Soest. . Genau so hatte sich Sabrina Mockenhaupt ihren Start beim Silvesterlauf von Werl nach Soest vorgestellt: Sieg, neue persönliche Bestzeit und Hand in Hand mit Bruder Markus über die Ziellinie laufen. Ein perfekter Jahresabschluss und noch einiges mehr.
Selbst in den hinteren Reihen des dicht gedrängten Zuschauerpulks auf dem Soester Marktplatz ist dieses breite Grinsen zu erkennen. So viel pures Glück signalisiert es, als Sabrina Mockenhaupt über die Ziellinie läuft. Denn in diesem Augenblick, in dem das dünne rote Band reißt, gewinnt die Athletin der LG Sieg nicht einfach nur die Damenwertung des 32. Silvesterlaufes über 15 Kilometer von Werl nach Soest. In diesem Augenblick sind all die schlechten Erinnerungen an ihren ersten Sieg bei diesem Klassiker vor zwei Jahren endgültig und unwiderruflich getilgt. Weil sie ihre Zeit deutlich verbessert, weil sie mit ihrem Zwillingsbruder Markus Hand in Hand ins Ziel läuft und - weil sie null Schmerzen spürt.
Das speziell war 2011 anders. „Damals humpelte ich hier herum“, sagt die 33-Jährige, als sie sich beim Sieger-Interview kurz an ihre Premiere beim größten Silvesterlauf Deutschlands erinnert, erinnern muss. Es folgten die Diagnose Ermüdungsbruch im Fuß, eine längere Trainingspause und eine in Mitleidenschaft gezogene Vorbereitung auf die Olympischen Spiele.
Werl – Soest? Nie wieder, sagte sich „Mocki“ verbittert. Damals.
Werl – Soest? „Schau’n mer mal“, erklärt sie gefragt nach zukünftigen Starts lachend. Diesmal.
Stimmung wie in Boston
Denn vom Start an der Werler Stadthalle bis ins Ziel auf dem Soester Marktplatz bereitet der Silvesterlauf Sabrina Mockenhaupt diesmal pure Freude. „Die Stimmung an der Strecke war genial“, sagt sie und fügt einen Ritterschlag für die einst von dieser Zeitung initiierte Veranstaltung an: „So eine mega Stimmung kannte ich vorher nur vom Boston-Marathon.“
Wie erwartet bei den Damen von Beginn an ohne nennenswerte Konkurrenz in Führung liegend erreicht die zigfache deutsche Meisterin und dreifache Olympia-Teilnehmerin nach 51:54 Minuten den Soester Marktplatz und sorgt mit ihrem Zwillingsbruder Markus für das vielleicht schönste Zielfoto der insgesamt 32 Auflagen des Laufes. Hand in Hand beenden die Mockenhaupts das Rennen. Während Sabrina gleich gute Laune versprüht und Rede und Antwort steht, muss Markus ein wenig durchatmen. „Die Strecke ist ja doch sehr wellig und der Wind kam unangenehm von der Seite“, erklärt er.
Seine Schwester gibt wenig später zu, dass sie eventuell sogar den Streckenrekord von Claudia Metzner aus dem Jahr 1993 (51:12 Minuten) hätte knacken können. Aber: „Markus war auf den letzten Kilometern etwas müde. Weil wir unbedingt gemeinsam ins Ziel laufen wollten, habe ich auf ihn gewartet.“
Mit ihrer Zeit ist sie trotzdem hochzufrieden, da diese zum einen deutlich besser ist als die 53:33 Minuten von 2011, und zum anderen sogar unter der Vorgabe ihres Trainers für den Lauf liegt. „Ich hätte nicht gedacht, schon wieder so schnell zu sein“, sagt Sabrina Mockenhaupt, während sie wie bereits vor dem Startschuss zig Fotowünsche ihrer Mitläufer erfüllt.
„Das war für mich ein stimmungsvoller Jahresabschluss“, erklärt die Obersdorferin noch, bevor sie mit Bruder und Vater die Heimreise antritt. Für diesen hatte sie sich bereits sehr frühzeitig entschieden und dafür auf einen Start zum Beispiel beim top-besetzten Silvesterlauf in Trier verzichtet.
Dank an Lenis Glücksspange
Der Klassiker Werl – Soest als erste Standortbestimmung nach dem Saisonhöhepunkt New York-Marathon Anfang November. „Nun ist mein Körper wieder bereit für größere Belastungen“, sagt sie. Voller Glück, voller Vorfreude. Zum Abschied zeigt „Mocki“ noch auf die Glücksspange in ihrem Haar. „Von meiner sechsjährigen Nichte Leni“, erklärt sie lachend. Die Spange hat mal wieder ihren Zweck erfüllt.