Hagen. . Südwestfalen reagiert gelassen auf die Debatte über die verstärkte Videoüberwachung im Zuge des versuchten Bombenanschlags in Bonn. Allerdings wäre eine verschärfte Regelung eine große Hilfe für die Polizei.

Die Deutsche Bahn in Düsseldorf verweist auf Berlin. Und Berlin schweigt. Die Aufregung um die Bombe am Bonner Bahnhof lässt die Verantwortlichen beim Thema Videoüberwachung verstummen. Wie sieht es in Siegen aus? In Hagen? In Iserlohn?

Die Antwort folgt auf den Fuß: „Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine sicherheitsrelevanten Details zur Videoüberwachung an einzelnen Bahnhöfen kommunizieren. Wir möchten die Maßnahmen der Bundespolizei und der Deutschen Bahn nicht kalkulierbar machen“, heißt es kurz und knapp aus der Hauptstadt. Seitdem die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe die Ermittlungen des versuchten Sprengstoffanschlags übernommen hat, fließen die Informationen nur spärlich.

Bekannt ist, in Hagen und Dortmund laufen rund um die Uhr Kameras. Bilder, die 48 Stunden gespeichert und bei Bedarf von der Polizei ausgewertet werden. In Dortmund laufen die Bilder in der Sicherheitszentrale auf. Jede Ecke des Hauptbahnhofs kommt den Kameras vor die Linse. Bundesweit werden auf rund 300 der 5700 Bahnhöfe Videokameras eingesetzt. Das sind Zahlen, die aus dem Jahr 2010 stammen.

Südwestfalen ganz unaufgeregt

Südwestfalen teilt die öffentliche Aufgeregtheit nicht. Sie war entstanden, nachdem nicht die Videoanlage der Bahn, sondern die Kamera einer Fast-Food-Filiale die mutmaßlichen Täter mit der blauen Tasche, gefüllt mit Sprengstoff, filmte. Die kontroverse Debatte über mehr Videoüberwachung im öffentlichen Raum wird im ländlichen Raum mit großer Gelassenheit verfolgt.

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Eine Stimme, die stellvertretend für viele steht. „Bei uns werden Ereignisse wie in Bonn anders gewertet und gewichtet als in den Ballungsräumen“, sagt der Landrat des Kreises Olpe, Frank Beckehoff (CDU), im Gespräch mit dieser Zeitung. „Die vermutete Welle der Bedrohung schwappt nicht zu uns herüber. Das ist so. Hier verfällt niemand in Aktionismus.“

Stadt Hagen verweist auf Erfolge der Videoüberwachung

In einer Stadt wie Hagen mit mehr Kriminalität fällt die Sichtweise in Sachen Überwachung anders aus. Erst im August konnte die Kripo mit Hilfe der Aufnahmen diverser Videokameras von Einzelhändlern einen Mann festnehmen, der eine 22-Jährige nachts auf dem Weg von der Disco nach Hause halbtot geschlagen hatte. Selbst die Verkehrsüberwachung sei den Ermittlern eine Hilfe. Nicht selten machten sich Täter mit hoher Geschwindigkeit aus dem Staub, würden geblitzt und hinterließen so eine erste Spur.

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Von Brigitte Ulitschka

„Kameras, die aufzeichnen, sind für die Polizei bei der Aufklärung von Straftaten von großem Nutzen“, sagt Ulrich Hanki, Sprecher des Hagener Polizeipräsidiums, und fügt hinzu: „Besonders bei Ladendiebstählen oder Scheckkartenbetrug ist ihr Beitrag bei der Ermittlung der Täter herausragend.“ Bei der Abschreckung hingegen, räumt Hanki ein, „nützen sie nicht so viel. Besonders bei Straftaten im Affekt verschwendet niemand einen Gedanken an eine Überwachungskamera.“ Möglicher Kritik an der Videoüberwachung hält Hanki entgegen: „Wer nichts zu verbergen hat, braucht solche Kameras nicht zu fürchten.“

Fahrgäste fühlen sich nicht belästigt

Die Hagener Polizei überwacht in der Stadt keine öffentlichen Plätze mit Kameras. Im öffentlichen Personennahverkehr filmen die Kameras der Busse der Hagener Straßenbahn AG die Fahrgäste. Je nach Modell sind es vier bis fünf Geräte. Bildmaterial, das von einem Mitarbeiter gesichtet wird und bei Bedarf, bei besonderen Vorkommnissen an die Polizei weitergeleitet wird. Privatpersonen können es nicht einsehen. Nach Erfahrungen des Verkehrsunternehmens fühlten sich die Fahrgäste durch die Überwachung nicht belästigt. Vielmehr stärke die Kontrolle durch Kameras ihr Sicherheitsgefühl im Bus.

Als störend empfinden offenbar auch die Beschäftigten im Einzelhandel die Videoüberwachung nicht. „Im Gegenteil“, sagt Karina Brühmann, Sprecherin des Einzelhandelsverbandes Südwestfalen, „auch für sie bedeutet es ein Stück mehr Sicherheit, gerade im Bereich der Kasse.“

Wichtig sei es, dass die Kameras gut sichtbar angebracht seien und die Kunden am Eingang darauf hingewiesen werden würden.

„Die Video-Überwachung muss offen kommuniziert werden. In Zeiten von Facebook und Co., in denen die Menschen viel Privates preisgeben, ist die Akzeptanz bei der Kundschaft größer geworden.“

"Verdeckte Überwachung nicht im Sinn"

Nicht zuletzt leiste die Überwachung nach ihrer Einschätzung einen wichtigen Beitrag bei der Diebstahl-Prävention. Von versteckten Kameras, die bisweilen auch Mitarbeiter ausspionierten, hält Karina Brühmann überhaupt nichts. „Verdeckte Überwachung, wie es manche Filialisten machen oder gemacht haben, ist nicht in unserem Sinne.“

Der Verbleib der Aufzeichnungen in den Geschäften wird nach ihrer Einschätzung unterschiedlich gehandhabt. „In der Regel werden die Aufnahmen wohl zwei bis drei Tage gespeichert und dann gelöscht.“