Balve. . Otto Becker, Bundestrainer der deutschen Springreiter, erklärt, warum er das Balve Optimum so mag und wann es dort mal Bindfäden regnete.
Es sind nur zwei Wörter, aber bei Otto Becker, dem Bundestrainer der deutschen Springreiter, erzeugen sie eine gewisse Plauderlaune: Balve Optimum. Vom 7. bis 10. Juni geht das Turnier samt Deutscher Meisterschaft im Springreiten und in der Dressur rund um Schloss Wocklum über die Bühne. Seit 70 Jahren gibt es diese über die Region hinaus vielbeachtete Veranstaltung mittlerweile. Becker erklärt, welchen Stellenwert das Balve Optimum besitzt und warum es eines seiner Lieblingsturniere ist.
Herr Becker, erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Start in Balve?
Otto Becker: (grübelt kurz) An das erste Mal kann ich mich leider nicht erinnern, aber das Balve Optimum begleitet mich mittlerweile seit Jahrzehnten. Ich habe ja auch eine lange Freundschaft mit der Familie von Landsberg-Velen, früher mit Dieter, jetzt mit seiner Tochter Rosalie, die das Gesicht des Turniers geworden ist. Was ich stets bewundernswert finde: Jedes Jahr, wenn man zum Turnier nach Balve kommt, ist irgendetwas neu oder besser gemacht worden. Das gibt es nicht allzu oft. Deshalb ziehe ich den Hut davor, was dort über die Jahre auf die Beine gestellt wurde.
Wie sieht denn Ihre persönliche Erfolgsbilanz beim Balve Optimum als aktiver Springreiter aus?
Ich war drei Mal Deutscher Meister, aber nie in Balve. (schmunzelt) Dort habe ich aber einmal den Großen Preis mit Cortina gewonnen und ich kann mich sehr gut daran erinnern, dass es Bindfäden geregnet hat. Ich besitze noch ein Bild, auf dem man das Pferd bei der Siegerehrung kaum erkennen kann, so hat es geregnet. Aber eine Medaille bei der DM habe ich meines Wissens in Balve nie geholt.
Das ist eigentlich schade, oder?
(lacht) Das Turnier kann ja nichts dafür. Balve ist ein Top-Turnier und – ich wiederhole mich – ich kann nur den Hut davor ziehen, was dort auf die Beine gestellt wird.
Ein Freund der Familie: Otto Becker (li.) im Jahr 2011 mit Dieter Graf von Landsberg-Velen und Rosalie Freifrau von Landsberg-Velen.
Foto:
Eberhard Tripp
Sie erwähnten den 2012 verstorbenen Dieter Graf von Landsberg-Velen bereits. Welche Rolle spielte er für das Optimum?
Die Lebensleistung von ihm sucht ihresgleichen – speziell auch in der Reiterei. Er war bei vielen Championaten und wir haben oft diskutiert. So, wie wir versucht haben, den Sport generell voran zu bringen, so hat er auch versucht, sein Turnier in Balve voran zu bringen. Dass das Optimum diesen Stellenwert hat, ist auch sein Verdienst.
Bei Ihrer Begeisterung für das Optimum: Blutet Ihnen nicht jährlich das Herz, weil die meisten Stars der Springszene in Balve auf Grund höherer Preisgelder im Ausland oft nicht zu sehen sind?
Mir tut das für Balve leid, ja. Aber es ist nunmal so und wir können diese Entwicklung nicht aufhalten. Außerdem: Wir bekommen trotzdem jedes Jahr in Balve top Sport zu sehen. Der eine oder andere Top-Reiter ist immer da, wir haben immer neue Leute, neue Pferde und junge Leute in Balve, die richtig heiß sind, sich zu präsentieren. Ihnen dient das Optimum als Sprungbrett, sie wollen sich dort einen Startplatz für den CHIO in Aachen sichern. Wir haben in den vergangenen Jahren herausragenden Sport in Balve gesehen.
Unter anderem wurde im vergangenen Jahr die erst 23-jährige Laura Klaphake Deutsche Meisterin der Damen und startete später sogar bei der EM für Deutschland.
Ein gutes Beispiel ist auch Simone Blum, die 2016 bei den Damen gewann und 2017 als erst zweite Frau bei der „gemischten“ DM den Titel holte. Vor einigen Jahren ging auch der Stern von Daniel Deußer in Balve wieder auf. Andreas Kreuzer, Laura Klaphake, Simone Blum – das sind Namen, die ihren Weg gemacht haben und die Balve als Sprungbrett genutzt haben. Man würde dem Turnier Unrecht tun, es darauf zu reduzieren, dass eine Handvoll Leute fehlt.
Sie sagten, dass das Turnier stets gewachsen sei. Sehen Sie noch Potenzial? Könnte Balve nicht ein großes Stadion ähnlich dem in Aachen vertragen?
Nein, das wäre auch nicht Balve. Balve steht für Tradition, für Gemütlichkeit – für familiäres Flair. Wir haben in Balve eine Top-Veranstaltung. Die ist wie sie ist, und das Team macht einen super Job.
Wie sah es denn in Balve aus, als Sie erstmals dort starteten?
Der Turnierplatz hatte, glaube ich, dieselbe Größe, aber die Tribünen waren zum Beispiel nicht da. Der Abreiteplatz ist größer geworden, die Parkplätze oder der Stallbereich auch. Alles. (grinst)
Können Sie schon sagen, wer dieses Jahr in Balve starten wird?
Wir sind aktuell bei der Nationenpreis-Planung und versuchen, das Puzzle so zusammenzusetzen, dass sich einerseits die Reiter bei der Sichtung für die Weltreiterspiele ordentlich präsentieren können, andererseits die Pferde aber nicht überfordert werden. Deshalb kann ich für Balve nur eins garantieren: Wir werden top Starter sehen.