Werl. Ein getürmter Häftling aus der Sicherungsverwahrung der JVA Werl ist in Serbien gefasst worden. Offenbar hat er dort einen Raubüberfall begangen.
188 Tage lang entwischte der als gefährlich eingestufte Verbrecher Daniel V. den Ermittlungsbehörden immer wieder. Nun schnappte die serbische Polizei den Mann, der im März den Wachleuten der Justizvollzugsanstalt Werl entkommen war – offenbar im Zusammenhang mit einem Raubüberfall. Er sitzt in Novi Sad in Untersuchungshaft.
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Die spektakuläre Flucht hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt. Denn der 32-Jährige saß in Werl in der Sicherungsverwahrung. Verurteilt wegen gefährlicher Körperverletzung und diverser Raubüberfälle. Am 20. März dieses Jahres flüchtete er während eines begleiteten Besuchs bei seinen Eltern in Bad Salzuflen. Europaweit wurde nach ihm gefahndet. Besondere alarmiert waren die Behörden, weil er angeblich eine Todesliste angefertigt hatte.
Bei Festnahme wurden Messer und Drogen gefunden
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In einer Pressemitteilung bestätigen Staatsanwaltschaft und die Polizei Bielefeld am Dienstag die Festnahme des gesuchten Daniel V., der unter anderem zwei Messer und Marihuana bei sich hatte. Die Festnahme soll sich bereits am 24. September ereignet haben. Weitere Details zur Verhaftung seien derzeit noch nicht bekannt. Einen Aufenthalt in der Wohnung seiner Eltern in Futog, einer Kleinstadt mit rund 18.500 Einwohnern, konnten die Beamten nicht bestätigen. „Das sind alles nur Mutmaßungen. Wir sind derzeit dabei, alles zusammenzutragen und zu prüfen“, sagt Staatsanwalt Moritz Kutkuhn.
Die Frage, ob und wann Daniel V. nach Deutschland zurückkehrt, könne er aktuell noch nicht beantworten. „Wir müssen erst einmal schauen, warum er überhaupt in Serbien in Untersuchungshaft ist“, hieß es noch vor der offiziellen Pressemitteilung am Nachmittag. Und auch danach scheint es keine näheren Details zum Raubvorwurf zu geben. Selbst die serbische Polizei hält sich bedeckt. „Wir können derzeit noch keine Auskunft geben“, heißt es in Novi Sad auf Nachfrage.
Rückblick: Es ist der 20. März 2019. Auf den Tag genau ein Jahr nach dem Beginn der Sicherheitsverwahrung begleiten zwei Justizbeamte Daniel V. bei dem Besuch seiner Eltern in Bad Salzuflen. In der Wohnung schließt der Häftling die Badezimmertür ab und flüchtet durch das Fenster. Er entkommt mit dem Auto seiner Eltern.
Ermittlung gegen Justizbeamte
Nach damaligen Angaben der Ermittler wurden Daniel V. weder Hand- noch Fußfesseln angelegt – obwohl der 32-Jährige als besonders gefährlich gilt. Wie es trotz Begleitung der Beamten zu der Flucht kommen konnte, wird derzeit ermittelt. „Es läuft ein Disziplinarverfahren gegen die Beamten, das in Kürze abgeschlossen sein wird“, sagt Thomas König, Leiter der JVA Werl.
Dass Sicherungsverwahrte ihre Familien besuchen, sei jedoch nichts Außergewöhnliches, betont das Düsseldorfer Justizministerium in diesem Zusammenhang. Demnach haben die Häftlinge regelmäßig Anspruch auf Ausführungen, also von Bediensteten bewachte Aufenthalte außerhalb der Gefängnismauern.
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Bis vor eineinhalb Jahren saß Daniel V. noch eine Freiheitsstrafe von drei Jahren und acht Monaten wegen gefährlicher Körperverletzung ab. Die Tat ereignete sich 2014. Damals schoss Daniel V. dem Türsteher eines Bordells ins Bein.
Mutter: „Ich weiß nicht wie es weitergeht“
Wie es im Fall Daniel V. nun weitergeht, werde sich in den kommenden Tagen zeigen. „Es ist gut möglich, dass, sollte er zurück nach Deutschland kommen, er wieder zu uns in die JVA Werl kommt“, sagt König. Er ist nicht der Einzige, der derzeit auf Antworten wartet. „Ich weiß nicht wie es weitergeht. Wir müssen abwarten, was kommt. Aber in 14 Tagen wissen wir bestimmt mehr“, sagt die Mutter des 32-Jährigen am Telefon.
Es könnte jedoch sein, dass Daniel V. vorerst in Serbien bleibt. „Eine etwaige Rückführung des Entflohenen sowie die mögliche Abgabe der weiteren Vollstreckung an die serbischen Behörden ist Gegenstand derzeitiger Prüfung durch die Staatsanwaltschaft Bielefeld“, heißt es in der Pressemitteilung weiter.