Hagen. . Zahlen sind Schall und Rauch. Und doch ist Feuer unterm Dach bei den Feuerwehren im Land. Viele Wehren hielten die geforderte Acht-Minuten-Marke (Hilfsfrist) zwischen dem Notruf und dem Eintreffen am Brandort nicht ein, hatte das WDR-Magazin „Westpol“ verbreitet und sich auf Zahlen der Arnsberger Bezirksregierung gestützt.

Die Menschen in den Feuerwehr-Uniformen dementieren einen Trend zum Zuspätkommen. In Hagen soll ein Übermittlungsfehler das schlechte Ergebnis beim „Erreichungsgrad der Hilfsfristen“ verursacht haben.

„Technisch-menschliches“ Versagen nennt Hagens Stadtsprecher Thomas Bleicher die Ursache für die fehlerhaften Daten seiner Kommune in der Arnsberger Statistik. (2013 soll die Hagener Feuerwehr nur in der Hälfte der Fälle innerhalb der Acht-Minuten-Frist angerückt sein). Tatsächlich habe der Wert bei 71 Prozent gelegen – wobei auch Einsätze enthalten sind, in denen es nicht um Leben und Tod ging (wie z. B. eine Ölsperre oder eine Katze auf dem Baum). „Bei den sogenannten kritischen Wohnungsbränden dürften wir bei weit über 80 Prozent liegen.“

Ende Februar habe die Hagener Feuerwehr die falsche Zahl (49 Prozent) in das 2011 eingeführte Arnsberger Meldesystem eingespeist. „Bei der Bezirksregierung und auch bei uns ist keinem aufgefallen, dass ein deutlicher Ausreißer zu den Vorjahren vorlag.“ Man habe sonst bei den Hilfsfristen immer Werte zwischen „Mitte 70 und Ende 80 Prozent erreicht“.

Sicherheit an erster Stelle

Die Berichte von den angeblich lahmen Feuerwehren hat viele Bürger aufgeschreckt. Hagens Stadtsprecher Bleicher versucht daher zu beruhigen. „Die Sicherheit der Menschen stand und steht immer an erster Stelle.“ Darüber hinaus: Häuften sich Fälle, in denen Brandbekämpfer nicht rechtzeitig ausrücken, würden die Menschen „Sturm laufen“, sagt Bleicher.

In der Statistik der Bezirksregierung zum „Erreichungsgrad“ der Acht-Minuten-Frist liegen mehrere südwestfälische Kommunen unter der 60-Prozent-Marke: Hagen (49 Prozent), Herdecke (50), Wetter (56), Arnsberg (58), Hemer (56), Menden (53), Plettenberg (46), Werdohl (59) und Olpe (45). „Sollten einzelne Städte und Gemeinden der Auffassung sein, dass die Zahlen nicht korrekt sind, müssten sie ihre ursprüngliche Meldung korrigieren“, so Christian Chmel-Menges von der Bezirksregierung. Seinen Angaben zufolge besagt das Schutzziel 1 („Acht Minuten“) im Brandschutzbedarfsplan NRW, dass „im Idealfall neun Feuerwehrleute nach acht Minuten vor Ort sein sollten“.

Dass dieser Idealfall allzu oft nicht erreicht wird, kann Ferdinand Drescher vom Kreisfeuerwehrverband Hochsauerlandkreis, nicht glauben. In Einzelfällen könne es zu Verspätungen kommen, aber es gebe „auf keinen Fall“ einen Trend zum Zuspätkommen. „Dem steht schon das Selbstverständnis der Feuerwehrleute entgegen.“

Der demografische Wandel

Dennoch: Könnte sich ein möglicher Personalmangel bei Feuerwehren in den kommenden Jahren negativ auf die Hilfsfristen auswirken? „Der demografische Wandel geht auch an uns nicht vorbei“, sagt Drescher. „Aber wir arbeiten an Konzepten zum künftigen Personalbedarf, damit wir langfristig unsere Aufgaben erfüllen können.“

Apropos Personal: Was den Feuerwehren schon zu schaffen macht, ist die „veränderte Arbeitsplatzsituation“, wie es der Siegen-Wittgensteiner Kreisbrandmeister Bernd Schneider ausdrückt. Sprich: Berufspendler. Wer nicht an seinem Wohnort arbeitet, ist eben nicht in Windeseile am Feuerwehrhaus. Die Entfernungen – ein Dauerthema für Wehren im ländlichen Raum. Die acht Minuten vom Notruf bis zum Erreichen des Brandortes können so schnell zur sehr sportlichen Aufgabe werden.

In Deutschland ist es in den Brandschutzgesetzen der einzelnen Bundesländer geregelt, wann eine Berufsfeuerwehr eingerichtet werden muss. Die Verpflichtung einer Kommune zur Unterhaltung einer Berufsfeuerwehr richtet sich entweder nach der Einwohnerzahl oder dem Status einer Stadt (z. B. Kreisfreie Stadt in NRW).