Münster/Hagen. . Der Sparkassenverband Westfalen-Lippe zieht Bilanz. „Rundum gute Geschäftsentwicklung und ein zufriedenstellendes Ergebnis“. Folgen der langen Niedrigzinsphase machen sich bemerkbar: Die Kunden meiden langfristige Anlagen und wollen schnell an ihr Geld herankommen.
Ein knappes Jahr vor der Umstellung der nationalen Lastschrift-Verfahren durch das europäische SEPA-System drängt der Sparkassenverband Westfalen-Lippe insbesondere Vereine und Unternehmen zur Eile. Vereinsmitglieder können zum 1. Februar 2014 einmal erteilte Einzugsermächtigungen bestehen lassen, Vereinskassierer müssen dagegen umfangreiche Vorbereitungen treffen, sagte Verbands-Vizepräsident Jürgen Wannhoff bei der Bilanzvorlage in Münster.
Antrag bei der Bundesbank
Seinen Worten zufolge erfordert die Harmonisierung des Euro-Zahlungsverkehrs mit der internationalen Kontonummer (bisherige Kontonummer, Bankleitzahl plus zweistellige Prüfziffer) von jedem Verein, der Lastschriften einziehen will, online die Beantragung einer 18-stelligen Gläubiger-Identifikationsnummer bei der Deutschen Bundesbank. Zudem müssten Vereine jeder Einzugsermächtigung eine Referenznummer zuteilen, „damit die Zahlungen eindeutig zuzuordnen sind“, hieß es weiter. Beide Nummern seien jedem Mitglied mitzuteilen, erst danach dürften die Kassierer SEPA-Lastschriften elektronisch einreichen. Wannhoff: „Das sind große Veränderungen für einen ehrenamtlichen Kassierer, der vielleicht einmal im Vierteljahr die Karteikarten mit den Kontodaten der Mitglieder herausgesucht und den Lastschriftvordruck mit der Hand ausgefüllt hat.“
Verhaltene Umstellung
Sorge bereitet dem Sparkassenverband die verhaltene Umstellung. Wannhoff zufolge hatte die Bundesbank bis Ende Januar 2013 erst 169.000 Gläubiger-Identifikationsnummern vergeben - weniger als fünf Prozent der rund 580.000 Vereine und 3,6 Millionen Unternehmen. Und theoretisch seien 80 Millionen Referenznummern zu vergeben, wenn statistisch gesehen jeder Deutsche Mitglied in mindestens einem Verein ist. Allein bei den Sparkassen in Westfalen-Lippe werden pro Jahr rund 140 Millionen Lastschriften eingereicht.
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Sparkassenpräsident Rolf Gerlach, der sich über „eine rundum gute Geschäftsentwicklung und ein zufriedenstellendes Ergebnis“ freute, rechnet mit einer noch mehrere Jahre andauernden Niedrigzinsphase unterhalb der Inflationsrate im Euro-Raum. Dies erleichtere zwar Staaten den Abbau ihrer Schulden, bringe aber Sparern nur sehr niedrige Zinsen. Den Unterschied zum angemessenen Zins bezeichnete er als „eine Art Steuer für die Euro-Stabilisierung.“
Kurzfristige Verfügbarkeit
Infolge des niedrigen Zinsniveaus über alle Laufzeiten setzten die Sparer laut Gerlach darauf, ihr Geld kurzfristig verfügbar zu halten. So stieg der Bestand der privaten Sparer an Sichteinlagen, also der täglich fälligen Gelder um 11,5 Prozent auf 24,1 Milliarden Euro. „Die Menschen warten ab, bis die Niedrigzinsphase vorbei ist“, erläuterte Gerlach. Gleichzeitig verloren auch Aktien an Attraktivität: Die Wertpapierumsätze von Privatkunden der 72 Sparkassen in der Region gingen um ein Viertel auf 7,8 Milliarden Euro zurück.
In der Entwicklung der Immobilienpreise sieht der Verband noch keine Blasenbildung. „Wir sehen hier keinen Spekulationsmarkt“, sagte Vizepräsident Wannhoff.