Winterberg. . Für die einen geht es um ein Ticket zu den Olympischen Spielen in Sotschi, für die anderen ist das Wochenende eine Generalprobe für die WM 2015. Beim Bob- und Skeleton-Weltcup in Winterberg hat sich zudem hoher Besuch angekündigt: DOSB-Boss Alfons Hörmann.

Ein paar Tage ist das neue Jahr erst alt, da rüstet sich das Hochsauerland für seine erste sportliche Großveranstaltung. Das Fernsehen rückt mit seinen Kameras an, um live zu zeigen, wie sich wagemutige Frauen und Männer aus 21 Ländern in Bobs und auf Schlitten die Eisbahn „An der Kappe“ herunterstürzen auf der Suche nach Sekundenbruchteilen, die den Unterschied machen zwischen Sieg und Niederlage. Vor der Winterberger Kulisse öffnet sich der Vorhang für ein Weltcup-Wochenende, das aus vielerlei Sicht seine Besonderheiten hat.

Heiße Phase

Erstmals in dieser Saison geht die internationale Elite in Europa an den Start. Mit dem Geschehen am Standort Winterberg beginnt die zweite Hälfte der Saison und damit die heiße Phase der olympischen Vorbereitungen. Etwas mehr als 30 Tage sind es nur noch bis zur Eröffnungsfeier im russischen Sotschi (7. – 23. Februar), wer sein Ticket noch nicht eingefahren hat, dem bleiben nicht mehr allzu viele Möglichkeiten. Nach Winterberg haben die Eis-Eiligen nur noch in St. Moritz (Schweiz) und Igls (Österreich) die Chance, sich für das Highlight des Jahres zu qualifizieren. Alle anderen testen den größtmöglichen Ernstfall. So wie übrigens auch Winterberg selbst.

In einem Jahr steigt in Winterberg die Bob- und Skeleton-Weltmeisterschaft. Die Siegerehrungen werden daher wie vom 23. Februar bis 8. März 2015 auf dem Winterberger Marktplatz abgehalten, auch der für zwei Millionen Euro modernisierte Zielbereich erfährt in diesen Tagen seine Generalprobe - und hohen Besuch. Alfons Hörmann, seit Dezember neuer Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, stattet dem Weltcup in Winterberg einen Antrittsbesuch ab.

Sammers Komfortzone

Der Amerikaner Steven Holcomb hat bislang alle drei Saisonrennen im Viererbob und alle vier Saisonrennen im Zweierbob gewonnen. Sein Team ist derzeit sozusagen der FC Bayern München des Bobsports. Und Holcomb selbst scheint mit Matthias Sammer, dem Münchner Sportvorstand und nimmermüden Mahner, einen Bruder im Geiste zu haben. Im Winterberger Training verunfallte Holcomb in diesen Tagen. Doch er ließ wissen, dass das kein Anzeichen von Schwäche gewesen sei, sondern ganz im Gegenteil: „Um besser und schneller zu werden als jemals zuvor, muss man seine Komfortzone verlassen und Dinge probieren, die man noch nie probiert hat.“

Der Dominator will noch schneller werden - und in Winterberg gewinnen. Das gelang ihm bislang nur einmal. 2009. Lange her. Für ihn ist das Hochsauerland bislang sicher keine Komfortzone.

Goldene Umschüler

Als erfindungsreich erweisen sich in diesem Jahr erneut die USA, die zum wiederholten Male mit einer hoch dekorierten Leichtathletin an den Start gehen, um den Bob von einer echten Sprinterin auf Geschwindigkeit bringen zu lassen. Neben Lolo Jones, zweimalige Hallen-Weltmeisterin über 60 Meter Hürden, und Tianna Bartoletta, 2012 Olympiasiegerin mit der Sprint-Staffel, bereist nun Lauryn Williams als Umschülerin Winterberg. Die 30-Jährige wurde 2004 in Athen Olympia-Zweite und 2005 in Helsinki Sprint-Weltmeisterin - nun bringt sie den Bob von Elana Meyers sehr erfolgreich in Schwung.

Darbende Deutsche

Kufensport war bis vor wenigen Jahren eine deutsche Domäne, doch das hat sich geändert. Bei den Skeleton-Piloten bleibt der zweite Platz von Anja Huber in Lake Placid die Saisonbestleistung. Im Zweierbob der Männer steht ein Podestplatz zu Buche, im Vierer sind es immerhin drei. Und die Bob-Damen fuhren lediglich einen vierten Platz ein, Sandra Kiriasis gelang dies in Park City. Vielleicht kann sich die Grande Dame des deutschen Bobsports noch zu einer Steigerung aufraffen eventuell mit ihrem alten Bob. In Winterberg, der alten Heimat, dem Ort, an dem die gebürtige Dresdnerin zu ihrer besten Zeit zu Hause war, ehe sie den Verein wechselte.