Hagen. . In Hagen ist heute erster Spatenstich für das zweite innerstädtische Einkaufszentrum. Rathaus-Galerie soll Handel im Wettbewerb gegen Ruhrgebietsstädte wie Dortmund stärken

Mit dem Bau des nach der Volme-Galerie zweiten innerstädtischen Einkaufszentrums, der neuen Rathaus-Galerie, will die Stadt Hagen als Oberzentrum des Einzelhandels verstärkt Kaufkraft binden. Ziel der Aufwertung sei es, vor allem Ruhrgebietsstädten wie Dortmund Paroli zu bieten, die mit neuen Konzepten wie der Thier-Galerie vorgeprescht seien, erläuterte Herbert Dabringhaus, bei der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer zu Hagen (SIHK) zuständig für Handel und Dienstleistungen. „Wir binden damit Kaufkraft, die wir haben, und wir haben reichlich Umsatz auch aus den Umland-Gemeinden.“ So ist Hagen Einzugsgebiet für den gesamten Märkischen Kreis bis etwa Lüdenscheid sowie den südlichen Ennepe-Ruhr-Kreis.

In der Tat liegt die einzelhandelsrelevante Kaufkraftkennziffer in den meisten Städten und Gemeinden des Märkischen Kreises über dem Bundes-Durchschnitt, nur in Hagen selbst sowie in Hemer, Kierspe, Menden und Werdohl befindet sie sich zum Teil deutlich darunter. Als wichtiger jedoch gilt die Einzelhandelszentralität, das heißt die Relation der Kaufkraft zu den getätigten Umsätzen, und hier liegt Hagen mit einem Wert von 1,25 vorn, vor Lüdenscheid und Iserlohn, die ebenfalls mit attraktiven Einzelhandelskonzepten aufwarten.

„Wir begrüßen das“

„Hagen ist Oberzentrum, Hagen hat das Recht, aus dem Umland Kaufkraft zu ziehen“, meint Klaus Willmers, Geschäftsführer beim Einzelhandelsverband Südwestfalen. „Wir begrüßen das und sind froh, dass die Flächen nicht auf der grünen Wiese entstanden sind. In der Innenstadt passen weitere Flächen noch in den Rahmen.“ Ohne die neue Rathaus-Galerie würde seiner Ansicht nach Hagen als Einzelhandels-Standort ins Hintertreffen geraten.

Das könnte jetzt anderen Kommunen im Umland drohen. Denn im Einzelhandel rüstet gerade die gesamte Region Südwestfalen im Kampf um schrumpfende Kundschaft und nachlassende Kaufkraft auf oder denkt zumindest darüber nach, etwa die nachgeordneten Mittelzentren. So ist das Lüdenscheider Stern-Center gerade um 30 000 Quadratmeter vergrößert worden, in Iserlohn ist ein neues Lebensmittel-Nahversorgungszentrum am Rand der Innenstadt gerade fertig geworden, ein anderes wird noch gebaut. Beide Städte haben sich nach Dabringhaus’ Worten „gut aufgestellt und ihren Standort aufgewertet.“ In Meschede soll auf dem Gelände des alten Hertie-Hauses ein neues Einkaufscenter entstehen und in Menden sind gleich drei Einkaufszentren geplant: ein Fachmarktzentrum soll Ende des Jahres fertig werden, eine Innenstadt-Mall mit Ketten wie Media Markt und H&M Ende 2013, ein drittes Center am Rande der City frühestens 2014. Siegen wertet seine Innenstadt gerade durch die Freilegung der Sieg auf und rechnet nach den Worten von IHK-Handelsgeschäftsführer Rudolf König „mit keinen großen Einflüssen der Hagener Galerie.“

Verdrängungswettbewerb

Den Hagener Verantwortlichen ist bewusst, dass es hier zum Verdrängungswettbewerb kommen wird, aber sie verteidigen das Rathausgalerie-Konzept. „Einen Nettozuwachs von 9000 Quadratmeter Verkaufsfläche muss eine Stadt wie Hagen verkraften können“, zeigt sich Herbert Dabringhaus überzeugt, den Blick fest auf die Wettbewerber an der nördlichen Stadtgrenze sowie auf der grünen Wiese gerichtet. Das seien 10 Prozent Zuwachs - bis zu 20 Prozent

Jetzt müssen wieder andere nachziehen. Auch die, die gar nicht können. Dabringhaus: „Probleme bekommt jetzt der kleine Einzelhändler in der Region, der jahrelang nichts gemacht hat.“