Hagen/Siegen. . Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Siegen bekommt einen neuen Hauptgeschäftsführer: Den 54-jährigen Klaus Gräbener. Und der weiß, was die Region am dringendsten braucht, denn Gräbener ist selbst ein Kind der Region.
Ein Fernsehreporter würde fragen: Wie fühlen Sie sich jetzt? Der Zeitungsmensch verkneift sich das. Zum einen, um die Kollegen nicht nachzuäffen und zum anderen, weil die Antwort in diesem Fall halbwegs sicher erscheint. „Ich freue mich auf meine neue Aufgabe“, sagt Klaus Gräbener (54), von Januar kommenden Jahres an neuer Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Siegen, erwartungsgemäß. „Sie bedeutet deutlich mehr Verantwortung und die gründliche Einarbeitung in Themen, die bisher nur am Rande lagen. Ich muss viel Neues lernen.“
Wenn jemand so spricht, dann ist das immer auch der Respekt vor den Leistungen des Vorgängers. Franz-Josef Mockenhaupt, der zum Jahresende in den Ruhestand geht, hinterlässt große Fußstapfen - der IHK steht damit eine personelle Zäsur ins Haus: Wechsel im Präsidenten- und im Amt des Hauptgeschäftsführers, der ja immer auch Generalist sein muss, gleichzeitig.
„Wir sind finanziell gut aufgestellt“
Doch das Haus ist gut bestellt. „Wir sind finanziell gut aufgestellt“, bestätigt Gräbener, einer der mit seinem grauen Kurzhaarschnitt und dem markanten Kinn auffällt. Dazu ist zu sagen, dass sich die Kammern aus den Erträgen der Unternehmen finanzieren, und die jetzige finanzielle Lage bezieht sich auf deren Geschäftstätigkeit vor einem bis zwei Jahren - bei damals blendendem Konjunkturverlauf.
Bei der Frage, was ihm die Wahl bedeutet, wird Klaus Gräbener, Vater zweier erwachsener Söhne, konkreter: „Schön ist, dass es jemand aus der Region geschafft hat. Ich identifiziere mich mit meiner Heimat, lebe gern hier. Ich bin ein Kind der Region und nach Stationen in Konstanz, München und Köln gern nach Siegen zurückgekommen.“
Tatsache ist, dass der künftige Hauptgeschäftsführer, der alle sonstigen politischen Ämter niedergelegt hat, das vorlebt, was die Kammern im von der demographischen Entwicklung gebeutelten Südwestfalen seit Jahren Schulabgängern predigen: Macht irgendwo eine gute Ausbildung, aber kommt danach zurück - auch wenn es nicht immer auf Chefposten führt.
"Ausbildung über institutionelle Eitelkeiten stellen"
In Gräbeners Fall hat das mit dem Chefposten ja geklappt. Studiert hat er nach dem Abitur 1979 Verwaltungswissenschaften in Konstanz, war danach ein Jahr Assistent an der Bundeswehr-Hochschule in München und vier Jahre beim Bundesverband der Deutschen Industrie in Köln, bevor er 1989 zur IHK Siegen kam.
Klingt da auch ein wenig Stolz mit? Nein, stolz ist er nach eigenem Bekunden darauf, seit über 20 Jahren als Geschäftsführer des Berufsbildungszentrums in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe das Thema betriebliche Erstausbildung im politischen Raum „streitfrei gestellt zu haben“, und das bei einer Vielzahl von Akteuren wie Kreisen, Arbeitsagenturen, Jobcentern, Gewerkschaften oder Berufskollegs. „Ausbildung über institutionelle Eitelkeiten zu stellen, das haben wir ganz gut hinbekommen, und das müssen wir weiter pflegen“, betont Gräbener.
Eine Stimme, die gehört wird
Möglicherweise war die Findungskommission davon beeindruckt und die Wahl ist wegen seiner guten Vernetzung auf Gräbener gefallen. Möglicherweise gab es auch andere Gründe. Das südliche Südwestfalen braucht auch künftig eine Stimme, die gehört wird in Düsseldorf und der neue Hauptgeschäftsführer bekennt, beim Ausgleich der vielen Infrastruktur-Nachteile der Region in der Landeshauptstadt deutliche Ansagen machen zu wollen: „Wir müssen die Schlagkraft gegenüber der Landesregierung noch verstärken.“ Das glaubt man ihm gern.
Zu seinen künftigen Aufgabenfeldern zählt Klaus Gräbener vor allem die Defizite der Region an Infrastruktur: Straßen, Ortsumgehungen, Schwerlastverkehr etc. Dazu kommen die Themen Fachkräftegewinnung und -sicherung sowie Ausbildung. Ein Drei-Millionen-Euro-Programm ist bereits beschlossen worden.