Hagen. . Der Winter ist zurück - und hat NRW zum Wochenbeginn mehr als 400 Kilometer Stau beschert. Wie man ohne zu stocken, zu schleudern und durchzudrehen über die Straßen kommt, erklären Experten aus dem Sauerland.
Der Winter ist zurück. Doch nicht überall mit Schnee. Während es im Westen von Nordrhein-Westfalen zum Teil kräftig schneite, fielen auf dem Kahlen Asten am Montag nur wenige Flocken. Es hatten also Regionen mit dem Schnee auf den Straßen zu kämpfen, die wenig Erfahrung damit haben. Wir haben bei den Experten nachgefragt, wie es ohne Rutschen und Durchdrehen geht.
Verkehrsexperten des WDR errechneten für NRW eine Gesamtlänge von 400 Kilometer Staus, drei Mal so lang wie sonst. Eine Autofahrerin brauchte für die Fahrt von Dortmund nach Gelsenkirchen zwei Stunden. Der Montag ist ohnehin der Wochentag mit dem meisten Verkehr.
Fahrlehrer mahnt zur Nachsicht
Da gilt es, Nachsicht mit denen zu zeigen, die es nicht besser können, empfiehlt Josef Müller von der gleichnamigen Fahrschule in Schmallenberg. Man dürfe es Fahrern aus flacheren Regionen als dem Sauerland einfach nicht übel nehmen, dass sie mit der Situation nicht recht fertig würden. Ihnen fehle schlicht die Erfahrung mit dem Schnee. „Wir Sauerländer sind nicht unbedingt die besseren Autofahrer, aber mit diesem Wetter kommen wir eben eher klar als andere“, bestätigt Friedel Thiele. Auf dem Weg zur Geschäftsstelle des Fahrlehrerverbandes in Recklinghausen ist er am Montagmorgen von Brilon bis Neheim gut durchgekommen. Danach ging es nur noch zögerlich vorwärts.
Deshalb warnt Thiele:
Schleichen ist schlecht: „Man darf es nicht übertreiben.“ Wer zu langsam fahre, der provoziere andere, riskant zu überholen.
Doch auch wenn derzeit die Flachlandtiroler auf den Landstraßen im Sauerland langsamer unterwegs sind als ein voll beladener Trecker zur Erntezeit, ist Drängeln verboten. Das verunsichere nur noch mehr, provoziere Unfälle, so Friedel Thiele. Marja Meurs vom Hotel de Brabander in Winterberg empfiehlt ihren Gästen aus den Niederlanden daher stets: „Nicht hektisch werden, wenn der Hintermann schneller fahren will, sondern einfach ganz ruhig das eigene Tempo halten.“
Rasen ist riskant. Manche fühlten sich bei diesem Wetter auf einmal stark, wollten zeigen, was für tolle Autofahrer sie seien, so Bernd Löchter von Straßen NRW. „Vorsichtig und vorausschauend fahren und Abstand halten“, mahnen auch die Fahrlehrer aus Südwestfalen.
Leise rieselt der Schnee
Tannenzweige, Taschenlampe und eine Schaufel
Räumen will im Übrigen ebenso gelernt sein wie fahren, glaubt Friedel Thiele. Mit Verwunderung hat er am Montagmorgen auf dem Weg ins Ruhrgebiet festgestellt, dass dort die Autobahnen nicht richtig frei waren. Das kennt er aus Südwestfalen ganz anders. „Im Ruhrgebiet ist der Schnee am Morgen in sehr kurzer Zeit gefallen“, wehrt Bernd Löchter von Straßen-NRW diesen Vorwurf ab. Obwohl die Straßenmeistereien mit allen Fahrzeugen im Einsatz waren, seien sie einfach nicht nachgekommen.
Winterreifen, eine Decke, Wasser, genug Sprit im Tank sowie ein 25 Kilogramm schwerer Sandsack - das ist die Ausrüstung, zu der Joachim Karpa, im Sauerland erprobter Chefreporter dieser Zeitung, im Winter rät. Eine in der Eifel aufgewachsene Kollegin wiederum führt stets ein paar Tannenzweige im Wagen mit, um sie unter die Reifen zu schieben, falls sie sich festgefahren hat. Dazu noch eine Taschenlampe und eine Schaufel, ergänzt Fahrlehrer Josef Müller. Und fügt aus der Erfahrung mit seinen Fahrschülern hinzu: „Jacke und Handschuhe nicht vergessen!“ Das Handy vor der Abfahrt aufzuladen, empfiehlt Marja Meurs vom Hotel de Brabander.
Von Großbritannien aus kommt neuer Schnee
"Man muss es nehmen, wie es ist, genug Zeit einplanen, ruhig bleiben“, rät Friedel Thiele zur Gelassenheit, wenn es doch einmal nicht gut läuft.
Trotz aller Expertise jedoch ist man auch in Südwestfalen bei diesem Wetter vor Unfällen nicht gefeit: Auf dem Weg nach Soest rutschte am Montag in Welver ein Schulbus in den Graben. Die zehn Kinder in dem Bus kamen mit dem Schrecken davon.
Winter
Und was kommt jetzt noch auf uns zu? Carsten Mix, Wetterexperte vom Dienst beim Deutschen Wetterdienst in Essen, sieht die Wolken über Großbritannien bereits am Mittag. „Die kommen in der Nacht im Westen an und werden dort den meisten Schnee lassen.“
Im Ruhrgebiet heißt es also auch am Dienstag wohl wieder schippen, oder, wie jüngst beobachtet: Mit dem Laubbläser die Flockenberge vom Gehsteig pusten. Die Sauerländer müssen sich mit den Resten zufrieden geben, die im Laufe des Tages nach Osten ziehen. Zum Skifahren reicht es dennoch. Am Wochenende waren 40 Lifte rund um Winterberg in Betrieb. In den kommenden Tagen sollen bis zu 83 Pisten allein in der Ferienwelt Winterberg gut präpariert sein.