Hagen/Brilon. . Der südwestfälische Einzelhandel sieht die Internet-Konkurrenz relativ gelassen. Auch wenn die Preise im Internet oft günstiger sind, schätzen die Kunden die Wohlfühl-Atmosphäre in den Läden und den Vorteil, Kleider gleich anprobieren zu können. Dennoch ist die Kundenfrequenz in der Region geringer geworden.
Das Problem ist nicht neu: Der Umsatzkuchen, der im Einzelhandel zu verteilen ist, wächst kaum noch, aber das Internet nimmt sich einen immer größeren Anteil davon. Der stationäre Handel bekommt Probleme - „die Kundenfrequenz in der Region ist geringer geworden“, berichtet Karina Brühmann vom Einzelhandelsverband Südwestfalen in Hagen. Dafür ist ist nicht nur der soziale Wandel verantwortlich, sondern ein „verändertes Einkaufsverhalten“, hat Brühmann beobachtet. „Die Kunden kaufen viel bedarfsorientierter als früher, und wenn es die gewünschte Jacke oder Bluse nicht gibt, geht man wieder.“ Wichtig sei es, im Laden „eine Wohlfühl-Atmosphäre“ zu schaffen - die Kunden seien heute „viel informierter“.
Unaufschiebbares Bedürfnis
Zunehmend schafft das Internet Abhilfe, wenn der Einkaufsdrang zu einem unaufschiebbaren Bedürfnis wird, beobachten Marktforscher seit längerem. Dazu tendieren eher einkommensstarke Haushalte. Ist das auch in Südwestfalen so, wo sich weniger die großen Player tummeln als der gesunde Handels-Mittelstand? „Auch im südwestfälischen Handel hat das Internet Zuwächse“, sagt Brühmann, „wenn auch nicht so rasant wie anderswo“. Der Textil- und Schuhbereich habe den Buchhandel inzwischen eingeholt.
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Aber auch nicht so ganz, weiß Friedrich Danne, Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes und Inhaber einer Schuhkette mit Hauptsitz Brilon. „Unser Hauptwettbewerber im Internet heißt Zalando“, sagt er, „aber die haben ein Problem: Die Ware ist superlange unterwegs, und die Kosten laufen aus dem Ruder.
Die Kunden finden es besser, die Schuhe im Laden zu probieren und wollen sie nicht dreimal zurückschicken, wenn sie nicht passen.“ Sein Fazit: Der Schuhbereich ist nicht so betroffen - „das ist ein emotionales Thema, und davon profitieren wir.“ Auch wenn Kunden sich im Laden beraten lassen und dann um den Internet-Preis feilschen, ist das für Danne kein großes Problem. Der Preis spiele nicht die entscheidende Rolle, „manchmal geben wir nach.“
Christian Leisse, Vorsitzender des Gewerbevereins Brilon, sieht das Thema Internet-Konkurrenz nicht nur relativ, sondern „total entspannt“. Bei Themen wie Mode oder Schuhe, in denen der südwestfälische Einzelhandel stark vertreten sei, frage sich der Kunde doch zuerst: Passt das wirklich, und wie sieht das im Spiegel aus? Wichtig bleibe hier das Einkaufserlebnis. Wenn sich zudem noch etwas an den kostenlosen Rücksendungen ändere, „dann wird sich das zurück entwickeln“, zeigt sich Leisse überzeugt. Anders sei das in Bereichen wie Musik, Elektro oder Unterhaltungselektronik, wo aber in der Region keine ganz großen Anbieter vertreten seien.
Intelligente Verknüpfung
Für Karina Brühmann ist daher die intelligente Verknüpfung von stationärem Handel und Internet das Thema der Zukunft. Händler schließen sich zusammen und bieten Dienstleistungen rund um ein Internet-Produkt an. Buchhändler machen eigene Besprechungen und geben eigene Hitlisten heraus. Oder, der neueste Schrei: Der Kunde wählt vor einem interessanten Laden einen Code, und das Smartphone checkt Angebot und Preise. Eines scheint gewiss: Die Waren nur hinlegen und abwarten - das funktioniert heute nicht mehr.