ich komme ja gebürtig aus dem Harz, dort ist auch alles etwas ruhiger und nicht so dicht besiedelt“, sagt Baxmann grinsend.

Dort, genauer gesagt in Halberstadt, spielte auch jene Geschichte, die im Zusammenhang mit Baxmann immer wieder erzählt wird, erzählt werden muss. Weil sie so unglaublich klingt. Weil sie ihm in Berlin den Zusatz „Der Junge vom Weihnachtsmarkt“ einbrachte.

So startete seine Karriere

„Das war in Berlin der Running Gag innerhalb der Mannschaft und auch die Medien haben die Geschichte gerne verbreitet“, sagt Baxmann. Aber ein kleines bisschen ist er auch stolz darauf, wie seine Karriere, die aus ihm unter anderem einen Nationalspieler mit Einsätzen bei Weltmeisterschaften machte, begann: Mit einem Spiel auf einer kleinen Freilauffläche auf einem Weihnachtsmarkt zwischen Braunlage SC/Harz und einer Juniorenmannschaft der Eisbären aus Berlin.

Polizei warnt Fans

Beim Thialf-Cup in Heerenveen/Niederlande treffen die Iserlohn Roosters an diesem Samstag um 17 Uhr auf die Tilburg Trappers, die in den vergangenen vier Jahren in der deutschen Oberliga jeweils das Finale erreichten und in der abgelaufenen Serie nur knapp dem DEL2-Aufsteiger EV Landshut den Vortritt lassen mussten.

Einen Sieg im Halbfinale vorausgesetzt geht es für die Sauerländer im Turnierfinale am Sonntag um 17 Uhr weiter mit einem Duell gegen Krefeld Pinguine oder Fischtown Pinguins Bremerhaven (beide DEL).

Matthias „Alf“ Schlüter, Fanbeauftragter der Roosters, gab eine Warnung der örtlichen Polizei weiter. In dieser wird allen Eishockey-Fans dringend davon abgeraten, in Fan-Kleidung und Trikots im Ort aufzutreten, weil ansässigen Fußball-Ultras ein sehr hohes Gewalt-Potenzial zugesprochen wird. Eine Tageskasse gibt es zudem nicht.

Baxmann machte seine ersten Schritte auf dem Eis zwar beim ESV in seinem Heimatort Schierke, spielte anschließend aber für Braunlage. „Bei dem Spiel auf dem Weihnachtsmarkt war Dietmar Peters, damals Trainer in Berlin, dabei – und er wurde auf mich aufmerksam gemacht“, schildert Baxmann den Augenblick, in dem seine Karriere startete. Denn wenig später wagte er als 16-Jähriger den mutigen Schritt, das gewohnte Umfeld zu Hause zu verlassen, um auf sich alleine gestellt in der Hauptstadt ein Eishockey-Profi zu werden.

„Es ist wirklich eine lange Zeit geworden“, sagt er nun über die 18 Jahre, die ihm neue Erfahrungen bescherten. Eine der ersten: geordnetes Sommertraining. „Ich hatte dort zum ersten Mal Athletiktraining im Sommer, im Harz haben wir uns zweimal in der Woche zum Fußball getroffen und das war`s“, sagt er schmunzelnd. 860 Spiele in der DEL und sieben Meistertitel sprechen außerdem eine klare Sprache, wenn es um Baxmanns Erfolge mit den Eisbären geht.

Iserlohn Roosters zurück auf dem Eis

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    Weil diese ihren Kader neu aufstellten, schlug Christian Hommel, Sportlicher Leiter der Roosters, zu, holte „Mr. Zuverlässig“, so nennen ihn Experten, für vorerst zwei Jahre ins Sauerland. „Er ist erfahren, charakterlich einwandfrei, hat Leadership-Qualitäten. Wir sehen bei ihm weiterhin großes Potential“, erzählt Christian Hommel.

    Ein verteidigender Allrounder

    Baxmann freut sich auf die neuen Aufgaben, auf „die neue Zeitrechnung in meinem Eishockey-Leben“ und auf den Kampf um mindestens Platz zehn der Tabelle. In diesen möchte er nicht nur seine Qualitäten als Verteidiger einbringen. „Ich sehe mich als Spieler im Dienst der Mannschaft, als Allrounder, dessen Stärken eher in der Defensive liegen, der aber keine Holzhand ist und auch nach vorne etwas machen kann“, sagt er.

    Beweisen möchte er das in jedem Training, in jedem Spiel. Auch wenn es nur Turnierduelle gegen Tilburg, Krefeld oder Bremerhaven während der Saisonvorbereitung sind.

    Hören Sie den Roosters-Podcast unter wp.de/roosters-podcast