Hagen/Nürnberg. . Weil es weniger Hartz-IV-Empfänger gibt, können die Jobcenter ihren Kunden mehr Beratungsgespräche anbieten, mithin werden auch mehr Termine versäumt - und Sanktionen verhängt. Strafen wegen Ablehnung einer zumutbaren Arbeit hätten nur einen kleinen Teil ausgemacht, heißt es.
Die Zahl der von Jobcentern verhängten Sanktionen gegen Hartz-IV-Bezieher könnte Medienberichten zufolge in diesem Jahr erstmals auf mehr als eine Million steigen. Im vergangenen Jahr waren es noch 912.000 Strafmaßnahmen. Die Prognose beruht auf Zahlen für das erste Halbjahr 2012: In den ersten sechs Monaten wurden 520.792 Strafen verhängt.
In zwei Dritteln der Fälle waren Meldeversäumnisse Grund für die Sanktionen: Hartz-IV-Empfänger erschienen nicht zum Beratungsgespräch, so dass ihnen die Hartz-IV-Bezüge gekürzt wurden. Strafen wegen Ablehnung einer zumutbaren Arbeit hätten nur einen kleinen Teil ausgemacht, heißt es.
Trend zu mehr Sanktionen auch in Südwestfalen
Der Trend zu mehr Sanktionen zeigt sich auch in Südwestfalen. So hat das Jobcenter Hagen bis Ende September dieses Jahres rund 3800 Sanktionen gegen Langzeitarbeitslose verhängt. 4000 waren es im gesamten vergangenen Jahr. Pro Monat seien 2012 etwa 420 Strafen verhängt worden, im Jahr 2011 dagegen 340, so ein Sprecher des Jobcenters. Damit würden etwa vier Prozent aller erwerbsfähigen Leistungsberechtigten mit Strafen belegt (gegenüber 3,5 Prozent 2011). Was umgekehrt bedeutet, dass sich 96 Prozent der Kunden regelkonform verhalten.
Um 22,4 Prozent ist die Zahl der Sanktionen sogar im Kreis Soest im ersten Halbjahr 2012 gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen. Wurden in den ersten sechs Monaten 2011 noch 1423 Strafen verhängt waren es in diesem Jahr 1833.
Einen „leichten Anstieg“ von sechs Prozent verzeichnet der Hochsauerlandkreis von 855 Sanktionen im Jahr 2011 auf 905 im Jahr 2012, jeweils von Januar bis September. Das sind acht Prozent von den erwerbsfähigen Leistungsempfängern, deren Zahl - wie überall - im Vergleich zum Vorjahr weiter zurückgegangen ist.
Jobcenter können mehr Angebote machen
Weniger Hartz-IV-Empfänger, aber mehr Sanktionen - wie passt das zusammen? So ist in Siegen-Wittgenstein im September dieses Jahres die Zahl der Sanktionen verglichen mit dem Vorjahresmonat um elf Prozent gestiegen, die Zahl der Kunden aber um 4,3 Prozent gesunken. Man könne sich nun um den einzelnen Kunden intensiver kümmern, mehr Angebote machen, so die Antwort aus den Jobcentern. Und man deutet an, dass man sich verstärkt um etwas schwierigere Kunden bemühe.
Keine Steigerung verzeichnen übrigens die Jobcenter im Märkischen und im Ennepe-Ruhr-Kreis. Mit 2,8 Prozent im Märkischen und 2,5 Prozent im EN-Kreis liegt der Anteil der sanktionierten Leistungsempfänger hier unter dem Landes- (2,9 %) und dem Bundesdurchschnitt (3,3 %).