Jacqueline Lölling hatte es angekündigt: Sie wollte die Weltcup-Startnorm endlich knacken. Wie es ihr gelang und was der Bundestrainer dazu sagt.

Jacqueline Lölling konnte sich kaum retten vor Glückwünschen. „Es haben wohl nicht viele damit gerechnet, dass ich diese Schallmauer durchbreche“, sagt die 22-jährige Skeleton-Pilotin der RSG Hochsauerland und lacht erleichtert. Beim ersten zentralen Leistungstest vor der olympischen Wintersaison knackte sie am Start aber nicht nur die magische Fünf-Sekunden-Grenze, sondern erfüllte mit ihren 4,99 Sekunden zum ersten Mal auch die von Chef-Bundestrainer Jens Müller geforderte Weltcup-Norm.

1 Herr Müller, trotz aller bereits erreichten Erfolge war der Start stets die Achillesferse von Jacqueline Lölling. Das hat sich offenbar geändert, oder?

Jacqueline hat sich auf jeden Fall gut gesteigert und mit 4,99 Sekunden die Fünf-Sekunden-Schallmauer einmal durchbrochen. Das wird ihr weiteres Selbstvertrauen geben. Wir müssen aber abwarten, wie sich die internationale Spitze am Start entwickelt hat. Unser Ziel ist ja, den Abstand auf die Weltspitze am Start zu verkürzen – ein erster Schritt in diese Richtung scheint gemacht.

2 Wie sehr wurden Sie von Löllings Zeit überrascht?

Die war absehbar. Jacqueline war ja in den vergangenen Wochen immer wieder in Oberhof, um Eisstarts zu trainieren und lag ständig nur knapp über ihrer Bestzeit. Sie hat sich in diesem Sommer auf jeden Fall weiterentwickelt, nachdem zuletzt eine gewisse Stagnation herrschte, was die Umsetzung ihrer athletischen Fähigkeiten beim Start betraf.

Skeleton-Bundestrainer Jens Müller (links) im Gespräch mit Alexander Gassner vom BSC Winterberg.
Skeleton-Bundestrainer Jens Müller (links) im Gespräch mit Alexander Gassner vom BSC Winterberg. © Falk Blesken

3 Erhöht sich durch solche Leistungen der Druck auf Lölling? Als amtierende Weltmeisterin, Europameisterin und Gesamt-Weltcupsiegerin fährt sie ohnehin als Medaillenkandidatin zu den Olympischen Spielen 2018.

(lacht) Mal langsam. Wir müssen die ersten Fahrten und Weltcups abwarten. Anschließend weiß man, wo man selbst steht und wie sich die internationale Konkurrenz entwickelt hat. Generell ist Jacka aber nicht der Typ, der sich Druck macht oder machen lässt.

4 Wie präsentierten sich Ihre anderen Athleten beim Test?

Sophia Griebel hat ihn bei den Frauen mit 4,87 Sekunden gewonnen und sich damit nach einer ewig langen Verletzungspause wieder zurückgemeldet. Bei den Herren hat mit Felix Keisinger ein Nachwuchsathlet gewonnen. Allgemein bin ich schon sehr zufrieden.

5 Schwingt in Ihren Worten ein kleines Aber mit?

(schmunzelt) Ja, weil wir einige Verletzte haben – Tina Hermann oder Alexander Gassner zum Beispiel. Ich hoffe aber, dass das Weltcup-Team Anfang Oktober zur ersten Selektion in Winterberg wieder komplett fit ist und wir uns im Verlauf des Winters weiter steigern können.