Menden/Olpe. . Die inhabergeführten Buchhandlungen in der Region trotzen der Amazon-Konkurrenz mit besonderem Service und vielen pfiffigen Ideen

Das Internet setzt nicht nur Buchhandels-Ketten wie Thalia unter Druck, sondern bedroht vor allem die Existenz kleiner, inhabergeführter Geschäfte. Doch die Buchhändler in Südwestfalen versuchen, mit Leidenschaft und außergewöhnlichen Ideen zu überleben. Wir haben vor der Eröffnung der Frankfurter Buchmesse am Dienstag nachgefragt.

„Kultur ist etwas anderes, als Wurst zu verkaufen. Wir sind Kultur-Vermittler“, betont Andreas Wallentin, Inhaber der Buchhandlung Daub in Menden. „Es wird immer gedruckte Bücher geben, aber man muss sich etwas einfallen lassen, wie wir sie verkaufen.“

„Dass man mit der Bestseller-Liste in der Hand seine Miete bezahlen kann: Die Zeiten sind vorbei“, ergänzt Georg Spielmann, Geschäftsführer der Buchhandlung Dreimann und der Bücherstube Hachmann in Olpe.

Service ist das Zauberwort, mit dem die lokalen Buchhändler dem Internetriesen Amazon trotzen wollen. „Man muss gut beraten, zuverlässig sein, ausgebildete Mitarbeiter haben, die den Leuten nicht irgendetwas andrehen, was im Stapel liegt, die auf Fragen antworten können, auch wenn der Kunde dann mal nichts kauft. Unsere Kompetenz liegt darin, Ansprechpartner zu sein, ebenfalls im Internet präsent zu sein“, erläutert Wallentin. Spielmann gibt ihm Recht: „Sie müssen viel, viel lesen, sonst fehlt ihnen die Beratungskompetenz. Außerdem wird nicht wirklich über grundlegende Service-Tugenden im Einzelhandel geredet: Es ist ein absolutes Muss, dass der Kunde mit einem Lächeln begrüßt und mit einem Lächeln verabschiedet wird, und dazwischen bieten wir ihm eine Tasse Kaffee an.“

Zu diesen Serviceleistungen gehört es für beide Buchhändler, literarische Veranstaltungen zu organisieren. Der Autorenherbst und der Autorenfrühling der Buchhandlung Daub sind seit 20 Jahren eine Institution in der Region. ARD-Korrespondent Klaus Scherer berichtet zum Beispiel am 24. Oktober über die USA vor der Wahl. Der französische Krimiautor Martin Walker liest aus „Delikatessen“, passend dazu gibt es ein 3-Gänge-Menü (30. Oktober). Sportreporter Manni Breukmann erzählt von 50 Jahren Bundesliga (5. November). Und der frühere Finanzminister Manfred Lahnstein spricht über „Die asiatische Herausforderung“ (28. November). Das macht viel Arbeit, bringt aber auch viel Befriedigung: „Die Kontakte habe ich über Jahre gepflegt. So etwas kann man nicht über das Knie brechen“, resümiert Wallentin. „Der Autorenherbst bindet schon Kunden und macht einen Namen. Aber er ist nicht aus der Not geboren worden, sondern aus der Überzeugung, dass ich das gerne mache.“

Ähnlich sieht Georg Spielmann seine Lesungen nicht als Allheilmittel für jede Buchhandlung. „Unsere riesigen Veranstaltungen könnte man gar nicht eins zu eins auf andere Standorte übertragen. Aber für uns ist das einer der Punkte, mit denen wir als Buchhandlung weiter überleben, und wir werden das auch weiter forcieren.“ Unterhaltsam sollen sie sein, die Literatur-Abende der Buchhandlung Dreimann, und sie sollen querbeet verschiedene Themen ansprechen. Die große Thrillernacht mit Wulf Dorn, Sebastian Fitzek und Arno Strobel zu Gunsten des Olper Kinderhospizes im September war ein überwältigender Erfolg. Am 12. November stellt Manfred Lütz sein neues Buch „Bluff – Die Fälschung der Welt“ vor.

Der Buchhandel muss sich zudem um die Leseförderung kümmern, ist sich Andreas Wallentin sicher. Mit Sponsorenhilfe zum Beispiel dafür sorgen, dass Schulen Leseparadiese einrichten können statt ungemütlicher Medienräume, Vorlesewettbewerbe organisieren: „Es ist wichtig, dass der Buchhändler nicht nur da ist, um ein schönes Ladengeschäft zu haben. Wenn uns diese Generation auch noch verloren geht….“

Georg Spielmann hält Amazon bereits für den Gewinner. „Wir halten uns hier noch wacker. Aber der Frontalangriff vom großen Internet-Bruder wird Erfolg haben. Die junge Generation fährt darauf ab, das werden wir nicht aufhalten können.“ Spielmann engagiert sich im Gegenzug dafür, die Bedeutung des lokalen Einzelhandels insgesamt wieder bewusster zu machen. „Man muss den Leuten sagen, was sie dadurch vor Ort für einen Mehrwert haben. Wenn sie weiterhin die beliebten offenen Sonntage genießen wollen, müssen sie auch in der Region einkaufen. In Olpe beginnt sich eine kleine Buy-Local-(Kauf vor Ort)-Initiative zu entwickeln. Die unterstützen wir von Herzen.“

„Ich glaube, der Berufsstand des Buchhändlers muss sich neu erfinden“, blickt Spielmann nach vorne. „Wir müssen Nischen suchen, Außergewöhnliches“. Das versucht sein Kollege Wallentin in Menden ebenfalls mit Herzblut: „Wir können gegen die Entwicklung agieren. Der Markt ist schwieriger geworden, aber wir Buchhandlungen können der kulturelle Mittelpunkt einer Stadt sein.“

www.buch-daub.de

www.dreimann-buchhandlung.de