Hagen. . Das Osthaus-Museum in Hagen ermöglicht mit der Ausstellung der Sammlung de Leeuwenhoeve spannende Entdeckungen.
Normalerweise steht am Anfang ein Thema. Dazu stellen Kunsthistoriker dann Museumsausstellungen mit Werken aus den eigenen Beständen und Leihgaben zusammen. Die Präsentation einer privaten Sammlung ist demgegenüber immer eine Art Überraschungstüte - vor allem, wenn es sich um Arbeiten handelt, die bisher nur im privaten Rahmen besichtigt werden konnten.
So ist die Collectie de Leeuwenhoeve des holländischen Unternehmers John Theuws nun erstmals überhaupt einem breiten Publikum zugänglich, und zwar im Hagener Osthaus-Museum. 35 Werke der etwa 300 Objekte umfassenden Kollektion zeigt Museumsdirektor Dr. Tayfun Belgin parallel zur großen Weltenbrand-Schau.
Mensch, Tier und Natur
Belgin freut sich besonders, dass mit der Sammlung de Leeuwenhoeve Meisterwerke amerikanischer und holländischer Künstler öffentlich zu sehen sind, die sonst nur selten in deutschen Museen zu finden sind. Dazu gehört Dennis Oppenheim (1938 - 2011), der Pionier der amerikanischen Land-Art. In Hagen sind fünf großformatige Zeichnungen und eine Skulptur ausgestellt.
„Das sind fast wie Gemälde wirkende Zeichnungen“, lobt Tayfun Belgin. Architektur und Natur, Mensch und Tier erzählen in diesen Arbeiten geradezu phantastische Geschichten, sie sind kritisch mit Blick auf den Umweltschutz und visionär zugleich. Das trifft vor allem für die überlebensgroße Bronzeplastik „Heavy Dog Kiss“ Oppenheims zu. Aus ungewöhnlicher Perspektive sieht der Betrachter, wie ein Hund seinen Menschen küsst; allein der Kopf des Herrchens ist nicht nur angefüllt mit Liebe, sondern wird zum Gefäß seltsamen zivilisatorischen Gerümpels.
Auch interessant
Neben Oppenheim sind die Skulpturen von James Croak echte Entdeckungen. „Croak gehört für mich zu den interessanteren Bildhauern, aber in Deutschland habe ich noch nie eine Skulptur von ihm gesehen“, so Belgin. Croak (geb. 1951) arbeitet vielfach mit Schmutzpartikeln, die auf ein Stahlskelett gegossen werden, so in dem 1,91 Meter hohen „Dirt Man with Shovel“, der in Anzug, Hut und mit Arbeiterschaufel das Bild eines Menschen symbolisiert, der abwartet, was kommen mag.
Der Mann mit der Schaufel
Der Mann mit der Schaufel mutet bereits ziemlich dunkel an; doch Croaks Gruppe von Ganzkörperanzügen aus Latex, Gummi und Kieselsteinen wirken regelrecht bedrohlich. Alles Leben ist aus den leeren unbequemen Hüllen beziehungsweise Schutzhäuten geflohen, doch wohin? Fragen nach der Endlichkeit der menschlichen Existenz sind ein großes Thema des amerikanischen Bildhauers.
Jan Kuipers (geb. 1943) ist ein holländischer Vertreter der postinformellen Schule; seine großformatige Malerei ist ebenso lebendig wie explosiv und widmet sich mit Freude dem kleinsten Detail der Bildkomposition.
Viele der Arbeiten handeln von der Auseinandersetzung des Künstlers mit der abendländischen Kulturgeschichte. So zeigt der 1960 geborene Amerikaner Mark Kostabi in seinem Gemälde „Dealing with Mr. Know-it-all“ eine computeranimierte weibliche Figur, die aus einer riesigen Taschenlampe mit Farbsignalen geimpft wird, welche aus der Vergangenheit kommen. Rechts oben im Bild ist ein Werk von Kasimir Malewitsch mit zwei Farbfeldern eingeblendet: die Quelle der Signale.
Im Anschluss an die Hagener Präsentation soll die Sammlung auch in Amerika öffentlich ausgestellt werden. Die Ausstellung läuft bis zum 3. August.