Winterberg/Oberhof. . Annika Drazek vom BSC Winterberg ist Deutschlands beste Bob-Anschieberin. Weshalb sie derzeit unzufrieden ist und was der Bundestrainer sagt.
Witzige Wasserspiele im Pool, Beachvolleyball am feinen Sandstrand unter blauem, wolkenlosen Himmel – unter anderem so hätte die zurückliegende Woche für Annika Drazek aussehen können. Stattdessen schuftete sie im Kraftraum und erholte sich ein paar Tage zu Hause. Gladbeck statt Robinson Club Apulia, Deutschland statt Italien.
„Auch sie muss einen Test vorweisen“, sagt René Spies, Cheftrainer der Bobsportler, im Gespräch mit der Westfalenpost, dazu gnadenlos und ergänzt: „Aber ich glaube, Annika verschmerzt das gut, schließlich ruft Olympia.“
Dort, bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang/Südkorea im Februar 2018, möchte die Bob-Anschieberin des BSC Winterberg um eine Medaille mitfahren. Trotzdem ärgerte sich die 22-Jährige mehr als nur einen kurzen Moment, als sie die Einladung ihrer Bundespolizei-Kollegin und Freundin Jacqueline Lölling, sie zum Champion des Jahres zu begleiten, ausschlagen musste. „Das wäre mein Sommerurlaub gewesen“, erklärt Drazek.
Die schnellste Deutsche
Die Deutsche Sporthilfe lädt von ihre geförderte Spitzensportler, die bei Weltmeisterschaften eine Medaille holten, jedes Jahr zu einer Event-Woche in den Süden Europas ein. Während Lölling statt Drazek eine andere Freundin mitnahm, reiste Maren Hammerschmidt, Biathlon-Staffelweltmeisterin aus Winterberg, mit Zwillingsschwester Janin an.
Frage nach der Pilotin nur für den Auftakt beantwortet
Den Weltcup-Auftakt am 9./10. November in Lake Placid (USA) wird Drazek nach derzeitigem Stand ebenso wie die Vorbereitung darauf mit der Pilotin Mariama Jamanka bestreiten. Bis zu den Olympischen Spielen hält sich Cheftrainer René Spies die Möglichkeit offen, Drazek zur besten Pilotin zu beordern.
Drazeks Pech war ein Muskelfaserriss, weshalb sie eine dreiwöchige Trainingspause einlegen musste und den ersten Anschubtest der Nationalmannschaft in Oberhof verpasste. Nachholtermin: Freitag, 29. September. „Damit war klar, dass ich nicht mit zum Champion des Jahres fahren konnte“, erzählt Drazek und in ihrer Stimme klingt durchaus Ärger mit.
Sie nutzte die Zeit, um mit etwas verhaltenerem Training wieder fit zu werden. Am Freitagvormittag trat Drazek in Oberhof schließlich zur Nachprüfung an – und untermauerte mit einer Zeit von 5,00 Sekunden ihren Status als beste deutsche Anschieberin. „Das ist ein ganzes Stück über ihrer Bestzeit“, sagt Cheftrainer René Spies, „aber sie hat sich in einer sehr guten Form präsentiert.“ Mit Blick auf den Vorbereitungsplan für die Olympischen Spiele sei „alles im sehr grünen Bereich“.
Ab Montag in Winterberg
Das sieht seine Nummer eins auf der Bremse zwar ähnlich, trotzdem fuhr Drazek unzufrieden aus Thüringen zurück ins Ruhrgebiet. „Olympia ist in fünf Monaten, also muss ich in fünf Monaten meine Top-Leistungen bringen“, sagt sie im Gespräch, „aber eine Fünf vor dem Komma ist definitiv nicht mein Anspruch.“
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4,87 Sekunden – diese Bestzeit steht in Oberhof für die Athletin des BSC Winterberg zu Buche. Doch nach der Verletzungspause und einem fordernden Trainingslager in Kienbaum fehlte Drazek am Freitag das letzte Quäntchen. „Die äußeren Bedingungen waren auch nicht optimal“, sagt Spies. Ab Montag schlagen er und seine Athleten in Winterberg das nächste Kapitel der Vorbereitung auf, wenn in der Veltins-EisArena die ersten Fahrten im Eiskanal anstehen.
Sonne, Meer und Strand? „Sprechen wir nicht mehr drüber“, sagt Annika Drazek.