Hagen. Nach einer Wanderung in den Ardennen vermisst der Autor unserer Kolumne plötzlich sein Portemonnaie. Später kommt er sich wie ein Depp vor.
Wandern ist mein Ding. Ich moppere durchaus herum, wenn es zu anstrengend wird, schimpfe auf Regen, rutschige Steine und Matsch und bin auch immer froh, wenn das Tagespensum geschafft ist. Aber ich wandere gern. Selbst jetzt bei unserer Vier-Tages-Tour in den Ardennen, als es schon am ersten Tag anstrengend, regnerisch, rutschig und matschig war. Und auch noch dann, als ich eine Abkürzung versuchte und ein Stück des Weges auf dem Hintern zurücklegte.
Hinten rechts fehlt etwas
Der Ärger begann 45 Minuten danach. Da griff ich zufällig an meine rechte Gesäßtasche und stellte fest, dass mein Portemonnaie nicht mehr da war, wo es immer ist. Klare Sache: Beim Rutschen rausgerutscht. Meine fünf Mitwanderer waren hilfsbereit und gingen mit mir zurück. Wenige Minuten, bevor wir die kritische Stelle erreichten, begann ein Wolkenbruch. Und hielt an, während wir den glitschigen Hang systematisch absuchten. Wo ich gestürzt war, war relativ klar, aber die Rutschbahn der Geldbörse schwer zu berechnen. Auch hatte sie genau die Farbe von Erde und Laub. Vielleicht sollte ich die nächste in Neongelb wählen. Kurz gesagt: Wir fanden nichts.
Dann war es zu spät, die Wanderung fortzusetzen und wir gingen zurück zu den Autos. Das war eine kleine Hoffnung: Der Geldbeutel könnte mir beim Anziehen der Wanderschuhe aus der Tasche geflutscht sein und auf dem Sitz liegen. So war es nicht.
Alles drin
Damit waren 150 Euro in bar futsch. Ich ließ telefonisch Bank- und Kreditkarte sperren und prüfte, wie ein neuer Personalausweis, ein neuer Führerschein und ein neuer Fahrzeugschein zu bekommen wären.
Ach ja, die Einlasskarte fürs Büro war auch drin. Und ein paar Zettel mit Mailadressen und Telefonnummern. Suboptimal. Aber nichts mehr zu machen. Ich wanderte weiter. Mit einer ganz, ganz kleinen Hoffnung: Vielleicht hatte ich das Ding einfach zu Hause liegenlassen. Auf der Kommode, wo es mit Handy, Ladekabel und Brillen bereitlag. Sonntagabend stellte ich fest: Dem war nicht so. Frustriert riss ich mir die verschwitzten Kleider vom Leib und stieg in die Dusche. Aus dem Augenwinkel sah ich etwas Braunes: Mein Portemonnaie auf dem Badezimmerboden. Wer hatte es bloß dahin geschafft?
Es gibt Situationen, da fühlt es sich gut an, ein Depp zu sein.