Winterberg. . Wie schnell Hans-Jürgen Köhne vom BRC Hallenberg die nächste WM im Sauerland erwartet und wie er den Zuschauerschwund erklärt. Das WM-Interview.

Auch diese, für ihn in diesen Tagen fast banale Frage, beantwortet Hans-Jürgen Köhne ohne verbal ins Schleudern zu geraten. Ob es in der Nähe Toiletten gebe, will ein Rennrodel-Fan vom Vorsitzenden des BRC Hallenberg wissen – und, natürlich, kann Köhne ihm den Weg weisen.

Gemeinsam mit Stephan Pieper, dem Geschäftsführer der Veltins-EisArena, fungierte Köhne, der auch Vizepräsident des Nordrhein-Westfälischen Bob- und Schlittensportverbandes ist, als Doppelspitze des Organisationskomitees der Weltmeisterschaft. Er spricht über seine Helferschar, die nächste WM im Hochsauerland und zitiert Lothar Matthäus.

Herr Köhne, Ihr Chef-Kollege Stephan Pieper erzählte vor der WM, dass er nur noch das Handy auflade, bevor er ins Bett gehe. Die Renntage dürften genauso stressig gewesen sein. Sind Sie froh, dass die WM vorbei ist?
Hans-Jürgen Köhne: Ja. (grinst) Sicher waren die Tage anstrengend, weil wir eine Weltmeisterschaft und nicht nur einen Weltcup ausgerichtet haben. Das Drumherum ist einfach aufwendiger. Aber wir hatten vom Verein ein so tolles Team, das mich in vielen Dingen entlastet hat. Ich muss dem kompletten Helferteam des BRC ein Riesenkompliment aussprechen. Alle haben super Arbeit geleistet, alles hat super geklappt.

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Das wird Stephan Pieper für seine Bahncrew und alle Mitarbeiter ähnlich formulieren, oder?
Davon gehe ich aus. Auch Josef Fendt, der Präsident des Internationalen Rennrodelverbandes FIL, erklärte schließlich, dass die WM eine tolle Veranstaltung gewesen sei. Die Bahncrew hat bei diesen Bedingungen klasse gearbeitet.

Wie sehr haben Sie die Wetterprognose verflucht? Nach nahezu perfekten Bedingungen beim Training waren Nieselregen und Plusgrade ja vorhergesagt worden.
Wir haben uns wirklich sehr gewünscht, dass die Wetterexperten sich irren. Am letzten Wochenende im Januar herrschen hier eigentlich immer Temperaturen im Minusbereich bei einer stabilen Wetterlage. Nach einigen Weltcups mit Wetterkapriolen hätten wir es auch mal verdient gehabt, bei der WM ein schönes Wochenende zu genießen. Aber, aber...

Felix Loch lobt die Zuschauer

Erklären Sie sich durch das Wetter die enttäuschende Zuschauerzahl von gut 10.000 an allen drei WM-Tagen? Es waren ja 15.000 bis 20.000 erwartet worden.
Für die Zuschauer war das Wetter natürlich Mist. Man muss sich fast schon wundern, dass immer noch so viele den Weg zur Bahn gefunden haben. Das Wetter hat uns sicherlich rund 2000 Zuschauer gekostet, mindestens. Die, die da waren, haben für eine tolle Atmosphäre gesorgt. Auch Felix Loch hat das nach seinem Gold-Triumph gelobt: „Die Leute stehen bei diesem Wetter im Kreisel und geben Vollgas. Denen muss man etwas zurückgeben“, hat der Felix gesagt.

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Wie sehr erleichtert die sehr gute deutsche Bilanz mit dreizehn Medaillen – davon sechsmal Gold, fünfmal Silber und zweimal Bronze – die Arbeit der WM-Helfer?
Klar, wenn sich die deutschen Erfolge einstellen, beschwingt das alle. International wird es natürlich lieber gesehen, wenn die Medaillen auf viele Nationen verteilt sind – aber wenn man den Sprint und die U23-Wertung mitbetrachtet, sind, glaube ich, alle Nationen zufrieden aus Winterberg abgereist.

