Hagen. Jubiläumsschau präsentiert Emil Schumachers Werk im Dialog mit Zeitgenossen aus Amerika und Europa

Nein. Eine große Retrospektive anlässlich des 100. Geburtstages von Emil Schumacher (1912-1999) wird es definitiv nicht geben. „Es macht aus unserer Sicht wenig Sinn, gerade zu diesem besonderen Jubiläum all das zu zeigen, was wir im Grunde genommen ohnehin als unseren permanenten Auftrag empfinden“, sagt Rouven Lotz, Wissenschaftlicher Leiter der Hagener Schumacher-Museums.

Und so hat der Kunsthistoriker, gemeinsam mit Dr. Ulrich Schumacher, dem Sohn des berühmten Malers, der auch zugleich Stifter und Museumsdirektor an der Volme ist, ein eigenes Konzept entwickelt, das der Bedeutung des Datums wie aber auch der ungebrochenen Strahlkraft des Künstlers auf interessante und erhellende Weise gerecht werden soll.

„Malerei ist gesteigertes Leben - Emil Schumacher im internationalen Kontext“ ist nun die Jubiläumsschau überschrieben, die vom 29. August bis zum 20. Januar 2013 präsentiert wird. Es gehe darum, so Rouven Lotz, „Emil Schumachers Werk in den Dialog mit der Malerei seiner großen Zeitgenossen aus Amerika und Europa zu stellen“ – und dies ebenso sinnfällig wie anschaulich zu machen.

Das Ergebnis spiegelt sich in gut 60 Arbeiten wider, die „in präzisen Gegenüberstellungen den Blick weit über den Zusammenhang mit dem deutschen Informel richten,

dem Schumachers Werk in schlagwortartiger Verkürzung immer noch überwiegend zugerechnet wird“, so der Hagener Mit-Kurator weiter.

Um dies zu erreichen, wurden Arbeiten von Antoni Tapies, Robert

Motherwell, Willem de Kooning, Cy Twombly, Emilio Vedova und vielen anderen ganz gezielt ausgewählt und bei den verschiedenen Häusern, Einrichtungen und Privatsammlern nachgefragt. Es gilt also, die jeweiligen Positionen der Künstler untereinander zu vergleichen und nach Eigenheiten abzuklopfen, Parallelen aufzustellen, aber eben auch selbstständige Entwicklungen zu verfolgen. Rouven Lotz:


„Wir haben bei der Erarbeitung dieser wirklich außerordentlichen Ausstellung erfahren, dass all diese bedeutenden Maler zwar durchaus an verwandten Problemen und ihren Lösungen gearbeitet haben, gleichwohl aber zu unterschiedlichen Wegen fanden. Die Handschrift eines Emil Schumachers ist eben ab den 60er Jahren etwas ganz Eigenes, Singuläres, Markantes. Das macht seinen internationalen Rang aus, stellt ihn auf eine Stufe mit anderen großen Künstlern.“

Um nicht „betriebsblind“ zu werden und den notwendig distanzierten Blick von außen zu gewährleisten, hat sich das Schumacher-Museum der Hilfe von Prof. Dr. Erich Franz versichert, der lange Jahre als stellvertretender Leiter des Westfälischen Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte tätig war. Der renommierte Kunsthistoriker hat die Präsentation als Gastkurator organisiert und zugleich auch den Hauptartikel im Katalog geschrieben.

Die Schau gliedert sich in fünf Kapitel, die beispielsweise „Rhythmus, Kraft und Widerstand“ heißen. Der Ausstellungstitel entstammt einem Schumacher-Zitat aus dem Jahre 1960: „Meine Malerei ist nichts weiter als eine Form von gesteigertem Leben“, resümierte der Künstler damals. Rouven Lotz sieht darin so etwas wie den verbalen Schlüssel zum Schumacher-Verständnis. Zum tieferen Verständnis über einen Kreativen, der u.a. mehrfach Teilnehmer der Kasseler Documenta und der Biennale in Venedig war und dem noch in jüngerer Zeit vielbeachtete Einzelausstellungen in Den Haag, Locarno, Amsterdam oder Paris den hohen Rang in der Internationalen Kunstgeschichte zugewiesen haben.