Winterberg. . Während der Weltcup-Saison bleibt David Gamm und Robin Geuke kaum Zeit für ihr Privatleben. Wie die Freundinnen des Rennrodel-Duos mitfiebern.

Robin Geueke ist selten um Worte verlegen. Der 26-Jährige redet gerne drauflos und antwortet lieber zu ausführlich als zu knapp. Bei diesem Thema wird der Rennrodler schweigsam. Dafür funkeln seine Augen und die Wangen werden sogar etwas rot. „Das ist unser erste Winter“, sagt Geueke – und spricht nicht über seinen Rennrodel-Partner David Gamm. Mit ihm bildet er schließlich seit 2010 einen Doppelsitzer. Geueke spricht über seine Freundin Nicole – und ein heikles Thema für eine junge Liebe: Es ist der erste Winter, aber ein gemeinsamer ist es kaum.

Denn Robin Geueke und David Gamm sind in diesen Wochen und Monaten als Doppelsitzer des BSC Winterberg im Weltcup-Stress.

Saison-Höhepunkt im Januar

Urlaub? Zeit für die Freundinnen oder die Familien? Sie ist rar gesät. Für die beiden Sportler ist das weniger ein Problem. „Wir kennen es ja nicht anders“, sagt der 23-jährige David Gamm. „Wir sind ja quasi von Kindesbeinen an im Winter immer unterwegs.“

Die Zeit rund um Weihnachten und den Jahreswechsel verbrachten Geueke und Gamm dieses Mal zwar verhältnismäßig entspannt in der Heimat. Doch die Wochen zuvor sowie die jetzt beginnenden – inklusive Heim-Weltmeisterschaft in Winterberg (25. bis 27. Januar) – bis zum Weltcup-Finale am 23./24. Februar im russischen Sotschi hatten und haben es in sich.

Robin Geueke (li.) und David Gamm während der Bahnbegehung in Whistler.
Robin Geueke (li.) und David Gamm während der Bahnbegehung in Whistler. © Privat

„Die letzte Periode am Stück war ja der Aufenthalt in Amerika mit 21 Tagen“, erzählt Geuekes Freundin Nicole und ergänzt: „Ich muss ehrlich sagen, die wurden zum Ende raus ziemlich lang.“ Schließlich waren die beiden Rennrodler auch vor der Nordamerika-Tour mehr mit ihren Mannschaftskollegen in der Welt unterwegs als daheim im Sauerland. Schlitten, Material und ein Teil des Gepäcks werden dabei in einer riesigen Metallbox transportiert. „Inklusive des Vorbereitungslehrgangs waren wir bis Weihnachten fast zehn Wochen mit dem Team unterwegs“, sagt Geueke, „es gab vielleicht mal ein Wochenende, an dem wir frei hatten.“

WhatsApp und Facetime-Anrufe

Sie beklagen sich nicht. Sie sind Profis. Außerdem gibt es schlimmere Schicksale als Nord- und Mitteleuropa sowie Nordamerika zu bereisen, um (s)einen Sport zu betreiben. Den Damen sei etwas mehr Klage erlaubt: „Ich vermisse ihn schon sehr, aber wir schreiben ja trotzdem jeden Tag“, sagt Gamms Freundin Antonia.

Geuke/Gamm wollen am Wochenende Ergebnisse liefern

Bis auf ihren zweiten Platz beim Weltcup in Whistler hinken Geueke/Gamm den Erwartungen in diesem Winter bislang etwas hinterher. Am Samstag (10.10 Uhr, 1. Lauf) steht der Weltcup am Königssee an – und der Doppelsitzer des BSC Winterberg ist gefordert. „Die Saison bislang war erkenntnisreich“, sagt Geueke, „ich mache mir keinen Gedanken, dass es am Königssee oder in Winterberg nicht laufen könnte.“

Schreiben über WhatsApp, Facetime-Videoanrufe – die moderne Kommunikationstechnik lässt zwar mehrere Tausend Kilometer gefühlt auf eine Armlänge oder weniger schrumpfen. Trotzdem fehlt die Zweisamkeit. „Der Urlaub nach der Saison ist wichtig, damit man etwas hat, worauf man sich freuen kann und die Zeit zu zweit, die zu kurz kommt, mal wieder ausschöpfen kann“, sagt Nicole.

Dass die zweite Saisonhälfte an diesem Wochenende am Königssee beginnt und bis auf Sotschi sowie Sigulda in Lettland deutsche Wettkampforte beinhaltet, ändert wenig. „Wir freuen uns über jeden, der uns vor Ort unterstützt“, sagt Robin Geueke, „aber wir müssen uns und das Material vorbereiten und anschließend wieder verpacken – also viel Zeit haben wir für bei den Weltcups Privates nicht.“

Hauptsache, heile angekommen

Apropos Sigulda: In der Bahn in Lettland sind Geueke/Gamm des Öfteren gestürzt, deutlich öfter als woanders. Zittern ihre Freundinnen vor oder bei diesem Weltcup besonders um die beiden? „Darüber versuche ich gar nicht nachzudenken. Ich gehe einfach davon aus, dass die beiden wissen, was sie tun“, antwortet Antonia, während Nicole sagt: „Man freut sich einfach jedes Mal, wenn die beiden unten heile ankommen. Sigulda ist natürlich ein anderes Thema. Da sind die Daumen dann doch ein bisschen fester gedrückt.“

Besonders im ersten (gemeinsamen) Winter.