Dortmund. Der Dortmunder Christopher Weber verrät seine Ziele für Olympia 2018 in Pyeongchang und gewährt Einblicke in das Innenleben eines Bobs.
Der 26-jährige Christopher Weber war lange Zeit Leichtathlet, wurde für den 100-Meter-Sprint aber zu schwer. Zur Saison 2016/2017 begann er seine Karriere im Bobsport und kam zur abgelaufenen Saison in den Schlitten von Johannes Lochner, mit dem er schließlich sogar den Gesamtweltcup im Viererbob gewann.
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Vor dem Einstieg in den Bob hat Weber Wirtschaftswissenschaften an der TU Dortmund studiert und seinen Bachelor gemacht. Anschließender arbeitete er im Familienbetrieb. Bei Olympia ist er für den Zweier- und den Viererbob als Anschieber nominiert.
Was ein Anschieber während der Fahrt im Bob macht
Akribisch bereitet sich Weber auf die Olympischen Spiele vor. Bis zur Abreise trainiert er jeden Tag und arbeitet an seinen Sprints. Wir haben ihn beim Training in der Dortmunder Helmut-Körnig-Halle getroffen und zu seinen Zielen und Erwartungen in Bezug auf Olympia 2018 befragt – und wir haben erfahren, was ein Bob-Anschieber während der Fahrt macht.
Mit welchen Gefühlen reisen Sie zu Olympia? Kam die Nominierung trotz der Erfolge überraschend?
Christopher Weber: Nach dem Zentralen Leistungstest im Dezember war klar, dass es im Vierer klappt. Dass es jetzt auch Zweier klappt, war die Kirsche auf der Sahne.
Mega cool, so habe ich zwei Wettbwerbe, in denen ich antreten darf. Ich will jetzt eigentlich auch nur noch, dass es losgeht – pure Vorfreude.
Sie werden als Medaillen-Kandidaten gehandelt. Ist eine Medaille auch Ihr Ziel oder überwiegt das Motto „Dabei sein und schauen, was am Ende rauskommt“?
Weber: „Dabei sein ist alles“ halte ich für deplaziert. Als Leistungssportler investiere ich so viel in meinen Sport und möchte auch das Maximale erreichen. Am liebsten würde ich zweimal Gold holen.
Wenn das nicht klappt, muss man aber auch akzeptieren, dass die Anderen besser waren und sich damit abfinden. Aber im ersten Moment sollte man schon so viel rausholen wollen wie es geht.
Wie sind Sie in den Bob von Johannes Lochner gekommen? Hat er Sie gefunden oder Sie ihn?
Weber: Die letzte Saison verlief schon ganz gut. Dann konnte ich als Ersatzmann mit nach Korea fliegen und einige gute Gespräche führen. Danach ging das recht schnell.
Unter den Anschiebern herrscht eine große Konkurrenz. Am Ende haben Sie sich gegen Joshua Bluhm durchgesetzt. Gab es da böses Blut?
Weber: Ich sehe das ganz sportlich und habe da kein großes Problem.Da ist auch jeder ein bisschen für sich selbst verantwortlich. Wenn er mich geschlagen hätte, dann wäre das halt so gekommen.
Wie ist die Rollenverteilung unter den drei Anschiebern im Viererbob? Nach welchen Kriterien wird die Reihenfolge festgelegt?
Weber: Das kann man gut an der Aerodynamik des Bobs festmachen. Der Bob sollte eine abfallende Linie beschreiben, deswegen sitzt Christian Rasp auch ganz hinten, weil er mit seinen 1,82 oder 1,83 Metern der Kleinste und mit 93 Kilo der Leichteste ist. An Position Zwei und Drei muss man schauen, wer der Schnellere ist und dass der dann das längere Stück läuft. Aber auch entscheidet dann am Ende die Größe.
Wenn man eine Bobfahrt von außen betrachtet, sieht das nach vielen blauen Flecken aus – ist ein Bob gepolstert?
Weber: Einige polstern sich den Platz. Ich mache das aber nicht, weil ich mit meinen stabilen Beinen und meinem Rumpf sonst nicht mehr in den Rahmen passe. Dadurch ist es schon relativ eng und ich fliege nicht so sehr hin und her.
Lernen die Anschieber die Bobbahn genauso auswendig wie der Pilot, um auf alle Kurven vorbereitet zu sein?
Weber: Nicht so wie der Pilot, aber die markanten Stellen sollte man kennen. In Südkorea gibt es zum Beispiel eine lange Gerade, die eigentlich keine Gerade ist. Da sollte man schon wissen, zu welcher Seite man sich beugt. Und man sollte natürlich wissen, wo das Ziel ist, damit man richtig bremst.
Was ist wichtiger – der Zweierbob, weil Sie da als einziger Anschieber mehr Verantwortung tragen, oder der Vierer, weil es der größere Schlitten ist?
Weber: Das sieht jeder anders. Für mich persönlich, ist es etwas Besonderes, im Zweier zu fahren, weil ich mehr Verantwortung trage als im Vierer. Ich würde aber nicht sagen, dass mir der Eine mehr Spaß macht als der Andere, zumal wir ja im Vierer jetzt so große Erfolge gefeiert haben.
Wie sieht das Restprogramm vor Olympia aus?
Weber: Ich werde jeden Tag trainieren, habe etwas Physiotherapie – und dann geht es zum Flughafen.
Sie müssen viel trainieren und entsprechend viel essen. Haben Sie sich auf die südkoreanische Küche vorbereitet?
Weber: Wir waren jetzt schon zweimal da, man muss ich schon etwas umstellen. Aber ein Großteil meiner Nahrung besteht aus Reis und den gibt es da ja auch. Und irgendein Fleisch gibt es auch immer, so dass man da gut über die Runden kommen wird.
Gäbe es eigentlich noch mal einen Weg zurück zum Sprint? Angesichts der Muskelmasse dürfte das schwierig sein...
Weber: Als ich im Sprint war, habe ich nur zehn Kilo weniger gewogen. Aber da die Chancen auf Erfolg im Bobsport viel größer sind, wäre es Unsinn, zurückzukehren. Auf professioneller Ebene möchte ich nicht zurück.