Wann reisen die Rennrodler denn wieder an – zur nächsten Weltmeisterschaft in Winterberg, und zwar nicht zu jener der Junioren?
(grinst) Jedes Jahr brauche ich so eine Weltmeisterschaft nicht. Das bekäme man organisatorisch auch gar nicht hin. Aber: Wir wollen nicht noch einmal 28 Jahre auf die nächste WM im Rennrodeln warten. Josef Fendt äußerte sich ja ebenfalls schon in diese Richtung. Ob ich dann aber wieder OK-Chef sein werde... abwarten. (lacht)

Köhne: So viele Bewerber gibt es nicht

2015 gab es die Bob- und Skeleton-WM in Winterberg. Was erleben die Zuschauer schneller wieder im Hochsauerland: Rennrodel- oder Bob- und Skeleton-WM?
Im Rennrodeln sind jetzt erstmal die drei anderen deutschen Bahnen vor uns dran. Dadurch, dass in Oberhof kein Bob gefahren wird, die WM 2020 in Altenberg ist und 2017 am Königssee war, wenn auch unplanmäßig, ist Winterberg fast schon wieder dran. In den nächsten fünf bis sieben Jahren wieder eine Bob- und Skeleton-WM zu bekommen, ist meines Erachtens sehr realistisch. Im Rennrodeln wird es schwieriger. Aber...

...es gibt ein Aber?
Ja, denn so viele Bewerber gibt es unter dem Strich nicht mehr.

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Warum ist das so?
Die Hintergründe in manchen Nationalverbänden kenne ich nicht. Für die WM 2021 zum Beispiel gab es zwei Bewerber, Oberhof und Calgary. Die Kanadier haben sie bekommen, deshalb wird sich Oberhof für das Jahr 2023 bewerben, obwohl dort dann auch die Biathlon-WM ist. Ob anschließend eine amerikanische Bahn kommt? Keine Ahnung. Die Bahn in Nagano, Japan, ist fast tot und die Südkoreaner werden sich mit Pyeongchang auch nicht bewerben, glaube ich wenigstens. Innsbruck-Igls hat immer die 7er Jahre, das ist seit 1987 so. Der Rhythmus hat sich für die Österreicher offenbar eingespielt.

Im österreichischen Bludenz soll im Spätherbst 2019 ein neuer Eiskanal, der für 6,6 Millionen Euro errichtet wird, in Betrieb genommen werden.
Dort kann Zweierbob und Skeleton gefahren sowie gerodelt werden. Für den Nachwuchs ist das gigantisch, auch für unseren. Da kannst du halt auch mal mit den Kids hinfahren.

Kleinere Baustellen gibt es immer

Zurück zur Rennrodel-WM 2019 in Winterberg. Gab es eigentlich etwas, was nicht funktioniert hat?
Wenn in den Pressezentren zum Beispiel das Wlan nicht funktioniert, ist das schlecht. Auch wenn dazu weder die Veltins-EisArena noch wir etwas konnten, sondern nur der Anbieter. Ansonsten gibt es immer kleinere Baustellen während solcher Veranstaltungen. Man kann viel planen, aber eben nicht alles. Wenn wir einen Strich drunter ziehen, ist in der Außendarstellung alles gut gelaufen.

Noch schöner wäre es nur gewesen, wenn sich Ihr Klubmitglied Christian Paffe für das Herrenfeld der WM qualifiziert hätte, oder?
Klar wäre das schöner gewesen. Das hätte nicht nur uns als Verein gefreut, das wäre auch für die Region schöner gewesen. Neben dem Doppel Geueke/Gamm vom BSC wäre noch ein Einsitzer als Lokalmatador da gewesen. Aber wie hat Lothar Matthäus es gesagt: Wäre, wäre, Fahrradkette. (lacht)