Winterberg. . Der Befreiungsschlag für Robin Geueke und David Gamm blieb aus. Der Winterberger Doppelsitzer sucht nach Platz 14 bei der Heim-WM nach Gründen.
Die Antwort fiel so kurz wie vielsagend aus. „Resetten“, sagte Robin Geueke auf die Frage, wie sein Plan für den Abend danach aussah. Und als er das gesagt hatte, flog dem Rennrodler des BSC Winterberg doch ein kurzes, gequältes Lächeln über das Gesicht. Resetten – alles auf null setzen. Die gesamte Rennrodel-Weltmeisterschaft in Winterberg und diesen 14. Platz einfach vergessen.
Denn so hatten sich Robin Geueke und David Gamm ihre Auftritte in der Veltins-EisArena, in ihrem Wohnzimmer, nicht vorgestellt. In dem Eiskanal, in dem sie ihre Sportart von der Pike auf lernten, in dem sie zu Beginn dieses Winters Deutscher Meister der Doppelsitzer wurden und in den vergangenen Jahren bei Weltcuprennen als Dritte und sogar als Zweite auf das Siegerpodest fuhren, wollten sie vorne mitfahren, um eine Bronzemedaille im besten Fall. So, wie es ihnen bei der WM 2017 in Innsbruck gelang, als sie überraschend auf den dritten Platz rasten – und im Ziel vor Freude fast vom Schlitten fielen.
Aufmunterung zwecklos
In Winterberg fielen sie nicht vom Schlitten. Sie sprangen nicht einmal vor Freude herunter. Sie verließen ihr Sportgerät langsam, enttäuscht. Und auch der warme Applaus, die Tröten und die Aufmunterungsrufe änderten nichts an ihrer Gemütslage. „Wir sind natürlich schon sehr enttäuscht“, sagte David Gamm. Ein dicker Patzer im ersten Lauf – und das Doppel des BSC fand sich auf Rang 15 wieder. Ein solider zweiter Lauf, jedoch ohne entsprechende Endgeschwindigkeit – Rang 14. Und der bleibt als Platzierung von Geueke/Gamm bei der Heim-WM in den Büchern stehen.
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Warum es zu diesem Misserfolg kam? „Ein bisschen spiegelt die WM unsere aktuelle Saison wider“, sagte Robin Geueke. Mal standen sie auf dem Siegerpodest, mal ziemlich tief unten in den Klassements und überwiegend im grauen Mittelfeld. „Es gibt Doppel, die sind in dieser Saison ein bisschen an ihnen vorbei gezogen, bei der Startleistung zum Beispiel“, sagte Norbert Loch, der Chef-Bundestrainer. „Wir müssen jetzt schauen, dass wir in den ausstehenden Weltcups noch für einen versöhnlichen Saisonausklang für uns sorgen“, sagte Geueke, „und dann werden wir eine genaue Fehleranalyse betreiben.“
Vielleicht haben sie bereits in der Sommervorbereitung etwas falsch gemacht. Vielleicht haben sie bei der Materialentwicklung an den falschen Schräubchen gedreht. Vielleicht hat ihnen auch der Nieselregen während der Rennen mehr einen Strich durch die Rechnung gemacht als anderen.
Der Druck war groß
Das enttäuschende WM-Ergebnis hat für Sven Kästner, Geschäftsführer Nordrhein-Westfälischer Bob- und Schlittensportverband, allerdings auch einen Grund, für den weder Geueke noch Gamm, noch irgendwer etwas kann. Den die Sportler gar nicht wahrgenommen haben dürften. „Das ist auch eine Kopfsache gewesen“, sagte Kästner, „sie wollten unbedingt ein so gutes Ergebnis hier abliefern, dass sie sich zu viel Druck gemacht haben.“
Denn in einem waren und sind sich Trainer, Betreuer, Fans sowie Experten einig: Der 14. Platz spiegelt das Potenzial des in der internen deutschen Rangliste Doppels Nummer drei nicht wider. Einer, der dies sogar nach seiner Siegerehrung öffentlich kundtat, war Weltmeister Toni Eggert. „Für Robin und David tut es mir“, sagte Eggert auf der Bühne im Herzen Winterbergs: „Aber sie sind einen klasse zweiten Lauf gefahren und werden in der Zukunft zeigen, dass sie wieder ganz vorne hingehören.“
Sven Kästner nahm dieses Lob gerne auf. „Das Ziel aus Verbandssicht ist ohnehin die Teilnahme an den Olympischen Winterspielen 2022“, sagte er. Schließlich ist Gamm erst 23 Jahre alt, Geueke 26. „Dafür muss allerdings auch die Gesundheit mitspielen“, sagte Geueke selbst. Zuletzt plagte ihn sein Rücken immer wieder.
Wie dem auch sei: Alles auf null zu setzen – war ein gutes Vorhaben für den Abend danach. Für die Zukunft allerdings taugt es nur bedingt.