Arnsberg. . 44 Prozent der unter jungen Nordrhein-Westfalen kennen das Sauerland nicht. Das ist eines der überraschenden Ergebnisse einer Studie von Sauerland Initiativ und der Fachhochschule Südwestfalen zum Thema Lebensqualität in Südwestfalen.

Wie drückt Karin Schulze ihre Zufriedenheit aus? „Ich bekomme das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht.“ Die Vorsitzende von Sauerland Initiativ ist mit den Ergebnissen der Studie zur Lebensqualität in Nordrhein-Westfalen unter besonderer Berücksichtigung des Sauerlandes hoch zufrieden: „Wir haben doch das Potenzial. Wir müssen es nur wecken.“

Zweifelsfrei. Die Resultate, die Projektleiterin Prof. Dr. Anne Jacobi von der Fachhochschule Südwestfalen in Arnsberg vorgestellt hat, machen Mut für die Zukunft. Mit dem Sauerland verbinden die Menschen in Nordrhein-Westfalen viel Gutes, vorausgesetzt sie kennen die Region.

Suche nach Lebensqualität

Vor dem Hintergrund einer alternden Gesellschaft, schrumpfenden Einwohnerzahlen und fehlende Fachkräfte liefert die Auswertung der 3064 vierseitigen Fragebögen aufschlussreiche Erkenntnisse über Ansprüche, Gründe und Motivation nachfolgender Generationen, sich zu einem Arbeitsplatzwechsel Richtung Sauerland zu entscheiden.

Mit 92 Prozent am größten ist der Wunsch aller Befragten, dass Lebensmittelgeschäfte, Banken und Handwerker vor Ort sind. 89 Prozent erwarten, dass die Lebenshaltungskosten nicht zu hoch sind, und in Sachen Klima und Natur verlangen 86 Prozent Ruhe am Wohnort. Entscheidend für den einen Wohnortwechsel ist bei allen Altersgruppen ein attraktiver Arbeitsplatz. 73 Prozent aller Befragten unter 25 Jahren wären bereit, für einen neuen Arbeitgeber den Wohnort zu wechseln. In der Altersklasse 26 bis 40 Jahre waren es noch 60 Prozent, bei den über 40-Jährigen 35 Prozent.

Und 32 Prozent der unter 25-Jährigen bekannten sich dazu, Arbeitgeber und Arbeitsstelle gezielt nach der Lebensqualität am Standort auszuwählen. Gute Verkehrsanbindungen, interessante Angebote in den Bereichen Sport, Freizeit und Kultur haben ebenfalls bei der Entscheidung ein großes Gewicht.

Datenmaterial liefert Richtschnur für Erfolg

81 Prozent legen Wert darauf, ansprechende Mietwohnungen zu angemessenen Preisen zu finden. Immobilien und Baugrundstücke zu akzeptablen Preisen bezeichnen 61 Prozent als wichtig. Beim Freizeitangebot rangieren Sportanlagen ebenfalls mit 81 Prozent auf der Prioritätenliste ganz oben, gefolgt von Restaurants, Cafés, Bars und Diskotheken mit 80 Prozent. Die Einkaufsmöglichkeiten halten die Befragten mit 71 Prozent für wichtig. Im Sauerland fühlen sie sich beim Geldausgeben in den Geschäften nicht gut aufgehoben. Nur 36 Prozent sind mit dem Angebot zufrieden. Und das lässt nur eine Schlussfolgerung zu: „Beim Shopping gibt es Defizite“, sagt Prof. Dr. Anne Jacobi. Nachholbedarf, den die Wissenschaftlerin im Sauerland auch bei der Verkehrsinfrastruktur, ihr gaben nur 27 Prozent der Sauerländer gute Noten, beim kulturellen Angebot, mit dem nur 46 Prozent zufrieden sind, ausmacht. Dafür schätzen sie selbst die Qualität der heimischen Wirtschaft mit 69 Prozent hoch ein und attestieren ihr hohes innovatives Potenzial.

Die Fülle des Datenmaterials liefert aus Sicht der Wissenschaftlerin die Richtschnur für Erfolg versprechendes Regionalmarketing: „Wir wissen jetzt, welche Bedeutung die einzelnen Faktoren tatsächlich für die Menschen in NRW haben und wie die Lebensqualität in den unterschiedlichen Regionen empfunden wird.“