Iserlohn. . Während die Mannschaft der Iserlohn Roosters nach dem Derbysieg vom Wunder vom Seilersee träumt, droht den Fans die Spaltung. Heute in Straubing.

Plötzlich funkelten seine Augen. Und das – lag an den Folgen des äußerst souveränen 4:2-Heimsieges der Iserlohn Roosters im West-Derby gegen die Düsseldorfer EG. Denn egal, wie laut der Abgesang auf die Roosters in der Deutschen Eishockey Liga in den vergangenen Tagen und Wochen war; egal, wie unzufrieden sogar die Klubführung um Boss Wolfgang Brück das Saisonziel darauf reduzierte, nicht Letzter zu werden: Vier Spieltage vor dem Ende der Hauptrunde beträgt der Rückstand der Sauerländer auf den zehnten Platz nur noch acht Punkte.

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Der Sprung im allerletzten Moment in die Pre-Play-offs ist deshalb theoretisch weiter möglich. Christian Hommel, der emotionale Co-Trainer und kommissarische Sportliche Leiter der Roosters, sagte deshalb mit funkelnden Augen: „Das wäre das Wunder vom Seilersee. So lange rechnerisch noch alles möglich ist, sind wir Profis genug, auch daran zu glauben.“

Selbst bei einer Niederlage bliebe die Chance bestehen. Doch vor dem Auswärtsspiel an diesem Freitag gegen die Straubing Tigers forderte Spieler Lean Bergmann: „Wir müssen alle Spiele mit drei Punkten gewinnen.“ Christian Hommel ergänzte: „Mit einem Sieg in Straubing können wir richtig Druck auf die Konkurrenz ausüben.“ Vor allem die Nürnberg Ice Tigers schwächelten und weisen im Vergleich das härteste Restprogramm auf.

Das fordern die Schweiger

Etwas aber belastet die (unerwartete) Aufholjagd: Seit Mitte Januar führen die Ultras Iserlohn einen Stimmungsboykott einiger Fanklubs an. „Wir sind fertig mit euch – schönen Urlaub“, mit diesem Plakat verabschiedeten sich die auf Grund der spielerischen Leistungen und der öffentlichen Darstellung des Klubs unzufriedenen Fans von der Unterstützung der Mannschaft. Das Resultat: In der von den Gegnern gefürchteten Eishölle, die auch zuvor nicht mehr brodelte wie einst, wurde es leiser.

Eins von einigen Plakaten, mit denen die Ultras auf ihre Unzufriedenheit hinwiesen.
Eins von einigen Plakaten, mit denen die Ultras auf ihre Unzufriedenheit hinwiesen. © Dennis Echtermann

„Damit ziehen die Unterzeichner frühzeitig einen Schlussstrich unter die enttäuschende Saison 18/19 und geben dem Club nun bis zur neuen Saison Zeit, seine Fans konzeptionell wieder neu zu überzeugen“, hieß es in der Mitteilung zu Beginn des Stimmungsboykotts. „Wir wollen Identifikationsfiguren, Öffentlichkeitsarbeit, leidenschaftlichen Sport“, sind zentrale Forderungen. Elf Fanklubs sowie der Fanbeirat beteiligen sich.

„Es geht nur um Macht“

Jedoch stößt die Aktion mit zunehmender Dauer und zurückkehrendem Erfolg auf enormes Unverständnis bei anderen Fans. Sie sprechen den Schweigenden ab, echte Fans der Roosters zu sein. Droht den Sauerländern innerhalb der Anhängerschaft eine Spaltung?

„Es geht nur um Macht“, sagte zum Beispiel Dauerkartenbesitzer und Vereinsmitglied Armin Seiffert, der zudem zurecht kritisierte, dass ausgerechnet in den direkten Duellen mit den Krefeld Pinguinen so ein Zwist begonnen wurde.

Das sagt Klub-Boss Brück

„Dass dem Verein etwas fehlt im Umgang mit verdienten Spielern wie zum Beispiel Mike York oder Robert Hock, keine Frage. Aber acht Heimspiele abschenken? Das geht gar nicht“, echauffierte er sich und ergänzte: „Dann sollen sie ihre Karten Kindertageseinrichtungen oder so schenken. Eine konzentrierte Aktion hätte ich verstanden – aber das verstehen jetzt viele nicht mehr“, sagte Seiffert.

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Die Mannschaft nimmt den Boykott zur Kenntnis – und verweigerte nach dem Derbysieg ausschweifende Jubelszenen. „Nach der Saison werden wir ein offenes Wort finden“, sagte Hommel. Wolfgang Brück, Geschäftsführender Gesellschafter, wollte sich ebenfalls nicht detailliert äußern. „So leise war es auch nicht, da es sich nicht um die Fans im Allgemeinen handelt“, sagte er. Und: „Ich werde mich nach der Saison dazu äußern.“ Denn jetzt gilt die Konzentration einzig dem – theoretisch möglichen – Wunder vom Seilersee.