Bestwig.. Die Schwestern Verena (18) und Maren (17) Köster aus Bestwig machen im Sommer ihr Abitur. Die eine nach neun Jahren, die andere nach acht Jahren. Der doppelte Abi-Jahrgang ist in der Familie Köster vereint.

Man könnte sie für das doppelte Lottchen halten, wie die beiden dort sitzen und fröhlich ­lachen: Die Mutter hat die kleinen Mädchen mit den noch kurzen blonden Haaren gleich angezogen, sie in bunt gepunktete Hosenanzüge gesteckt. Wäre Verena, die Linke auf dem Foto, nicht ein bisschen größer als Maren - man würde glauben, sie seien Zwillinge.

Dieses Bild, das im Flur der Kösters in Bestwig hängt, sehen die beiden Schwestern heute nicht mehr gern. Danach gefragt, verdreht ­Maren ein bisschen die Augen, winkt mit der Hand ab und sagt: „Schrecklich!“ Etwa 15 Jahre, nachdem das Foto aufgenommen worden ist, sind die beiden so verschieden wie Schwestern es in diesem Alter manchmal sein möchten. Gemeinsam haben sie derzeit vor allem eines: den Mathematik-Kurs. Im kommenden Sommer machen sie Abitur. Verena nach neun Jahren am Städtischen Gymnasium in Meschede, Maren nach acht. Der doppelte Abi-Jahrgang ist in der Familie Köster vereint.

Von der kleinen Schwester eingeholt

Es sei ein bisschen komisch, von der kleinen Schwester eingeholt zu werden, sagt Verena - ohne sich über die „Konkurrenz“ zu ärgern. Das Schicksal scheint den beiden Mädchen jeweils genau die richtigen Wesenszüge mitgegeben ­haben.

„Verena ist die Unkompliziertere von uns beiden“, bescheinigt ­Maren großzügig - und lacht ihre Schwester an. Sie dagegen ist ehrgeiziger und - in der Schule - fleißiger. Eigenschaften, die sie vor allem in der zehnten Klasse gut gebrauchen konnte. „Da hat das Tempo richtig angezogen“, erzählt sie. Bis abends um acht oder neun Uhr lernte sie damals oft für Klausuren, saß an den Hausaufgaben. Manchmal habe ihr Verena, die viel weniger tun musste, aus Langeweile angeboten, die Aufgaben zu lösen.

Nebenbei Geld verdient

„Ich hätte keine Lust gehabt, so viel zu büffeln“, sagt Verena ehrlich. Die Zeit, die ihr blieb, hat sie anders genutzt, war als Skifahrerin im Bezirkskader an den Wochenenden unterwegs, hat Tennis und Klavier gespielt, nebenbei im Fort Fun gearbeitet und Geld verdient. In der Schule steht sie gleichwohl gut da, hatte auf dem letzten Zeugnis einen Notendurchschnitt von 1,9. Ein Zehntel schlechter als ihre kleine Schwester. „Ziel erreicht“ sagt Maren, „denn ich kann es nicht haben, wenn Verena besser ist als ich.“ Die wiederum quittiert den kleinen Notenunterschied nur mit einem Achselzucken. Es ist ihr nicht so wichtig.

Ohnehin ist sie die ruhigere, beantwortet Fragen kurz und präzise, während Maren plaudert. Eine ­Fähigkeit, die sie auch für die Schule zu nutzen weiß: Wenn sie die Hausaufgaben bearbeitet, dann macht sie sich oft nur ein paar Notizen - und ergänzt den Rest spontan, wenn sie im Unterricht drankommt. Auf diese Weise muss sie mittlerweile nicht mehr für die Schule arbeiten als die Ältere. „Wir sind nun auf einer Ebene“, sagen beide.

Naturwissenschaften liegen ihnen wenige

Auch sind ihre Interessen ähnlich: Naturwissenschaften liegen ihnen weniger als Sprachen. Beide haben Englisch als Leistungskurs gewählt, wenn auch bei verschiedenen Lehrern. Nach dem Abitur wollen sie ins Ausland: Verena nach Australien, Maren nach Amerika. Falls sie trotz des Andrangs einen Platz bekommen, würde Verena gern bei der Bundeswehr Journalismus und Wirtschaft studieren, Maren sich für BWL einschreiben. Irgendwie scheint das Bild im Flur der Kösters doch ganz gut ­getroffen.