Soest. . Amanal Petros und Fabienne Amrhein wiederholten beim Silvesterlauf von Werl nach Soest ihre Vorjahressiege. Mit außergewöhnlichen Zeiten.
Amanal Petros wusste, dass das unseriös wäre. Für einen Mann mit seinen Ambitionen. Die Qualifikation für die Weltmeisterschaften der Leichtathleten in Doha 2019 strebt er an, und 2020 sogar den Start bei den Olympischen Spielen in Tokio. Deshalb konnte der 23-jährige Langstreckenläufer auf die Frage des Moderators, ob er auch im kommenden Jahr beim Silvesterlauf von Werl nach Soest an den Start gehen möchte, nur so antworten: „Das könnte man machen“, sagte er, lachte und grinste hinüber zu Fabienne Amrhein, die sich Sekunden vor ihm exakt gleich äußerte.
Eine Operation an der Hand
Amanal Petros (SV Brackwede) und Fabienne Amrhein (MTG Mannheim) – sie wiederholten am letzten Tag des Jahres 2018 beim größten Silvesterlauf Deutschlands mit gut 6600 Teilnehmern ihren Triumph aus dem Vorjahr. Und so sehr die beiden Kaderathleten auch betonten, wie gut es ihnen auf der 15 Kilometer langen Strecke durch die Soester Börde von der Werler Stadthalle zum Soester Marktplatz gefallen habe, weil zigtausend Zuschauer Jahr für Jahr für eine außergewöhnliche Atmosphäre sorgen, sind ihre Starts für den Volkslauf, der ohne Startgelder auskommt und dessen Einnahmen karitativen Zwecken zu Gute kommen, jedes Mal eine Besonderheit.
Silvesterlauf von Werl nach Soest.
Dass der Weg zum Sieg auch in diesem Jahr nur über Amanal Petros führen konnte, stand vor dem Startschuss fest. Mit Abstrichen auch für ihn. „Ich wusste seit zwei Wochen, auf welche Konkurrenten ich treffen würde“, erklärte er, „Angst hatte ich nicht, aber nervös war ich auf jeden Fall.“ Weil sein Training zuletzt nicht optimal verlief und ihn eine Operation an der Hand etwas ausgebremst hatte.
Ein Triumph-Lauf ins Ziel
Doch vom Startschuss weg gab Petros das Tempo an, setzte sich nach wenigen Kilometern auch von den letzten Verfolgern ab – und genoss seinen Triumph-Lauf ins Ziel. „Es hat riesigen Spaß gemacht. Dieses Jahr war es noch schöner“, sagte er. Mit seiner Zeit von 44:39 Minuten verwies er Nils Voigt (LG Brillux Münster/45:03) und Robiel Weldemichael (SuS Westenholz/46:20) deutlich auf die Plätze.
Mehr als 5000 Läufer kommen trocken ins Ziel
Wie stark Petros’ Leistung war zeigt der Blick in die Siegerliste der vergangenen Jahre. Lediglich Rekordhalter Jean Weijts (43:33; 1986) und Volker Welzel (43:19; 1983) absolvierten die 15 Kilometer schneller als der 23-Jährige. 1982 initiierte die Westfalenpost den Silvesterlauf, der in diesem Jahr zum 37. Mal über die Bühne ging. Die Titelverteidigung gelang seit 2006 keinem Läufer mehr. Damals endete die Siegesserie von Ansgar Varnhagen, der fünfmal in Folge gewann.
Fahrradunfall wirft Amrhein zurück
Eine Top-Zeit in der Silvesterlauf-Historie gelang auch Fabienne Amrhein. Nach 51:45 Minuten jubelte die 26-Jährige und siegte damit deutlich vor Linn Kleine (LGO Dortmund/55:10) und Daniela Wurm (SG Wenden/55:36). Lediglich bei Gaby Wolf (50:32/1983) und Claudia Metzner (51:12/1993) stoppte die Uhr früher.
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„Ich bin echt glücklich. Das war ein perfekter Tag heute für mich. Es lief einfach“, sagte Amrhein, die ihre Favoritenrolle vom ersten Schritt an ausfüllte. Dabei warfen sie eine langwierige Grippe und ein Fahrradunfall im Sommer in ihrer Trainingsplanung zurück. „Es war ziemlich häufig eine Zitterpartie, ob ich überhaupt an die Startlinie gehen konnte“, sagte die Deutsche Marathon-Meisterin, „es war ein aufregendes Jahr mit einem klasse Abschluss.“
Siegerprämie muss gespendet werden
Und von diesem profitieren sogar zwei soziale Einrichtungen. Denn erstmals kassierten die Sieger eine Prämie von jeweils 1000 Euro, die für einen guten Zweck gespendet werden muss. „Ich möchte die Prämie dem Waldpiraten-Camp der Deutschen Kinderkrebsstiftung spenden“, sagte Amrhein. Petros möchte das Geld den Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel in seiner Heimat in Bielefeld spenden.
Den kleinen Silvesterlauf über 5 Kilometer von Ampen nach Soest gewannen Hendrik Pörschke (Spiridon Frankfurt/16:35 Minuten) und Gudrun Rodloff (LG Hamm/20:34).