Iserlohn. . Der Dreikampf im Tor ist das Thema rund um die Iserlohn Roosters. Es birgt Konfliktpotenzial. Wer gegen Düsseldorf beginnt und wer Ersatz ist.
Rob Daum nickt eifrig, als ihm diese Szene, die er zu seinem Leidwesen live miterleben musste, beschrieben wird. Denn das ist die Szene, die seiner Meinung nach am besten beschreibt, was er als Trainer von einem Torwart in der Deutschen Eishockey Liga erwartet, was den Iserlohn Roosters aktuell fehlt und warum sich Daum und Manager Karsten Mende auf eine Situation eingelassen haben, die Konfliktpotenzial besitzt. Konfliktpotenzial innerhalb der Mannschaft, Konfliktpotenzial zwischen Fans und Bossen, Konfliktpotenzial an vielen Stellen.
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Es ist die Schlussszene der Verlängerung des Spiels der Roosters in Köln. Erst scheitert Jonathan Matsumoto, Iserlohns Top-Scorer der Liga, am überragend haltenden Haie-Torwart Gustaf Wesslau – und im Gegenzug kassiert Mathias Lange, an diesem Abend der Roosters-Goalie, einen haltbaren Schuss, der die 1:2-Niederlage besiegelt.
„Die Szene ist das perfekte Beispiel“, sagt Daum einen Tag vor dem Heimspiel seiner Mannschaft an diesem Freitag (19.30 Uhr) gegen die Düsseldorfer EG. Im Detail möchte sich der Trainer allerdings auch weiterhin nicht zum aktuell alles beherrschenden Thema, wenn es um die Iserlohn Roosters geht, äußern: Die Frage nach der Sinnhaftigkeit, mit Niko Hovinen neben Sebastian Dahm und Mathias Lange einen dritten Torwart verpflichtet zu haben, der als Finne sogar eine Ausländerlizenz belegt, während Dahm und Lange mit einem deutschen Pass spielen.
Entscheidung kein Schnellschuss
Was Daum allerdings erstmals durchblicken lässt: Die Entscheidung war kein Schnellschuss. Bereits seit Beginn der Saisonvorbereitung haben er und Mende die Torhüter offenbar kritisch beäugt und letztendlich zurecht festgestellt, dass Dahm und – besonders – Lange, ihr Potenzial sportlich nicht mehr ausschöpften.
Also handelten die beiden Chefs, weil sie die Defensive nicht in Torhüter und Verteidiger unterteilen, sondern als Ganzes sehen und weil sich die Gelegenheit ergab. „Wir wollten mit der Verpflichtung von Hovinen den Druck auf unsere beiden Torhüter erhöhen“, sagt Karsten Mende am Donnerstag zum wiederholten Mal. Rob Daum ergänzt: „Man kann nicht genug Tiefe auf dieser Position haben, die die wichtigste im Team ist.“ Credo: Patzt ein Verteidiger, ist das ärgerlich, aber oft ohne gravierende Folgen; patzt ein Torwart als letzte Instanz, ist es in dieser Liga, in der Kleinigkeiten das Pendel zu Sieg oder Niederlage ausschlagen lassen, meistens entscheidend.
„Es ist für alle, auch für Niko, keine einfache Situation“, sagt Daum, „aber wir müssen jetzt damit umgehen.“ Dahm, Lange und Hovinen attestiert der Trainer nach nun mehreren gemeinsamen Übungseinheiten ein „professionelles Miteinander“. Die neue Lage habe vor allem Dahm bereits „gepusht“, lässt er sich noch entlocken.
Eine Luxussituation auf Zeit
Anschließend verkündet er eine auf den ersten Blick überraschende Entscheidung: Gegen die Düsseldorfer EG werde auf Grund der Trainingseindrücke Dahm beginnen, während Lange als Ersatz auf der Bank Platz nehme. Hovinen, der mit jeder Einheit besser werde, so Daum, muss auf die Tribüne.
Dass die Luxussituation mit drei Torhütern, die DEL-Format besitzen, im Kader nicht den Rest der Saison andauern wird, liegt aus finanziellen Gründen auf der Hand. Wer aber den Verein wann verlassen wird, erscheint zwar offener denn je. Doch trotz der Aufstellung gegen die DEG bleibt Lange Kandidat Nummer eins auf den vorzeitigen Abschied. Alles andere wäre überraschend, es sei denn, in Hovinens Vertrag befänden sich irgendwelche Ausstiegsklauseln. Die Ausländerlizenz wäre dann jedoch weg.
Sieben Niederlagen in Folge
Wie dem auch sei: Gegen die Düsseldorfer EG streben die Roosters den nächsten Heimsieg an, ebenso wie sie am Sonntag ausgerechnet in München versuchen wollen, den ersten Auswärtssieg der Saison einzufahren – den zuletzt sieben Niederlagen in Folge gegen die DEG und dem bisherigen Auswärtsfluch zum Trotz. Und gerne mit Torwartparaden à la Gustaf Wesslau.