Hagen.

. Um 40 Prozent steigt 2012 gegenüber dem Vorjahr die Zahl der Asylbewerber in Deutschland. Die Erstaufnahme-Einrichtungen des Landes in Dortmund und Bielefeld sind überfüllt. Auch die zentralen Unterbringungseinrichtungen in Hemer und Schöppingen sind überbelegt. Das Land muss schnell handeln – und kommt seitdem kaum weiter. Eine Chronologie.

Oktober 2012

Am 19. Oktober 2012 bestätigt Hermann Arndt, Bürgermeister von Wickede (Ruhr), dass die Bezirksregierung mit dem Eigentümer des ein Jahr zuvor geschlossenen Marienkrankenhaus in Wimbern verhandeln will, das Gebäude anzumieten, um daraus eine zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) für Asylbewerber zu machen. Und dies trotz erheblicher Bedenken der Kommune gegen eine solche Nutzung. Bis zu 500 Asylbewerber sollen in dem ehemaligen Krankenhaus unterkommen. Etwa 850 Menschen leben in Wimbern.

Die neue Unterkunft soll Ende November, spätestens Anfang Dezember in Betrieb gehen, wie der stellvertretende Regierungspräsident Volker Milk im Rahmen einer Bürgerinformationsveranstaltung am 25. Oktober bekannt gibt. Jonas Molitor vom Flüchtlingsrat NRW kritisiert in dieser Zeitung die Standortwahl Ende Oktober: So viele Asylbewerber in einem solch kleinen Ort – das werde schwierig.

Dezember 2012

Das Land mietet das alte Hospital auf fünf Jahre von der katholischen Hospitalvereinigung Hellweg an.

Januar 2013

Am 17. Januar informiert der ­Wickeder Architekt Paul Schüp-stuhl die Bezirksregierung über den Verdacht einer Asbestbelastung im ­Marienkrankenhaus.

Juni 2013

Die Bezirksregierung teilt dem Architekten Schüpstuhl am 26. Juni mit, dass sie rechtzeitig vor Beginn der neuen Nutzung eine Raumluftuntersuchung durchführen werde.

Juli 2013

Am 2. Juli lehnt der Rat der Gemeinde Wickede eine Nutzungsänderung für das Marienkrankenhaus ab. Am 5. Juli kündigt die Bezirksregierung an, Raumluftmessungen durchzuführen.

Am 17. Juli weist Paul Schüpstuhl die Bezirksregierung darauf hin, dass das Gebäude auch mit PCB belastet sein könnte.

August 2013

Die neuen Pläne der Arnsberger Behörde, aus dem Marienkrankenhaus kurzfristig eine Notunterkunft für Asylwerber zu machen, werden am 20. August bekannt. Erste Flüchtlinge sollen schon in der Woche darauf kommen. Dies sei aber keine Einführung einer langfristigen Unterbringungseinrichtung „auf kaltem Wege“, betont man in der Behörde.

Am 28. August nimmt der Bau- und Liegenschaftsbetrieb Materialproben; Raumluftmessungen werden angeordnet. Dies sei wegen der kurzfristigen Nutzung als Notunterkunft im Verfahren „vorgezogen“ worden. Die Ergebnisse der Proben sollen Anfang September vorliegen.

Doch die Veröffentlichung zieht sich hin. Am 11. September bestätigt der Bau- und Liegenschaftsbetrieb dieser Zeitung, dass die Ergebnisse zwar vorliegen, die Bekanntgabe des Gutachtens aber Sache der Bezirksregierung sei. Die Bezirksregierung dagegen erklärt, dass abschließende Bewertungen aus den gutachterlichen Stellungnahmen erst seit dem 20. September vorliegen.

Am 16. September verkündet die Arnsberger Behörde, dass die Siegerland-Kaserne in Burbach Notunterkunft für Asylbewerber wird.

Am 23. September, am Tag nach der Bundestagswahl, als die Medien mit der Wahlberichterstattung beschäftigt sind, bestätigt das Regierungspräsidium, dass das Marienkrankenhaus mit PCB belastet und eine kurzfristige Nutzung als Notunterkunft nicht möglich ist. In Burbach kommen unterdessen die ersten Asylbewerber an.