Sundern/Arnsberg/Kreuztal. . Eine Minderheit der Biker zieht mit verantwortungslosem Verhalten auf der Straße die Kritik auf sich. Lärm und Raserei beschäftigen Polizei und Anwohner im Sauerland und Siegerland. Auch mit Schallmessgeräten versucht die Polizei, Raser auszubremsen.

Das Wetter verheißt nichts Gutes. An diesen Wochenende jault und dröhnt es wieder auf den Straßen. Lärm, der weh tut. Die Motorradfahrer sind los. Sauerland und Siegerland versprechen mit ihren kurvenreichen Straßen einen heißen Ritt. Und um das vorweg zu sagen, in dieser Geschichte geht es nicht um die Verteufelung der Motorradfahrer an sich. Es geht um die Minderheit, die sich Lautstärke und Raserei als Markenzeichen auf ihren Helm, wenn sie denn einen tragen, geschrieben haben.

Massive Kontrollen der Polizei

„Wir gehen massiv gegen diese Klientel vor“, sagt Michael Schneider, Leiter der Polizeiwache Kreuztal. „Das Problem lösen wir damit nicht. Es verlagert sich nur. Ich will aber verhindern, dass jemand mit 200 km/h in einen Familienvan donnert.“ Mit Laser und Schallmessgerät ziehen die Beamten los, um die Raser auf ihren zwei Rädern auszubremsen. Der Hauptkommissar: „Die Kontrollen richten sich nicht gegen die Normalos, nicht gegen die Tourenfahrer. Bei etwa zehn Prozent der Motorradfahrer besiegt der Reiz der Landschaft offenbar den Verstand.“

Das Schallmessgerät darf nicht als Beweismittel herangezogen werden. Seine Anzeige gilt aber als Indiz dafür, dass an der Auspuffanlage verbotenerweise manipuliert worden ist. „Der so genannte Dezibel-Killer lässt sich leicht aus- und einbauen“, sagt der 48-Jährige, „und der Fahrer freut sich über den typischen Sound.“ Wer erwischt wird, ist mit zwei Punkten in Flensburg und 90 Euro dabei. Bei allen Gesprächen, die die Polizei mit den Verkehrssündern führt, „nicht wenige sind einsichtig“, ist Schneider zu einer Erkenntnis gekommen: „Vernunft setzt in der Regel erst ein, wenn es ans Geld geht oder der Führerschein weg ist. Das zeigt Wirkung.“ Dass Schneider froh ist, schlimmere Zeiten auf der Straße gesehen zu haben, bedeutet, wie er weiß, nichts.

Meldungen aus anderen Teilen der Region bestätigen es. So häufen sich am Stimmstamm zwischen Meschede und Warstein illegale Motorradrennen. Ein teures Vergehen, wenn die Polizei die Teilnehmer überführt: 4 Punkte, 400 Euro und ein Monat Fahrverbot.

Die Polizei im Hochsauerlandkreis will gegensteuern. Polizeioberrat Josef Jakobi, Leiter der Direktion bei der Kreispolizeibehörde: „Wir werden den Motorradfahrern auch weiterhin besondere Aufmerksamkeit widmen und versuchen, mit präventiven aber auch repressiven Ansätzen das Motorradfahren sicherer zu gestalten.“ Die Unfallbilanz der ersten sechs Monate in diesem Jahr schreit nach Handlungsbedarf. „Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Verletzten um 27 Prozent gestiegen“, fügt Pressesprecherin Bianca Scheer hinzu. In absoluten Zahlen heißt das: zwei Todesopfer und 58 Verletzte. „Nicht angepasste Geschwindigkeit ist in der Regel die Hauptunfallursache.“

Zahl der Verletzten gestiegen

Dass eine Minderheit verantwortungsloser Motorradfahrer für ein Negativ-Image sorgt, stößt Eckhard Henseling, stellvertretender Geschäftsführer vom Sauerland-Tourismus sauer auf. „Das von uns herausgegebene Roadbook mit zehn Streckenvorschlägen richtet sich an diejenigen, die besonnen und ruhig durch die Landschaft cruisen.“ Die Routen seien mit der Polizei abgesprochen, um die Nachfrage zu steuern.

Der 58-Jährige, selbst Motorradfahrer, „ich fahre eine 1000er Honda“, hält nichts von denen, die durch Ortschaften brettern und den Motor im zweiten Gang mit 5000 Umdrehungen hochziehen, um den Sound zu genießen. Sein Vorschlag: „Wer Rennen fahren will, gehört auf den Nürburgring.“