Hagen. . Die Bezirksregierung will trotz der PCB-Belastung weiter an dem Standort für eine Asylbewerberunterkunft festhalten, doch die Gemeinde und die Bürger glauben nicht mehr daran, dass diese Pläne umgesetzt werden können.

Die Lage bei der Suche nach Unterkünften für Asylbewerber in Nordrhein-Westfalen spitzt sich nach dem Aus des als Notunterkunft vorgesehenen ehemaligen Marienkrankenhauses in Wickede-Wimbern zu: Die Zahl der Asylsuchenden, die auch aus dem Krisenstaat Syrien stammen, steigt unerwartet schnell, sie ist gegenüber dem Vorjahr um 80 Prozent angewachsen. Die ersten Asylbewerber, die auch in Wimbern hätten untergebracht werden können, sind am Montagabend in der Siegerland-Kaserne in Burbach angekommen.

Gleichzeitig besichtigt die Bezirksregierung Arnsberg weitere Objekte, darunter zwei im Rheinland, wo Zentrale Unterbringungseinrichtungen (ZUE) aufgebaut werden sollen. Man stehe in Verhandlungen, so Regierungspräsident Gerd Bollermann in der vergangenen Woche in einem WDR-Interview. Das bedeute aber nicht, dass man auf den Standort Wickede-Wimbern verzichten könne.

Fehler bei der Planung?

Nach wie vor soll dort also das ehemalige Krankenhaus als zentrale Unterbringungseinrichtung für 500 Asylbewerber nicht aufgegeben werden. Wie lange die Sanierung des mit dem krebserregenden PCB belasteten Gebäudes (wir berichteten) aber dauern wird, steht nach Auskunft der Bezirksregierung Arnsberg noch nicht fest. In jedem Fall müsse eine gesundheitliche Gefährdung der Asylbewerber ausgeschlossen werden, hieß es gestern aus dem Ministerium.

Immer wieder sind der Bezirks­regierung Arnsberg Planungsfehler in Wimbern nachgesagt worden. Nicht nur aus dem Wickeder Ortsteil selbst. Diese Vorwürfe allerdings weist die Bezirksregierung auf Nachfrage unserer Zeitung zurück. So will die Behörde das Krankenhaus rechtzeitig auf Schadstoffe untersucht haben. Die Eilbedürftigkeit habe sich erst durch steigende Asylbewerberzahlen ergeben.

Unterdessen summieren sich die Kosten für Wimbern: Der Mietvertrag für das leerstehende Gebäude ist seit Monaten mit dem Katholischen Hospitalverbund Hellweg geschlossen. Wer die Renovierung bezahlt, ist nach Angaben des Krankenhausträgers ungewiss. Darüber müsse noch beraten werden.

Gemeinde will klagen

„Die geplante Sanierung des Marienkrankenhauses wird wahrscheinlich länger dauern als das juristische Tauziehen zwischen Stadt und Land“, berichtet Markus Kleindopp. Wickedes Bauamtsleiter sagt das trocken. Kommentieren will er das eigentlich nicht. „Das steht mir nicht zu.“ Immerhin ginge es um Menschen, die auf der Flucht sind. „Natürlich wünschen wir ihnen gute Lebensbedingungen, aber Wimbern ist ein Dorf von gerade mal 850 Einwohnern. Das bietet sich nun mal nicht an.“

Zurzeit, so ergänzt Kleindopp, laufe nach der Ablehnung des Nutzungsänderungsplans der Bezirksregierung die Anhörung: „Die Landesregierung beruft sich darauf, dass Landesinteressen in diesem Fall höher zu bewerten sind als kommunale Interessen. Wir haben noch bis zum 25. Oktober Zeit, uns zu erklären.“ Diese Frist werde man nutzen. An das Anhörungsverfahren schließe sich das Klageverfahren an. Dass es so kommt, daran zweifelt der Bauamtsleiter nicht. „Und wir werden bis zur nächst höheren Instanz gehen. Wir haben keine andere Wahl. Unser kleiner Ort hat einfach nicht die Infrastruktur, um bis zu 500 Asylbewerber aufzunehmen.“ Die Bezirksregierung jedoch betont, sich diesem rechtlichen Verfahren stellen zu wollen.

Auf dem Rückzug

Dass die Bezirksregierung erst am Montag das Ergebnis der Schadstoffuntersuchung und das Aus als Notunterkunft im ehemaligen Krankenhaus bekannt gab, überrascht den Bauamtsleiter: „Unser Bürgermeister hat der Bezirksregierung bereits vor einem Monat empfohlen, das Gebäude auf Schadstoffe zu untersuchen.“

Die Erklärung, mit der die Bezirksregierung die Ergebnisse des Gutachtens veröffentlicht hat, wertet Christian Meier vom Verein „Dorf Wimbern“ allerdings schon als einen Rückzug: Eine spätere Nutzung als Zentrale Unterbringungseinrichtung sei „nicht ausgeschlossen“, heißt es da. So zurückhaltend weich habe die Behörde bisher noch nie formuliert, so Meier.