Winterberg/Bad Berleburg. . Maren Hammerschmidt kehrte enttäuscht aus Südkorea zurück. Biathlon-Experte Steffen Richter bezieht Stellung. Wer eine fehlende Lobby anprangert.
Steffen Richter hatte sich bereits vier Wochen vor den Olympischen Winterspielen festgelegt. Weil er als Honorartrainer des Westdeutschen Skiverbandes und als Nachwuchscoach beim VfL Bad Berleburg ohne Zweifel ein Experte ist. Außerdem pflegt er weiterhin Kontakt zu Maren Hammerschmidt, der Biathletin des SK Winterberg, welche Richter einst betreute. Deshalb sagte er schon Anfang Januar: „Maren wird sowohl im Einzel als auch in der Staffel starten.“
Am Tag der Rückkehr des so genannten Siegerfliegers mit einem Großteil der deutschen Olympiamannschaft aus Südkorea nimmt Richter seine Prognose mit einer Portion Humor: „Schön daneben gelegen“, sagt er – und lacht.
Die 28-jährige Hammerschmidt kehrt zwar mit dem ersten Olympia-Start ihrer Karriere im Gepäck zurück aus Pyeongchang, doch reichte der 17. Platz im Einzelrennen eben nicht, um sich für einen Einsatz in der Damenstaffel zu empfehlen, zu deren Inventar sie im Vorfeld eigentlich gehörte.
„Leider wird mein olympischer Traum hier in Korea nicht in Erfüllung gehen. Ich habe alles gegeben und ich hätte gerne mehr von mir gezeigt. Aber so soll es nun mal nicht sein...“, schrieb Maren Hammerschmidt nach ihrem Staffel-Aus enttäuscht auf ihren Social-Media-Seiten im Internet und schwieg ansonsten.
Knie beklagt fehlende Lobby
Doch wie ist die Entscheidung von Bundestrainer Gerald Hönig zu werten? Basiert sie sogar auf einer fehlenden Lobby westdeutscher Athleten? Christoph Knie, ehemaliger Biathlet aus Bad Berleburg, beklagte das vor seinem Rücktritt vor mittlerweile acht Jahren – und erneuerte diese Kritik kürzlich im Gespräch mit dieser Zeitung.
„Ich bin kein gebürtiger Bayer und nicht aus Oberhof. Und keiner, der gleich zu allem Ja und Amen sagt“, sagte der mittlerweile 33-Jährige: „So gab es durchaus Personen, die im Zweifelsfall bevorzugt worden sind. Das war sogar so, nachdem ich bei der EM 2010 klar der beste Deutsche war.“
Im Fall Hammerschmidt stützten allerdings sportliche Fakten die Entscheidung gegen die Winterbergerin, sagt Steffen Richter. „Es tut mir zwar leid für die Maren, aber sportlich ist das sauber gelaufen und es gibt keinen Grund zu meckern“, erklärt er.
Keine Athletin enttäuschte
Die Einsatzplanung habe bereits im Vorfeld der Olympischen Winterspiele vorgesehen, dass Hammerschmidt im Einzel eingesetzt werden sollte. „Wenn sie sich dort jetzt empfohlen hätte oder irgendeine andere Athletin komplett enttäuscht hätte...“, erzählt der Experte, „aber die sind ja alle gut in Form gewesen.“
Staffel mit Hammerschmidt erfolgreich
Wie Maren Hammerschmidt in den noch ausstehenden Weltcups bis Ende März auftreten wird? „Ich hoffe auf eine Trotzreaktion“, antwortet Richter. Die Staffel enttäuschte in Südkorea schließlich mit Platz acht – wer weiß, wie es mit der Sauerländerin gelaufen wäre, die bei der Erfolgsserie im Vorfeld der Winterspiele lediglich für die Generalprobe in Ruhpolding nicht nominiert worden war.