Hagen. . Weihnachtswünsche. Einige sind in Erfüllung gegangen, andere bleiben als ewiges Weihnachtstrauma in Erinnerung. Und dann gibt es noch die Geschenke, die man sich nicht gewünscht hat, die einen dennoch ein Leben lang begleiten.

Der Hund

Ich wollte immer einen Hund. Nie bekam ich einen. Weil meine Eltern wussten, wie schnell die Unlust, sich täglich zu kümmern, die erste Kinderbegeisterung übersteigt. Ich gab auf. Nicht aber meine kleine Schwester. Die wünschte sich weiter einen Hund. Und war Jahre später erfolgreich. Verängstigt kam er in einer Kiste am Bahnhof an. Ein Rauhaardackel, der allen Erziehungsversuchen widerstand. Und wie befürchtet, widerstand auch meine Schwester dem Druck, morgens aufzustehen und Gassi zu gehen. Wer musste also ran? Meine Eltern und ich, der Hundlose. Und als er, noch jung an Jahren, einem Herzleiden erlag, habe ich ihn im Garten begraben. Sonntagmorgens im Regen. Falls das wie eine Beschwerde klingt, wäre das ein komplettes Missverständnis. Taps war ein äußerst liebenswerter Hund. Und Eigentum wird ohnehin überschätzt.

Die Carrerabahn

Heute, mehr als 35 Jahre nach jenen Weihnachtstagen, von denen hier die Rede ist, kann ich nicht mehr genau sagen, woher der Wunsch kam und wer von den drei Brüdern die Carrerabahn immer wieder auf den Wunschzettel geschrieben hatte. Allerdings erinnere ich, dass dieses Spielzeug nie unter dem Baum lag. Irgendwann gab es doch eine Bahn - eine gebrauchte. Das aber tat dem Spaß keinen Abbruch. Mittlerweile haben meine Brüder eigene Kinder. Eine Carrerabahn stand bei ihnen nicht auf dem Wunschzettel. Trotzdem gab es eine. Eine neue! Vom Onkel. Der durfte beim Aufbau helfen und die ersten Runden mitfahren - wunderbar!

Der Elefant

Er war kein Wunschkind. Er war einfach da. Und er ist geblieben. Es mag an den rührend traurigen Augen gelegen haben. Oder daran, dass er nicht nur als Kuscheltier, sondern ebenso als Nackenstützkissen treue Dienste leistete. Ob die Oma ihn mitgebracht oder die Großtante ihn unter den Baum gelegt hatte, weiß heute niemand mehr. Mit etwa 40 anderen Plüschtieren musste sich der graue Elefant anfangs den Platz im Kinderbett teilen und hat über die Jahre hinweg alle hinausgedrängt. Einmal ging er im Italienurlaub verloren und fand doch den weiten Weg zurück nach Hause. 40 Weihnachten später liegt er heute wieder im Kinderbett.

Die Fußballschuhe

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Wir sind fünf Brüder. Fußball war unser Leben. Auf der Straße, auf dem Bolzplatz, in Ausnahmefällen im Garten. Seit der Fußball-Weltmeisterschaft 1966 in England mit Tilkowski und Co. teilen wir das Schicksal der Nationalmannschaft. Wir jubeln und trauern mit den Spielern. Ein Wunsch geht Monate nach der WM in Erfüllung: die ersten Fußballschuhe von Adidas, Modell Uwe Seeler. Endlich, mit fast zehn Jahren. Der Moment, in dem die Schuhe in den Händen liegen, bleibt unvergessen. Nie war Weihnachten schöner. Zwanzig Jahre später bei einem Treffen mit „Uns Uwe“ hört sich Seeler die Geschichte an. Er ist gerührt.

Die Negerpuppe

Eigentlich kann man über diesen Wunsch nicht schreiben, ohne in sprachliche Kalamitäten zu geraten. Eine Puppe mit schwarzer Hautfarbe müsste man heute sagen. Oder ein Spielzeug mit Migrationshintergrund. „Negerpuppe“ stand damals auf dem Wunschzettel. Das, was der von Papas Firma gesponserte Weihnachtsmann schließlich überreichte, war rosig. Ein Baby, doch von schwarzer Farbe keine Spur. Ein ungeliebtes Puppenkind, das sein Dasein in der Zimmerecke fristen musste. Meine Mutter hatte den Wunschzettel geändert. Ohne mein Wissen, aus politischen Gründen. Irgendwie war sie ihrer Zeit voraus. Im nächsten Jahr habe ich mir einen Schlitten gewünscht. Und bekommen.

Das Tipp-Kick-Spiel

Adventszeit 1973. Nur noch wenige Monate bis zur Fußball-WM im eigenen Land. Die Freunde nervten, nichts als Fußball hatten sie im Sinn. Mir stand der Sinn eher nach Comics, nach Abenteuern im Wald, nach unendlichen Weiten mit Enterprise und Spock. Dabei blieb es, bis ich an Heilig Abend von meinem Vater ein Tipp-Kick-Spiel geschenkt bekam. Beim Auspacken des Feldes und der eisernen Figuren muss ich ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter gezogen haben. Über Wochen lag das Spiel in der Ecke, bis ein Freund mir zeigte, wie man den zwölfeckigen Ball ins Tor ballert. Bald schon spielte ich mich in einen Rausch. Tag für Tag . Nachbarsjungen wurden rekrutiert, Turniere folgten. Natürlich spielten wir die WM 1974 nach. Noch heute steht das Spiel in meinem Keller. Gut verpackt schlummert darin auch die Lieblingsfigur der letzten jungen Jahre, ein Stürmer in Schwarz und Gelb. Und noch immer schieße ich damit die schönsten Tore - und das als Schalker. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.