Wickede. . Nach den Plänen der Arnsberger Bezirksregierung soll das ehemalige Marienkrankenhaus in Wickede-Wimbern (Kreis Soest) zu einer Notunterkunft für Flüchtlinge werden. Schon in Kürze könnten die ersten Asylsuchenden einziehen.

Das Dorf Wimbern hat eine lange Mühlentradition. Auf dem Wappen des Ortsteils der ­Gemeinde Wickede (Ruhr) ist deshalb ein halbes rotes Mühlrad mit neun schwarzen Schaufeln zu ­sehen. Ein Zeichen mit Symbolkraft für den 860-Einwohner-Ort in diesen Tagen. Es geht rund im Dorfleben. Alles dreht sich um die Pläne für das ehemalige Marienkrankenhaus. Es wird nicht mehr viel Wasser die Ruhr ­hinunter ­fließen, bis die ersten Asylsuchenden einziehen. Vielleicht schon in der kommenden Woche.

Wickedes Bürgermeister Hermann Arndt hat zu einem Informationsgespräch in das Bürgerhaus eingeladen. Es geht um „unser ­Marienkrankenhaus“, wie er sagt. Wie die Wickeder auch eineinhalb Jahre nach der Schließung noch ­sagen. Vertreter der Arnsberger ­Bezirksregierung - die Behörde ist NRW-weit für das Thema Asyl zuständig - sollen die neuen Pläne für eine kurzfristige Notunterkunft für Asylsuchende vorstellen.

„Haben eine Verpflichtung“

Die drei Herren aus Arnsberg ­haben neben dem Bürgermeister an einer Tischseite Platz genommen, über ihnen ist eine Wandaufschrift angebracht. Auf ihr steht: „Ein Mensch für sich allein ist nichts, zwei Menschen, die zusammengehören, sind eine Welt.“ Aus aller Welt kommen auch in diesen Tagen Flüchtlinge, deren Leben in ihrem Heimatland durch politische Verfolgung oder Krieg bedroht ist. Bisweilen ganz allein, ­ohne Angehörige. „Wir haben die Pflicht, eine Obdachlosigkeit der Menschen zu verhindern, die in unser Land kommen“, sagt ­Michael Kirchner.

Der Abteilungsleiter spricht von einer dramatischen Situation. Dezernent Peter Ernst berichtet, dass die Bundesanstalt für Migration im ersten Halbjahr 2013 einen Anstieg der Asylfälle um 86 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum registriert hat. 2008/09 kamen 500 Asylsuchende pro Monat nach NRW, heute sind es zwischen 1500 und 2000. „Und die Prognosen lassen einiges für den Herbst erwarten.“ Traditionell hat diese Jahreszeit die höchsten Zugangszahlen. Wobei in den aktuellen Prognosen noch gar nicht die Flüchtlinge aus Ägypten enthalten sind.

Die Erstaufnahme-Einrichtungen in Dortmund und Bielefeld platzen aus allen Nähten, Notunterkünfte wie Unna-Massen langsam auch. „Wir können uns nicht leisten, unvorbereitet in die Situation zu kommen“, sagt Ernst, dem der vergangene Herbst im ­Gedächtnis haften geblieben ist. Weil die Zahl der Asylsuchenden plötzlich in die Höhe schnellte, wurden Flüchtlinge in Turnhallen, Schulen und Fahrzeughallen untergebracht. Man könnte fast ­sagen: eingepfercht.

Suche nach Notunterkünften

Die Bezirksregierung sucht mit Hochdruck landesweit nach Objekten für eine ständige Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) und für Notunterkünfte. Ganz oben auf der Liste steht Wimbern. „Die mit Abstand geeignetste Einrichtung“, sagt Ernst. „Von der Kapazität, von der Lage, vom Zustand her.“ Derzeit, so Dezernent Helmut Kürzel, würde im Hauptgebäude grundgereinigt, entrümpelt und elektrische Leitungen würden überprüft. Die Flüchtlinge kommen in die früheren Patientenzimmer, „in einer sehr engen Belegung“. Der Aufenthalt soll nur wenige Tage dauern, bis es in die Erstaufnahmeeinrichtungen in Dortmund und Bielefeld geht.

400 bis 450 Flüchtlinge könnten kurzfristig im ehemaligen ­Marienkrankenhaus Wimbern untergebracht werden. Die Notunterkunft soll nur bestehen, „so lange Not vorhanden ist“. Michael Kirchner von der Bezirksregierung: „Es spricht alles dafür, dass wir die ­Einrichtung relativ rasch in Betrieb nehmen müssen“. Konkret? „Das kann schon nächste Woche sein.“ Manchmal können die Mühlen der Behörden nicht langsam mahlen.